Süddeutsche Zeitung

Im Helios-Amperklinikum:Fortsetzung eines Lebenswerks

Gerlinde Debus hat die gynäkologische Betreuung behinderter Frauen in Dachau etabliert. Nun gibt es eine Nachfolgerin

Die gynäkologische Betreuung von Frauen mit einer Behinderung am Dachauer Krankenhaus wird fortgesetzt. Die darauf spezialisierte Medizinerin Gerlinde Debus ging im August in den Ruhestand, zunächst wurde nur ein Nachfolger für ihre Aufgabe als Chefärztin der Frauenklinik gefunden. In ganz Bayern gibt es nur zwei Kliniken, die behinderte Frauen und Mädchen frauenärztlich betreuen, fünf sind es deutschlandweit. Nun hat das Helios-Amperklinikum eine Ärztin gefunden, die diese Sprechstunden übernimmt.

Vor elf Jahren hatte Gerlinde Debus die deutschlandweit erste gynäkologische Spezialsprechstunde für Frauen und Mädchen mit Behinderungen im Dachauer Klinikum eröffnet. Die Patientinnen kommen aus dem gesamten Großraum München. Debus hatte sieben Jahre lang um die kassenärztliche Zulassung einer solchen Einrichtung gekämpft. Bis zur Übergabe an ihre Nachfolgerin hat sie die Spezialsprechstunde fortgeführt. Magdalena Krumbacher tritt nun ihre Nachfolge an. Die ausgebildete Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe arbeitet bereits seit 2004 am Amper-Klinikum. "Mir war es wichtig, dass unsere Spezialsprechstunde von einer Kollegin weitergeführt wird, die nicht nur fachlich auf diese besondere Patientengruppe eingestellt ist, sondern auch immer ein offenes Ohr hat. Mit Frau Krumbacher hätte ich mir keine bessere Nachfolgerin wünschen können", sagt Debus. Sie hatte gemeinsam mit den "Netzwerkfrauen Bayern", ein Zusammenschluss von 250 behinderten Frauen, die Sprechstunde etabliert. Jahrelang kämpfte sie für deren Recht auf eine angemessene fachkundige gynäkologische Versorgung. Das Amper-Klinikum Dachau war schließlich eine der ersten Kliniken in Deutschland, welche die nötigen barrierefreien Räumlichkeiten und eine behindertengerechten Ausstattung anbot. "Professor Debus hat das gynäkologische Angebot damals grundlegend verändert. Es ist für mich eine große Ehre, die Sprechstunde übernehmen und weiterführen zu können", sagt Krumbacher.

So ganz in den Ruhestand ist Gerlinde Debus nicht gegangen. Die frühere Chefärztin, die sich auch auf die Diagnose und Behandlung des Beckenbodens spezialisiert hatte, war bei ihren Patientinnen beliebt vor allem wegen ihrer empathischen Art. "Ich will meine Patientinnen auf Augenhöhe haben", sagte sie über ihre Arbeit.

Debus befasste sich auch mit den psychosomatischen und psychischen Aspekten von Krankheiten. Sie fragt danach, wie ein Gespräch oder ein Diagnoseverlauf Teil der Heilung eines Patienten werden kann. Nun führt die Ärztin eine Praxis für neurointegrative Medizin im Münchner Lehel und bietet auch weiterhin private Sprechstunden in der Frauenheilkunde an. Debus hatte sich noch als Chefärztin zur Ostheopatin für neurologische Integrationsmedizin ausbilden lassen. Dabei handelt es sich um eine manuelle Behandlungstechnik, um Regulationsstörungen im Körper auszugleichen. Gerade in der Gynäkologie sieht Debus ein großes Aufgabenfeld, das bis zur Unterstützung des Kinderwunsches reicht. Außerdem engagiert sie sich für die evangelische Friedenskirche im Gemeindevorstand

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SZ vom 28.03.2018 / vgr
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