Hohe Auszeichnung:Die Riederin

Verfassungsmedaille

Kreszenz Reindl, auch d'Riederin genannt, kümmert sich mit ihren 93 Jahren nicht nur um sich selbst, sondern auch um ihre schwerbehinderte Tochter Theresia.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Am 1. Dezember wird Kreszenz Reindl für ihr soziales Engagement die goldene Verfassungsmedaille verliehen

Von Jacqueline Lang, Erdweg/Eisenhofen

Ihren 93. Geburtstag hat Kreszenz Reindl in diesem Jahr gefeiert. Und nun gibt es für sie erneut Grund zur Freude: Wie der Landtag in München am Dienstag mitgeteilt hat, wird die Eisenhofenerin aus dem Landkreis Dachau mit der Verfassungsmedaille 2017 in Gold ausgezeichnet.

Geehrt werden mit dieser Auszeichnung seit 1961 Bürger, "die in herausragender Weise zum Zusammenhalt der Menschen in Bayern beitragen, sich aktiv für die Werte der Bayerischen Verfassung einsetzen und diese mit Leben erfüllen", wie es auf der Homepage des Bayerischen Landtages heißt. Die Auszeichnung in Gold werde an Persönlichkeiten verliehen, "die sich "in hervorragender Weise" um die Verfassung des Freistaates Bayern verdient gemacht haben", heißt es weiter. Neben Reindl, in der Gemeinde auch als d'Riederin bekannt, werden unter anderem der Fußballer Philipp Lahm, der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann, der aus Kanada stammende Politiker Jacques Chagnon und Birgit Seelbinder, die ehemalige Oberbürgermeisterin von Marktredwitz mit der Goldmedaille ausgezeichnet. Die Auszeichnung in Silber bekommen weitere 45 Personen verliehen, unter anderem die Unternehmerin Regine Sixt, die CSU-Politikerin Dagmar Wöhrl, der Schauspieler, Miroslav Nemec und der SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher sowie Hubert Aiwanger, Bundesvorsitzender der Freien Wähler.

Im Fall von Reindl handelt es sich bei der Ehrung um eine überaus persönliche Angelegenheit. Im Gegensatz zu den meisten wird sie nämlich nicht für ihr Engagement in einem Verein oder einer Stiftung geehrt, sondern für die Pflege ihrer körperlich und geistig behinderten Tochter Theresia. Seit nun mehr 63 Jahren pflegt sie diese und das auch im hohen Alter fast völlig ohne Hilfe. Fragt man Reindl, wie sie das alles alleine bewerkstelligt, lächelt sie nur bescheiden und sagt: "Ja mei, des geht scho". Nie haben sie darüber nachgedacht ihre Tochter, die zusätzlich zu ihrer Behinderung auch noch fast blind ist, in ein Heim zu geben, sagt sie.

Vorgeschlagen für die Ehrung hat sie ihr Sohn Michael Reindl, ehemaliger Bürgermeister (FW) von Erdweg, bei einem Sozialempfang mit Sozialministerin Emilia Müller (CSU) in Erding im Juni diesen Jahres. Dort wurden ebenfalls mehrere Persönlichkeiten für ihr ehrenamtliches Engagement geehrt. Dass seine Mutter nun die Verfassungsmedaille verliehen bekommt, hat Reindl dann aber doch überrascht. Für Kreszenz Reindl ist es schon die zweite Ehrung. Im Februar 1989 bekam sie vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung erstmals eine Dank- und Ehrenurkunde für "die aufopfernde Pflege eines behinderten Menschen in Bayern".

Zu der Verleihung der Verfassungsmedaille im Dezember wird Reindl gemeinsam mit ihrer Familie fahren. Mehr noch als Reindl selbst dürfte sich ihre Tochter auf den Abend freuen, denn Theresia ist ein leidenschaftlicher Fan des FC Bayern und hat an diesem Abend die Möglichkeit, den ehemaligen Kapitän der Mannschaft Lahm persönlich zu treffen. Reindl hingegen behagt der Trubel um ihre Person nicht so ganz. Sie ist niemand, der sich selbst gerne in den Mittelpunkt stellt. Die Verleihung der Auszeichnung findet am 1. Dezember im Senatssaal des Maximilianeums in München statt. Die Ansprache wird in diesem Jahr die Schauspielerin Jutta Speidel zum Thema "Gelebtes Gemeinwohl und Nachhaltiges Engagement in Bayern" halten und die Auszeichnung in Gold wird im Anschluss von Landtagspräsidentin Barbara Stamm überreicht.

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