Dachau:Die Empörung hält an

Dachau: "Lauter ist ein Schweigen nie gewesen", kritisiert die CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler.

"Lauter ist ein Schweigen nie gewesen", kritisiert die CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler.

(Foto: Katrin Staffler)

CID-Präsident Jean-Michel Thomas kritisiert Mahmud Abbas' Holocaust-Relativierung. Auch CSU-Politiker kritisieren ihn und finden das Schweigen von Kanzler Olaf Scholz "beschämend".

Von Helmut Zeller, Dachau

Nach seinem Vize Abba Naor hat nun auch der Präsident des Comité International de Dachau (CID), Jean-Michel Thomas, den Auftritt des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas in Berlin scharf verurteilt. Abbas hatte am Dienstagnachmittag auf einer Pressekonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Kanzleramt dem Staat Israel "50 Holocausts" an den Palästinensern vorgeworfen - Scholz schwieg dazu und wies diese Aussage erst später öffentlich energisch zurück. Der CID-Präsident schreibt der SZ Dachau: "Ich bin empört über die Erklärung des Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, ich halte sie für beschämend und schließe mich der Erklärung Abba Naors voll und ganz an."

Der Shoah-Überlebende hatte der SZ gesagt, dass Mahmud Abbas den Holocaust-Vorwurf gezielt erhoben habe, um die israelfeindliche und antisemitische Stimmung in Deutschland aufzuheizen. Vizelandtagspräsident Karl Freller (CSU), Direktor der bayerischen Gedenkstättenstiftung, betrachtet, wie er erklärt, die "unerträglichen Äußerungen" von Abbas als eine "Schande".

"Der Bundeskanzler hat versagt"

Abbas' Holocaust-Relativierung rief massive Empörung hervor. Kritik traf aber auch Kanzler Scholz, der auf der Pressekonferenz dazu geschwiegen hatte. Freller erklärte: "Ich frage mich: Wie kann das Kanzleramt Herrn Abbas eine derartige Bühne für seine Provokationen bieten und dazu auch noch schweigen?" Deutschland stehe klar zu seiner historischen Verantwortung und damit zum Staat Israel. Das thematisiert auch die Dachauer CSU-Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler. "Für mich als geborene Dachauerin und direkt gewählte Wahlkreisabgeordnete war das Schweigen von Bundeskanzler Olaf Scholz beschämend." Man müsse jeglicher Leugnung oder Relativierung des Holocaust unmittelbar und entschieden entgegentreten. "Hier hat der Bundeskanzler versagt. Lauter ist ein Schweigen nie gewesen und den Schaden, den es angerichtet hat, werden wir noch lange spüren."

Freller warnt: "Jahr für Jahr nehmen antisemitische Hass- und Straftaten in unserem Land zu." Er verweist auf die laufende Documenta 15 in Kassel, die antisemitischen Kunstwerken einen Platz geboten hat. "Mir erscheint es so, als würde derzeit stetig die Grenze dessen ausgelotet, was unsere Gesellschaft bereit ist, zu tolerieren oder zu akzeptieren - um sie dann weiter in Richtung Extrem zu verschieben."

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