Informationsabend:Älter werden in Dachau

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Die Überparteiliche Bürgergemeinschaft (ÜB) schlägt ein Betreutes Wohnen auf dem MD-Gelände vor

Von Petra Schafflik, Dachau

Auch wenn in der Region der demografische Wandel abgemildert wird durch den starken Zuzug, wird die Zahl der Älteren in den kommenden Jahren doch zunehmen. Auch in der Stadt Dachau sollen 2037 deutlich mehr Bürger über 65 leben als vor zwei Jahren, der Demografie-Spiegel des Bayerischen Landesamts weist einen Anstieg um 50 Prozent aus. Angesichts dieser Entwicklung dürfte die Nachfrage nach seniorengerechten Wohnformen, flexibler Unterstützung und Pflege steigen. Vor diesem Hintergrund schlägt die Überparteiliche Bürgergemeinschaft (ÜB) mit ihrem Oberbürgermeisterkandidaten Peter Gampenrieder jetzt vor, dass die Stadt auf dem MD-Gelände ein Betreutes Wohnen für Senioren schafft.

Beim ÜB-Informationsabend zum Thema: "Betreutes Wohnen vor Ort - eine kommunale Aufgabe?" kündigte Gampenrieder am Montag einen entsprechenden Antrag an. Die Richtung möchte Gampenrieder vorschlagen, die konkrete Ausgestaltung eines Betreuten Wohnens in Dachau aber einer breiten Diskussion in der Kommunalpolitik und auch der Bedarfsabfrage bei den Bürgern überlassen. "Mein Ziel ist ein breiter Konsens."

Grundsätzlich stelle sich die Frage, ob Betreutes Wohnen überhaupt eine kommunale Aufgabe ist, erklärte Gampenrieder im Zieglerbräu den Zuhörern, darunter neben ÜB-Mitgliedern auch der Behindertenbeauftragte der Stadt Dachau, Hartmut Baumgärtner, der Kreisvorsitzende des Sozialverbands VdK Anton Hassmann und Vertreter des Dachauer Seniorenbeirats. Tatsächlich gibt es im Landkreis bereits in einigen Gemeinden ein Betreutes Wohnen, teils wie in Karlsfeld oder Petershausen von einem privaten Investor errichtet, teils wie die aktuellen Projekte in Haimhausen und Röhrmoos von der Wohnungsbaugesellschaft im Landkreis gebaut. In der Stadt Dachau biete sich nun mit der Entwicklung der Industriebrache MD-Gelände eine "historische Chance", so Gampenrieder. Denn über die Dachauer Grundsätze der Baulandentwicklung stünden dort ein Drittel der für Wohnen ausgewiesenen Flächen für geförderte Projekte zur Verfügung. Bisher habe die Stadt ausschließlich Sozialwohnungen für Bürger mit niedrigen Einkommen und Wohneigentum nach dem Einheimischenmodell initiiert. Gampenrieder möchte dort noch Betreutes Wohnen.

Nun ist der Begriff Betreutes Wohnen keine Marke, vielmehr verbergen sich dahinter recht unterschiedliche Angebote. Als ein ganz spezielles Modell wurde beim ÜB-Abend das "Betreute Wohnen in Eching" vorgestellt, das der Verein "Älter werden in Eching" betreibt. Bereits 1989 hat dort die im Landkreis Freising gelegene Kommune eine Anlage mit 34 Wohnungen errichtet nach dem Quartierskonzept, erklärte die Vereins-Geschäftsleiterin Siglinde Libich. Im Objekt gibt es neben barrierefreie Wohnungen "alle sozialen Dienstleistungen unter einem Dach". Das sind Sozialstation, Begegnungsstätte mit vielfältigen Angeboten, Läden und eine Wohngemeinschaft für Demenzkranke. Die Einrichtung sei sehr beliebt, betont Libich, da mitten im Zentrum und per öffentlichem Nahverkehr gut erreichbar. Die Miete liege bei 11,50 Euro pro Quadratmeter plus Nebenkosten und Grundleistungspauschale, ein Drittel der Wohnungen sei für Bürger mit niedrigem Einkommen reserviert. Das Betreute Wohnen Eching gilt als Modellprojekt in der Region.

Grundsätzlich sei auch in Dachau für Betreutes Wohnen "eindeutig die Nachfrage da", erklärte in der Diskussion VdK-Vorstand Anton Hassmann, der sich für ein Modell auf kommunaler Ebene aussprach. "Dann wird es günstiger." ÜB-Stadtrat Rainer Rösch zog den Vergleich zur Kinderbetreuung, wo die Stadt auch Gebäude errichte, um den Betrieb dann an einen freien Träger wie Arbeiterwohlfahrt oder Caritas zu übergeben. Eine Minimallösung wäre, dass die städtische Wohnbaugesellschaft Stadtbau eine entsprechend konzipierte Wohnanlage errichte, "und für die weitere Unterstützungsleistung ist dann jeder Bewohner selbst verantwortlich", sagte Gampenrieder. Alternativ könnte sich die Stadt mit einem Träger zusammentun, der dann Betreuung und soziale Angebote im Haus verantwortet. Das Betreute Wohnen in Eching beschreibt einen dritten Weg, da dort ein eigener Trägerverein zum Betrieb des Hauses gegründet wurde, bei dem auch die Gemeinde selbst Mitglied ist.

So komplex muss es in Dachau nicht unbedingt laufen, findet Gampenrieder, der sich noch gar nicht auf ein konkretes Modell festlegen will. Vielmehr könnten Gespräche mit potenziellen Betreibern aufzeigen, welche Größe und Betriebsform für die Stadt Dachau sinnvoll sei. Ziel sei ein Prozess, bei dem sich "jeder noch einbringen kann." Wichtig wäre Gampenrieder dann ein grundsätzliches Bekenntnis des Stadtrats zu einem städtischen Projekt "Betreutes Wohnen in Dachau".

© SZ vom 02.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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