Im Altenheim Deutenhofen:Hebertshausen lehnt Flüchtlingsunterkunft ab

Das Sammellager mit 160 Bewohnern in Dachau wird Ende 2012 geschlossen, und die Bezirksregierung möchte das ehemalige BRK-Altenheim. Doch es gibt Widerstand.

Petra Schafflik

Weil die Baugenehmigung für die bestehende Asylbewerberunterkunft an der Kufsteiner Straße in Dachau Ende 2012 ausläuft, sucht die Regierung von Oberbayern nach Alternativen. Als möglicher Standort für das Flüchtlingslager ist nun das ehemalige Altenheim des Roten Kreuzes (BRK) im Hebertshausener Ortsteil Deutenhofen besichtigt worden. Das leer stehende Anwesen ist im Besitz des Landkreises. Doch die Gemeinde Hebertshausen wird ein Asylheim keinesfalls genehmigen: "Dann werden wir eine Veränderungssperre erlassen", kündigte Bürgermeister Michael Kreitmeir (FW) im Gemeinderat schon einmal vorsorglich an. Aber auch der Landkreis halte nichts von dieser Idee, betont Gerhard Weber, Sprecher des Landratsamtes.

Im Altenheim Deutenhofen: Das leerstehende Seniorenwohnheim des BRK in Deutenhofen wäre eine Alternative für die Jahre gekommenen Baracken an der Kufsteiner Straße in Dachau.

Das leerstehende Seniorenwohnheim des BRK in Deutenhofen wäre eine Alternative für die Jahre gekommenen Baracken an der Kufsteiner Straße in Dachau.

(Foto: DAH)

Nach der Zukunft des seit Jahresbeginn leer stehenden Altenheims hatte sich CSU- Gemeinderat Richard Reischl in der Sitzung am Dienstagabend erkundigt, da im Dorf bereits Gerüchte über ein mögliches Asylheim kursierten. Tatsächlich haben Vertreter der Regierung von Oberbayern das Gebäude besichtigt, wie Bürgermeister Michael Kreitmeir (FW) bestätigte. Die Immobilie sei als durchaus geeignet für die Unterbringung von Asylbewerbern eingestuft worden. Doch eine Flüchtlingsunterkunft mit rund 160 Bewohnern in einem Dorf mit 2300 Einwohnern hält der Bürgermeister, wie er erklärte, für unverhältnismäßig. Die Asylbewerber würden sieben bis acht Prozent der Bevölkerung ausmachen, "das wäre massiv", sagte Kreitmeir im Gespräch mit der SZ.

Grundsätzlich sei er dafür offen, in Hebertshausen eine kleine Anzahl von Flüchtlingen dezentral unterzubringen. Doch eine große Gemeinschaftsunterkunft lehne er dezidiert ab. Da weiß sich der Bürgermeister einig mit seinem Gemeinderat. SPD-Fraktionssprecherin Marianne Klaffki betonte nachdrücklich, das Konzept der Sammelunterkünfte gelte in Fachkreisen wie dem Flüchtlingsrat längst als überholt und veraltet. "Allenthalben werden dezentrale Unterkünfte gefordert, die viel sinnvoller sind."

In Dachau ist das bestehende Flüchtlingslager vor mehr als zwanzig Jahren am äußersten Rand der Stadt als Übergangslösung gebaut worden. An den fünf Holzbaracken mit Wellblechdach, die zurückgesetzt an der Kufsteiner Straße liegen, hat sich seitdem nicht viel verändert. Als "Slum" hat die Vorsitzende des Dachauer Arbeitskreises Asyl, Rose Kraus, daher einmal die einfachen, völlig abgewohnten Unterkünfte bezeichnet. Von Fachleuten wie Politikern gibt es deshalb längst die Forderung, das Wohnlager aufzulösen, wenn Ende 2012 die Baugenehmigung ausläuft. Allerdings fehlen dafür bislang tragfähige Alternativen.

Doch wenn es nach den Verantwortlichen im Landkreis geht, wird auch das aufgelassene Altenheim in Deutenhofen eine solche Alternative nicht sein. Ein Ortstermin habe zwar stattgefunden, bestätigte der Sprecher des Landratsamts, Gerhard Weber. Denn das Anwesen, an das das Rote Kreuz per Erbpachtvertrag noch gebunden ist und das im Eigentum des Landkreises steht, wird aktuell auf dem Immobilienmarkt angeboten. Diese Offerte ist bei der Regierung von Oberbayern auf Interesse gestoßen, denn die Bezirksregierung ist bekanntlich intensiv auf der Suche nach geeigneten Unterkünften für Asylbewerber, wie Weber erläutert. "Wir suchen in ganz Oberbayern, die Mitarbeiter sind täglich unterwegs", bestätigt Heinrich Schuster, Pressesprecher der Regierung von Oberbayern. a die Zahl der Asylbewerber wieder steigt, werden auf breiter Basis zusätzliche Unterkünfte benötigt. Doch Überlegungen für eine Asylbewerberunterkunft Deutenhofen seien "in keiner Weise konkret", betont Landratsamtssprecher Weber. Zumal nicht klar sei, ob die Dachauer Unterkunft weitergeführt werde oder nicht. Definitiv habe aber auch der Landkreis "kein nachhaltiges Interesse daran, dass das ehemalige Pflegeheim in Hebertshausen künftig als Asylbewerberunterkunft genutzt wird".

Sollten die Überlegungen für eine Asylbewerberunterkunft Deutenhofen doch noch konkret werden, will die Gemeinde dies mit ihrer Planungshoheit abwehren. Das kündigte Bürgermeister Michael Kreitmeir an. Die Gemeinde kann die Immobilie mit ihrem weitläufigen Grundstück von 17 000 Quadratmetern Größe nicht selbst erwerben, da ihr das Geld dafür fehlt. Sonst hätte man auf dem Areal schon zum Beispiel ein Mehrgenerationenhaus errichtet. "Das gibt der Haushalt nicht her." Also setzt der Bürgermeister auf das Baurecht. Bevor das ehemalige Pflegeheim als Flüchtlingslager genutzt werden könnte, wäre eine Nutzungsänderung und damit auch das Einvernehmen der Gemeinde nötig, erklärt auch Landratsamtssprecher Weber. Diese Zustimmung, das betont der Bürgermeister, werde die Gemeinde Hebertshausen keinesfalls erteilen.

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