Im Barocksaal des Dachauer Schlosses:Authentische Klänge

Volksmusikabend

Zitherklub-Vorsitzender Jürgen Buckner erinnerte an die Dachauer Volksmusiker Heiner Hüller und Franzi Schwab.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Konzert des Zitherklubs ist ein Fest für Volksmusikfreunde

Von SONJA SIEGMUND, Dachau

Eng zusammenrücken mussten nicht nur die Besucher im Renaissance-Saal des Dachauer Schlosses. Ziemlich beengt waren auch die Mitglieder des Zitherklubs und die anderen Musikgruppen samt Sprecher auf der Bühne. Seit 1959 hat der Zitherklub Dachau nun zum 58. Mal zu seinem Volksmusikkonzert eingeladen. Wie gewohnt waren sowohl die Nachmittags- wie auch die Abendveranstaltung nahezu ausverkauft.

Viele der zumeist älteren Volksmusikfreunde hatten für diesen Anlass ihre Festtagstracht angelegt. Festlich geschmückt war auch das Podium, auf dem sich zu den 25 Zitherklub-Musikanten noch zwei Gesangs- und zwei Instrumentalgruppen sowie Sprecher Siegi Götze arrangiert haben. Mit einem herzlichen "Grüß Gott beinander" begrüßte der langjährige Vorsitzende Jürgen Buckner das Publikum, darunter Ehrengäste aus Stadt und Landkreis.

In seinem Grußwort erinnerte Buckner an zwei verstorbene Dachauer, die sich um die Volksmusik und den Zitherklub im besonderen verdient gemacht haben. Vor genau 20 Jahren war völlig unerwartet Heiner Hüller verstorben, langjähriger Dirigent des Zitherklubs, Initiator des Dachauer Adventssingens sowie Organisator von Volksmusik- und Jazzveranstaltungen. Als "Urgestein der traditionellen Volksmusik", passionierten Zitherspieler und Ausnahmemusiker, der keine Noten kannte, bezeichnete Buckner den "Schwab Franzi", der vor kurzem 90 Jahre alt geworden wäre.

Unter der bewährten Leitung von Heinz Neumaier eröffnete der Zitherklub die Nachmittagsvorstellung mit dem "Haslauer Boarischen". Die weiteren Instrumental- und Gesangsgruppen nahmen die Gäste mit auf eine musikalische Wanderung, die von Dachau ins bayerische Oberland führt, über den Chiemgau und Rupertiwinkel ins Berchtesgadener Land. Als Freude für Augen und Ohren zugleich erwies sich der "Dreiwinkl G'sang" mit Erika Dettendorfer, Tamara Kaltenbacher an der Zither und Michi Scheil, der auf seiner Ziach begleitete. Mit ihren schönen, ausgeprägten Singstimmen und klangvollen Jodlern eroberte der gemischte Dreigesang schon beim ersten Lied ("Ja bei dir drin") das Publikum.

Einen schönen Kontrast hierzu boten die jungen Ramsauer Sänger, die allesamt handwerkliche Berufe ausüben und in der Freizeit als Viergesang auftreten. Einen beachtlichen Beweis ihrer Sangesfreude gaben drei der Resch-Brüder, der Vierte war diesmal nicht in Dachau dabei, mit dem etwas wehmütig anmutenden Volkslied "Iatz is halt scho da Summa aus". Sechs Musikanten aus der Gegend rund um den Samerberg, die sich "De boarische Bris" nennen, waren mit der größten Besetzung angereist. Mit zwei Basstrompeten, Flügelhorn, Akkordeon, Harfe und Tuba hatten die jungen Volksmusiker den klanggewaltigsten Auftritt des Abends, was sie mit dem "Oachkoda"-Walzer bewiesen. Weniger ausdrucksstark, dafür mehr besinnlich, präsentierte sich das Gitarrenduo Neumaier/Köhl, das sind Dirigent und Volksmusikkenner Heinz Neumaier und dessen Gitarreschüler Markus Köhl, ebenfalls Mitglied im Zitherklub.

Durch den Abend führte Siegi Götze, der aus Schleching im oberen Achental stammt und als Sprecher von Rundfunksendungen und als Organisator von Volksmusiktreffen bekannt wurde. Mit seinen spaßigen Verserln und Anekdoten gelang es dem Moderator gleichzeitig, das Publikum zu unterhalten und an altbairische Traditionen im Herbst und Winter anzuknüpfen. Da wird an die Gamsjagd im Hochgebirge erinnert, an Wilderer und Weibsleut, an Almabtrieb und böse Wintergeister. Da wird der altbairische Brauch geradezu lebendig, als die Dorfhirten im Herbst mit einer Gans für ihre Dienste entlohnt wurden. Da wird ein knusprig-gebratenes Martini-Ganserl sichtbar, das man sich vor der adventlichen Fastenzeit besonders gut schmecken lässt. Da ist auch von Vogelhändlern die Rede und von trillernden Singvögeln in den Stub`n in längst vergangenen Zeiten ohne Radio oder Fernsehen.

Einmal mehr haben der gastgebende Zitherklub und die befreundeten Musikgruppen gezeigt, dass echte Volksmusik mit viel Abwechslung und Niveau präsentiert werden kann. Solange Brauchtum so intensiv und authentisch nahegebracht wird, bleibt auch die Hoffnung, dass alte Traditionen erhalten und neu belebt werden. In Dachau jedenfalls scheint dies angesichts einiger junger Musikanten im Zitherklub gelungen zu sein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: