Süddeutsche Zeitung

Hofmarkkirche Schönbrunn:Es bröselt vom Himmel

Zum "Tag des offenen Denkmals" kann man am Sonntag zahlreiche Baudenkmäler im Landkreis besichtigen, darunter auch die Hofmarkkirche Schönbrunn. Ein Förderverein bemüht sich seit Jahren, das herausragende Kleinod des Barock vor dem weiteren Verfall zu bewahren

Von Franziska Stolz, Röhrmoos

Von außen macht die Hofmarkkirche Schönbrunn keine schlechte Figur, doch die gepflegte Fassade täuscht: Hinter der Eingangstür bietet sich ein trister Anblick. Baugerüste an den Wänden, die Einrichtung fehlt, der Glanz vom Blattgold ist erloschen, statt alter Pracht bloß Staub und Stille. Im Jahr 2001 muss die Hofmarkkirche in Schönbrunn wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Dachplatten drohten sich loszulösen, das Gewölbe war instabil. Inzwischen wurden zwar Renovierungsarbeiten an Dach, Turm und Außenmauern abgeschlossen, für eine Innensanierung fehlt aber das Geld. Der Förderverein Hofmarkkirche Schönbrunn strebt jedoch die Instandsetzung des Denkmals an. Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter liegt das Schicksal der Hofmarkkirche ebenfalls sehr am Herzen: "Für mich ist sie eines der wichtigsten und bedeutendsten Bauwerke im Landkreis."

Errichtet wurde die Kirche, die dem heiligen Kreuz geweiht ist, Anfang des 18. Jahrhunderts im Auftrag des Barons Franz von Unertl, dem damaligen Hofmarkbesitzer. Von Unertl kam für den Kirchbau mit seinem Privatvermögen auf. Er gab beim berühmten Baumeister Johann Baptist eine Hofkirche in Auftrag, keine simple Dorfkirche. Dementsprechend kostbar wurde der Innenraum eingerichtet. "Für die Gestaltung der Hofmarkkirche waren Maler und Stuckateure beauftragt, die auch am Schleißheimer Schloss arbeiteten, das zur gleichen Zeit gebaut wurde," sagt Gerhard Schmidbauer, der Vorsitzende des Fördervereins. Die Hofmarkkirche zeichnet eine sorgfältig und filigran gearbeitet barocke Stuckatur aus, deren abstrakte Formen und figürlichen Darstellungen sich um die einst für den Adel geschaffene Logen ranken. Über der gesamten Kuppel spannt sich das vermutlich letzte erhaltene Deckenfresko des Münchner Hofmalers Balthasar Augustin Albrecht. Es lässt den Blick des Betrachters hoch in den Himmel schweifen, vorbei an Engelsfiguren, die zur abgebildeten Dreifaltigkeit in der Kuppelmitte hindeuten oder schauen.

Tag des offenen Denkmals

Der Tag des offenen Denkmals am kommenden Sonntag, 8. September, steht unter dem Motto "Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur". In Altomünster zu besichtigen sind der alte Wohnteil eines ehemaligen Bauernhauses, Pipinsrieder Straße 27, von 14 bis 18 Uhr, das alte Schulhaus, "Schultreppe 4", Führungen 14, 15 und 16 Uhr, Sankt Alto und Santa Birgitta sowie der Sankt-Altohof, Führung um 14 Uhr. In Erdweg führt Anton Jais nach Bedarf durch die Kirche Sankt Gabinus (geöffnet von 13 bis 17 Uhr), in Haimhausen ist die katholische Pfarrkirche Sankt Nikolaus geöffnet, Führung um 16 Uhr. Im Pfarrverband Indersdorf sind von 12 bis 18 Uhr sämtliche Gotteshäuser geöffnet: die Filialkirche Heilig Kreuz in Albersbach, die Filialkirche Sankt Bartholomäus im Hauptort, die Filialkirche Sankt Emmeran in Glonn, die Filialkirche Sankt Mauritius in Ottmarshart, die Filialkirche Santa Ottilia in Straßbach, die Filialkirche Sankt Vitus in Arnzell, die Pfarr- und Klosterkirche Mariä Himmelfahrt am Indersdorfer Marienplatz, die Pfarrkirche Sankt Georg in Niederroth, die Pfarrkirche Sankt Korbinian in Westerholzhausen, die Pfarrkirche Sankt Michael in Langenpettenbach und die Wallfahrtskirche Santa Maria in Ainhofen. In Schönbrunn kann man einen Blick in die Hofmarkkirche Heilig Kreuz werfen, geöffnet 13 bis 17 Uhr, und in Sittenbach öffnet das Gemeindehaus von 14 bis 17 Uhr seine Tore. In Dachau kann man den Gebäudekomplex Kräutergarten anschauen, Führungen 9, 11.30 und 14 Uhr, und die Ruckteschell-Villa, Münchner Straße 84. Dort führt die Künstlerin Anja Seelke mit einer "Lesung vor Porträts" ihre Zuhörer um 11 Uhr in die deutsche Kolonialgeschichte. Im Mittelpunkt steht die Biografie des jungen Askari Mustapha bin Mabruk. Die einstündige Lesung wird durch eine kleine Pause mit Imbiss unterbrochen. Anmeldung unter unger-richter@googlemail.com. Von 12.30 bis 17 Uhr steht das Haus zur Besichtigung offen; hierfür ist keine Anmeldung erforderlich. sz

"Jetzt ist das da drinnen eine Ruine," sagt Schmidbauer. Obwohl sie als einer der bedeutendsten Barockbauten in Oberbayern gilt, geht nichts voran mit den dringend notwendigen Sanierungsarbeiten im Innenraum. Einrichtungsgegenstände und Kunstschätze, die einst die Kirche füllten, sind seit Jahren bei einer Firma eingelagert und warten darauf, restauriert zu werden. "Das Problem ist, dass das Ordinariat nach einer Komplettlösung strebt," sagt Schmidbauer.

Mehrere Millionen würde die Renovierung und Restaurierung des Innenraums wohl kosten. "Wir meinen aber, man sollte in Einzelschritten vorgehen," sagt Schmidbauer. Der Förderverein schlägt zum Beispiel vor, zunächst das Deckengemälde zu sanieren. "Das wäre dann ein überschaubarer Betrag, der für verschiedene Träger machbar ist." So würde man Förderanträge an den Landkreis, den Bezirk oder die bayerische Barockstiftung stellen können. Die Renovierungskosten werden zum größten Teil von der Erzdiözese München und Freising, zu etwa 30 Prozent vom Pfarrverband Röhrmoos-Hebertshausen getragen. Der Förderverein bemüht sich, durch Spendenaufrufe und Benefizveranstaltungen die Renovierung unterstützen. Wer sich selbst ein Bild machen will: Am "Tag des offenen Denkmals" ist die Kirche geöffnet.

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SZ vom 05.09.2019
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