Kein Fasching in Indersdorf:"Ich bin schon sehr wehmütig"

Faschingszug

Wer hätte gedacht, dass man im Februar 2020 zum vorerst letzten Mal Fasching feiern würde? Einen vom Faschingskomitee Indersdorf veranstalteten Umzug wird es jedenfalls auch in diesem Jahr nicht geben. Archivfoto: Niels P. Jørgensen

Die zweite Absage für den Indersdorfer Gaudiwurm: Warum das Faschingskomitee heuer erneut seinen Umzug abgesagt hat - und die Narren dennoch optimistisch in die Zukunft blicken.

Interview von Thomas Altvater

Immer im Januar beginnt für das Faschingskomitee Indersdorf eigentlich die intensivste Zeit des Jahres: Unter Hochdruck koordinieren die Organisatoren alles Nötige, damit sich der Indersdorfer Gaudiwurm auf der fast zwei Kilometer langen Strecke bis zum Marktplatz schlängeln kann. Doch heuer ist - bereits zum zweiten Mal in Folge - alles anders. Ihren Faschingsumzug haben die Indersdorfer Narren aufgrund der Pandemie bereits Ende November abermals abgesagt. Im Gespräch erklärt Pressesprecher Johannes Böller, wie das Komitee mit einem weiteren Jahr ohne Faschingsumzug umgeht, und warum er Hoffnung hegt für einen Umzug im kommenden Jahr.

SZ: Herr Böller, der Faschingsumzug in Indersdorf ist nun zum bereits zweiten Mal abgesagt. Wie geht es Ihnen damit?

Johannes Böller: Das ist für uns als Faschingskomitee natürlich ein harter Schlag, eine schwere Sache. Auch, weil es nun das zweite Jahr in Folge ist, in dem wir den Fasching absagen müssen. Denn gerade jetzt ist die Zeit, in der es mit den ganzen Planungen langsam losgehen würde. Ich bin deshalb schon sehr wehmütig. Auch nachdem das bei uns schon so lang im Vorhinein klar war, dass der Fasching ausfällt, ist es natürlich schwer.

Kein Fasching in Indersdorf: Johannes Böller ist der Pressesprecher des Faschingskomitee Indersdorf und zuversichtlich, dass nach zweijähriger Pause im kommenden Jahr wieder ein Faschingsumzug durch Markt Indersdorf möglich sein wird.

Johannes Böller ist der Pressesprecher des Faschingskomitee Indersdorf und zuversichtlich, dass nach zweijähriger Pause im kommenden Jahr wieder ein Faschingsumzug durch Markt Indersdorf möglich sein wird.

(Foto: privat)

Sie haben den Faschingsumzug in Indersdorf bereits Ende November des vergangenen Jahres abgesagt. Warum so früh?

Ja, es stimmt, dass wir uns da schon sehr früh entschieden haben. Wir haben damals nicht lange überlegt: Für eine solche Veranstaltung mit mehreren Tausend Besuchern haben wir als Faschingskomitee einfach sehr viel Verantwortung. Ein weiterer Grund für die Absage ist die lange Vorbereitungszeit. Die Wägen werden teilweise schon im November oder Dezember gebaut. Darum haben wir uns Ende November 2021 mit den Faschingsgesellschaften aus Petershausen, Weichs und Vierkirchen zusammengesetzt, uns verständigt und die Umzüge schließlich gemeinschaftlich abgesagt. Wenn wir gesagt hätten, dass wir noch warten mit der Absage, dann hätten die Freiwilligen wahrscheinlich schon viel Zeit und Geld in ihre Wägen gesteckt. Darum haben wir das so früh und nicht etwa erst Ende Januar entschieden.

Sie stehen mit den vielen Wagenbauern in Kontakt. Wie ist dort die Stimmung derzeit, wo diese doch jetzt eigentlich an ihren Faschingswägen sägen, schrauben oder bohren würden?

Die waren schon sehr enttäuscht. Für die Wagenbauer, gerade auch für die vielen jungen Leute war das schon immer ein Event. Das geht ja auch über eine längere Zeit: Bis so ein Wagen gebaut ist, das dauert zwei bis drei Monate. Auch das Hinfiebern beginnt schon viele Wochen davor. Deshalb war es schwer, alle noch einmal zu vertrösten. Aber jeder hat Verständnis.

Wie sieht es nun finanziell aus in Ihrem Faschingskomitee, denn durch den ausgefallenen Fasching dürften Ihnen viele Einnahmen entgehen?

Finanziell ist es nicht ganz einfach. Wir haben zwar nicht viele Fixkosten, das ist unser Vorteil. Aber trotzdem ist es so, dass das ganze Projekt finanziell am Leben gehalten werden muss. Da fehlen uns der Umzug und die damit verbundenen Einnahmen einfach. Und je länger nichts stattfindet, desto schwieriger wird es für uns. Ähnlich ist es da mit den Helfern. Uns unterstützen ungefähr 200 Freiwillige aus vielen Vereinen im Umland, Sportvereine, der Burschenverein, die Freiwillige Feuerwehr. Je länger man alles ausfallen lässt, desto größer ist die Gefahr, dass die Motivation bei einigen sinkt. Die Beständigkeit fehlt einfach. Das große Problem liegt allerdings in der Gesamtzeit: Zwei Jahre ohne Fasching sind für uns gerade noch so verkraftbar. Aber was passiert, wenn es den Faschingsumzug drei oder vier Jahre nicht gibt?

Befürchten Sie ein Nachwuchsproblem?

Nein, das sehe ich noch nicht. Das Spektrum der Teilnehmer ist bei uns so groß, von ganz kleinen Kindern bis zu älteren Leuten. Deshalb hat da jeder von klein auf den Fasching in den Genen oder eine gewisse Verbindung zum Fasching. Ich glaube schon, dass gerade die jungen Leute da weiter motiviert sein werden.

Wie verbringen Sie die Faschingszeit in diesem Jahr? Für Sie müsste es ja eine ruhige Zeit werden.

Wir wollen nicht, dass an Fasching heuer gar nichts passiert. Im vergangenen Jahr haben wir zum Beispiel eine Aktion für die Kinder gemacht, die bei uns Faschingsbilder einschicken und Preise gewinnen konnten. Und wir haben im Livestream zwei unserer Faschingsfilme gezeigt, einen älteren Streifen und einen aus dem Jahr 2020. Unser Filmarchiv geht bis auf das Jahr 1973 zurück. In diese Richtung könnten wir heuer wieder etwas machen. Was aber genau passiert, das wissen wir noch nicht.

Blicken wir auf das kommende Jahr. Wie zuversichtlich sind Sie, dass es 2023 einen Umzug geben wird?

Wir hoffen einfach sehr, dass man im kommenden Jahr wieder über einen Faschingsumzug nachdenken kann. Wenn etwas zu lange nicht stattfindet, dann ist es immer schwierig, es wieder anzufangen. Ich gehe schon davon aus, dass dann alle motiviert sein werden, wenn es wieder so weit ist. Und das wünsche ich mir dann auch: dass alles wieder gut weiterlaufen kann.

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