Als Menahem Mairovich an einem Freitagmittag Ende August den kleinen Innenhof im Kloster Indersdorf betritt, schieben sich Bilder der Vergangenheit vor sein inneres Auge. Schnellen Schrittes geht der 85-Jährige in die Mitte des Hofes, den Mauern mit vielen Fenstern umringen; dahinter stechen die Zwillingstürme der Klosterkirche in den fast wolkenlosen Himmel. Vor einem Gullydeckel im Rasen stoppt Menahem Mairovich und beugt sich nach unten. Zum letzten Mal war er als Sechsjähriger an dieser Stelle. Er erinnert sich: Wo sich jetzt der Gully befindet, sei damals ein viereckiges Abflussloch gewesen. Immer wenn es geregnet habe, habe sich an einer Ecke des Innenhofs eine Pfütze gebildet. Er habe dann einen Graben von der Pfütze zum Abflussloch gebuddelt, damit das Wasser abfließen konnte.
Holocaust-Überlebender in Markt IndersdorfReise voller Kindheitserinnerungen
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Nach Kriegsende kamen junge Überlebende der nationalsozialistischen Verfolgung in einem Kinderzentrum im Kloster Indersdorf unter und wurden dort auf ein neues Leben in Freiheit vorbereitet. Menahem Mairovich war einer von ihnen. 79 Jahre später kehrt er erstmals in die bayerische Gemeinde zurück.
Von Thomas Radlmaier, Markt Indersdorf

Historie: Zufluchtsort für junge Holocaust-Überlebende:Die Kinder von Markt Indersdorf
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