Hochwasser in Karlsfeld:Immer noch ein Aufreger

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Viele Karlsfelder glauben noch immer, dass nicht das Wetter, sondern die vielen Baustellen und alten Rohre schuld am Hochwasser im Sommer waren. Die CSU hat jetzt ein Bündel von Maßnahmen beantragt.

Gregor Schiegl

Die CSU-Fraktion schlägt ein Bündel von Maßnahmen vor, um die Karlsfelder künftig besser vor Hochwasser zu schützen. In einem Antrag fordert sie eine bessere Überwachung des Grundwasserspiegels.

Viele Karlsfelder glauben, dass die Baustelle an der Neuen Mitte schuld am Hochwasser sei. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Sie greift zudem Forderungen von Bürgern auf, blockierte Gräben auszuräumen, damit das Wasser besser abfließen kann. Im August hatten lang anhaltende starke Regenfälle den ohnehin sehr hohen Grundwasserspiegel im Gemeindegebiet so weit gehoben, dass vielen Karlsfeldern der Keller voll gelaufen war.

"Die Diskussion zum Hochwasser reißt nicht ab", erläuterte CSU-Fraktionssprecher Stefan Handl den Hintergrund des CSU-Antrags. "Ich halte es deshalb für notwendig, dass wir uns noch einmal intensiv mit der Materie befassen." Das Thema ist nach wie vor ein Aufreger in Karlsfeld; in der Bürgerversammlung vom Oktober war es das bestimmende Thema schlechthin.

Obgleich Experten des Wasserwirtschaftsamts München dort allen Theorien widersprachen, wonach Baumaßnahmen wie die Neue Mitte oder die Verlegung der Fernwärmerohre die Überschwemmung befördert haben könnten, wollen viele Hochwasser-Opfer nicht glauben, dass allein das Wetter an ihren nassen Kellern schuld sein soll. "Die Ausführungen der Fachbehörde in der Bürgerversammlung" seien für viele Betroffene "unbefriedigend" gewesen, musste auch die CSU-Fraktion feststellen.

So machen sich viele Bürger ihre eigenen Gedanken. Viele vermuten, dass die alten Entwässerungsgräben nicht mehr ausreichend funktionieren, weil sie an Stellen verschüttet oder anderweitig blockiert sind. Während die Experten des Wasserwirtschaftsamts diesen Gräben eine nur sehr begrenzte Bedeutung für den Grundwasserstand einräumen, nimmt die CSU die Forderung auf.

Sie will prüfen lassen, ob ein Zusammenhang zwischen dem "schlechten Wasserabfluss" und dem "niedrigen Wasserstand in einzelnen Gräben" besteht. "Im Interesse unserer Bürgerinnen und Bürger halten wir es für erforderlich, die Ursachen genauer zu ergründen und für die Zukunft Vorsorge zu treffen."

Gegebenenfalls müssten dann Entwässerungsgräben reaktiviert, vertieft oder sogar neu angelegt werden. Die entsprechenden Grundstückseigentümer will die CSU an einen Runden Tisch mit Behörden und Wasserverbänden holen. Von den Fachbehörden, insbesondere dem Wasserwirtschaftsamt, erwartet die CSU eine umfassendere Datenerhebung und Auswertung als bisher.

Sie hält zudem ein so genanntes Grundwassermonitoring für hilfreich: Derzeit gibt es in Karlsfeld nur eine einzige Messstelle, nämlich in der Rothschwaige. Die Fraktion wünscht sich geeignete Messstellen auch in anderen Teilen der Gemeinde.

Der hohe Grundwasserpegel in Karlsfeld ist nichts Neues. Früher war das Dachauer Moos in diesem Gebiet so nass, dass die Bauern nicht einmal Ackerbau betreiben konnten. Selbst heute gilt ein Pegelstand von nur 90 Zentimetern unter der Oberfläche in der Rothschwaige als "normal". (Der Rekordpegel vom August lag bei weniger als 30 Zentimetern.) Dessen ist sich die CSU wohl bewusst. Dennoch "sollten wir alle eventuell vorhandenen Möglichkeiten zum Schutz des Eigentums unserer Bürger ausschöpfen."

© SZ vom 30.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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