Idee für MD-Wasserturm:Barbecue-Restaurant mit Ausblick

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Der Wasserturm auf dem MD-Gelände ist ein Industriedenkmal von sprödem Charme. Es zu erhalten, wird teuer. Der junge Dachauer Florian Alexander Fuchs hat sich ein Konzept überlegt, das Geld einbringen könnte.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Denkmalschutz hat einen großen Feind: Er ist oft nicht finanzierbar. Eine kulturelle Nutzung, das ist oft das einzige, was den Beteiligten zu denkmalgeschützten Gebäuden einfällt. Ab und zu braucht es aber mal jemand, der sich traut, Geld verdienen zu wollen. Oder jemand, der einfach gerne grillt.

So jemand ist Florian Alexander Fuchs. Zudem ist der Dachauer auch noch Innenarchitekt. Für seine Bachelor-Arbeit an der Akademie der Bildenden Künste in München hat sich der 23-Jährige ein Nutzungskonzept für den Wasserturm auf dem MD-Gelände ausgedacht. Seine Idee: ein Barbecue-Restaurant mit offenen Grills und Räucheröfen nach amerikanischer Art. Der Gastraum soll auf 310 Quadratmetern im Sockelgebäude Platz finden. Das Dach soll bei gutem Wetter als Terrasse dienen. Nach dem Essen (oder auch vorher) können die Gäste auf den Wasserturm hinaufsteigen oder mit dem Aufzug fahren. Oben können sie von dem insgesamt 31 Meter hohen Gebäude nicht nur die Aussicht auf die Altstadt genießen, sondern auch einen Drink nehmen - damit wären dann auch die Vegetarier unter den Gästen versorgt.

"Einzigartiges Gastrokonzept"

"Das Gastrokonzept wäre einzigartig im weiten Umkreis", sagt Fuchs. "Dafür würden vielleicht selbst Münchner nach Dachau kommen." Eine solche Nutzung, glaubt Fuchs, könnte sich schnell amortisieren und die Kosten an dem zur Zeit ziemlich wackligen Turm von 1951 in absehbarer Zeit wieder einspielen. Ende März war im Bauausschuss bekannt gegeben worden, dass die Sanierung des angerosteten Turms etwa 427 000 Euro kosten soll. Ein Gutachten hatte ergeben, dass der Turm dafür vollständig zerlegt werden muss. Eine teure Angelegenheit, an die sich wohl nur jemand mit tragfähigem wirtschaftlichem Konzept herantrauen wird.

Fuchs hat sein Konzept bis in die Details der Speisekarte ausgearbeitet. Das fiel ihm nicht schwer, er legt Wert auf gutes Essen. Bei Freunden ist er als Grillmeister gefragt. Für die Einrichtung des Wasserturms hat er sich genauestens darüber informiert, wie in Restaurants gearbeitet wird. "Was passiert mit dem Fleisch nach der Lieferung? Kühlen, Würzen, Marinieren, Räuchern - jeder Arbeitsgang muss seinen Platz finden."

Der Clou ist natürlich, dass nicht nur in der Küche gearbeitet wird, sondern vor den Augen der Gäste, die sich ihr Steak direkt am Grill aussuchen dürfen. Der Raum mit den großen Fenstern und 6,50 Metern Deckenhöhe hat gute Bedingungen für die nötige Belüftung. Das Barbecue ist wohl eine Erfindung deutscher Auswanderer in Texas - dorthin hat es der junge Innenarchitekt noch nicht geschafft. Er kennt ähnliche Restaurants aus Reisen durch Kalifornien.

Ein Stück Heimat

Es geht aber nicht nur ums Essen. Fuchs will auch einen Treffpunkt für die neuen Bewohner des Viertels schaffen. "Ich stelle mir vor, dass ich als Zugezogener gern auf den Turm steigen und auf mein neues Zuhause schauen möchte", sagt er. Für ihn, wie für viele Dachauer, ist der Wasserturm ein Stück Heimat. Fuchs ist nicht der erste, den das Thema MD sogar im Studium beschäftigt. Vor sechs Jahren hatte sich bereits die Architektin Veronika Pöllmann für ihre Diplomarbeit an der Technischen Universität München mit möglichen Nutzungen für das Heizkraftwerk befasst - dieses steht allerdings nicht unter Denkmalschutz und soll abgerissen werden.

Den Dachauern scheint die Barbecue-Idee zu gefallen: Sein Modell hatte Fuchs während der Bürgerbeteiligung zum MD-Gelände im Thoma-Haus ausgestellt. "Super Idee", "Sensationell" und "Macht das bitte möglich" kommentierten sie auf Zetteln. Auch seine Dozenten an der Universität konnte Fuchs überzeugen, sie stellten ihm ein Empfehlungsschreiben an den Geschäftsführer der Dachau Entwicklungsgesellschaft, der das Gelände gehört, Herbert Ullmann aus. Dem gefiel die Idee vorher schon. Er hatte Fuchs das Gelände gezeigt und das Wasserturmgebäude aufgesperrt.

Wendeltreppe durch den Kessel

Dessen jetziger Zustand zeigt, wie viel Fantasie Fuchs aufbringen musste, um sich ein Restaurant hineinzudenken: Rohre, Kessel, Leitungen füllen den Raum. Ein trister Anblick. Fuchs sieht in seinem Konzept vor, einen der Kessel, in denen früher das Wasser durch Kies gefiltert wurde, zu erhalten und in diesen ein Treppenhaus einzubauen. Die Wendeltreppe soll aufs Dach des Sockelgebäudes führen.

Im Haus seiner Eltern in Dachau hat Fuchs an seinem Konzept gearbeitet, dort steht nun auch das Modell seines Restaurants - mit den unterschiedlichen Sitzgruppen, klitzekleinen Messingstühlchen und den offenen Waschbecken. Die Gäste sollen sich nämlich trauen, mit den Fingern zu essen - Hände waschen können sie gleich daneben, ohne Umweg zur Toilette im ersten Stock. Es scheint, als habe Fuchs an alles gedacht. Auch einen Namen und ein Logo hat sein Restaurant: Beef Boss BBQ. Bekommt er da nicht Lust, das Ganze selbst in die Tat umzusetzen? Da wehrt Fuchs mit einem Lächeln ab. "Die nächsten 30 Jahre am Burger-Grill zu stehen, das ist mir dann doch zu langweilig."

© SZ vom 28.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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