Süddeutsche Zeitung

Hobbybrauer:Marke Eigenbräu

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Vier Grundzutaten, ein Kochtopf und Anleitungen aus dem Internet: Zwei Hobbybrauer geben Anfängern nützliche Tipps, wie sie Bier in der heimischen Küche produzieren können

Von Tobias Roeske, Dachau

Nicht nur in den USA ist es zum Trend geworden, sein eigenes Bier zu brauen. Auch in Deutschland gibt es immer mehr Hobbybrauer, die ihren Gerstensaft selbst herstellen. So auch im Landkreis Dachau. Hobbybrauer Dieter Scholz aus Prittlbach braut seit etwa 20 Jahren sein eigenes Bier. Im Gespräch mit der Dachauer SZ erklärt er, was man für die ersten Brauversuche benötigt und worauf man achten sollte. "Auch wenn es auf den ersten Blick kompliziert wirkt, man sollte sich einfach trauen es auszuprobieren und sehen, ob es einem Spaß macht." Der 24-jährige Andreas Englisch aus München hat vor einigen Jahren ebenso seine Leidenschaft für das Brauen entdeckt und gibt Anfängern nützliche Tipps, wie man aus den vier Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe Gerstensaft braut. "Wenn man weiß, worauf es ankommt, ist Brauen wie eine kleine Kunst", erklärt der Münchner.

Zutaten

Egal, was für eine Art Bier man brauen möchte, die Grundzutaten sind Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Jedoch gibt es diverse Unterschiede bei den jeweiligen Zutaten. Scholz empfiehlt: "Zum Einstieg sucht man sich am besten eine Anleitung aus dem Internet oder aus einem Buch und bestellt sich die dort beschriebenen Zutaten im Internet." Alternativ könne man auch zu einer kleinen, benachbarten Brauerei gehen und deren Braumeister um ein paar Zutaten bitten. "Das hat den Vorteil, dass man sich von diesem eventuell nützliche Tipps für den ersten Brauversuch geben lassen kann."

Die meisten Biere bestehen zu mehr als 90 Prozent aus Wasser. "Der ungeübte Hobbybrauer muss bei der Wahl des Wassers nicht viel beachten und kann es eigentlich aus der Leitung nehmen", erklärt Englisch. Fortgeschrittene können mit der Wasserhärte experimentieren. Je weicher das Wasser, desto heller und klarer ist das Bier. Jedoch sollte man darauf achten, dass der Härtegrad nicht auf null sinkt. "Das verdirbt den Geschmack", so der Münchner. Auch bei den Braumalzen gibt es diverse Sorten: "Für den ersten Brauversuch ist es empfehlenswert, ein Pilsner-, Wiener- oder Münchnermalz zu verwenden - die gängigen Malze, um ein Helles zu brauen", sagt Englisch.

Die Wahl des Hopfens beeinflusst laut den beiden Brauern die Qualität und den Geschmack des Bieres. Mehr als 200 verschiedene Sorten können teilweise über das Internet bestellt werden. "Für den Hobbybrauer eignen sich vor allem sogenannte Hopfenpellets", sagt Scholz. Die Pellets sind aus reinem, hoch konzentriertem Hopfen gepresst und lösen sich beim Brauen vollständig auf. Als letzte Zutat benötigt man noch Hefe. Je nach Bierart entweder ober- oder untergärige Hefe. Wobei es auch hier Unterschiede gibt.

Kochutensilien und Rezept

Neben den gängigen Haushaltsgeräten wie einem Küchenthermometer, einer Küchenwaage, Messbechern und Kochlöffeln benötigt der Hobbybrauer einen Einkocher zum Kochen der Zutaten. "Für den Anfang reicht dafür meist ein schlichter Einkochtopf mit Thermometer", sagt der Hobbybrauer aus Prittlbach. Außerdem ein Läuter- und Gäreimer, eine Bierwürzespindel mit Spindelzylinder, mehrere leere Bierflaschen und eine Rezeptanleitung. Sowohl die Kochutensilien als auch das Rezept kann man in Büchern oder im Internet finden - beispielsweise auf www.hobbybrauer.de oder www.hobbybrauerversand.de. "Am besten ist es natürlich, wenn man seinen ersten Brauversuch mit einem erfahreneren Hobbybrauer unternimmt", erklärt Dieter Scholz. Dann könne man sich die Utensilien auch erst einmal ausleihen.

Brauen

Je nach Rezept gibt es Unterschiede in den Kochzeiten, in der Hopfenmenge, bei den Braumalzen und der genutzten Hefe. Der Ablauf ist jedoch sehr ähnlich. Ein besonderes Augenmerk legen die beiden Brauer dabei auf die Hygiene. "Wenn man unsauber arbeitet, können Keime das Bier verderben", erklärt Englisch. "Einem Anfänger sollte klar sein, dass Bierbrauen zu 70 Prozent aus Putzen und Waschen besteht", ergänzt Scholz.

"Zu Beginn erhitzt man das Braumalz für eine gewisse Zeit auf unterschiedliche Temperaturen - den sogenannten Rasten", erklärt Englisch. Dabei sollen die verschiedenen Inhaltsstoffe einzeln aus dem Malz herausgelöst und die enthaltene Stärke in Zucker umgewandelt werden. Anschließend siebt man die Malzreste - auch Treber genannt - aus der so entstandenen Würze heraus. Im nächsten Schritt wird diese aufgekocht und der Hopfen dazu gegeben. "Spätestens ab diesem Zeitpunkt muss man penibel darauf achten, dass man hygienisch arbeitet und keine Bakterien die Würze infizieren", warnt Scholz. Je nach Rezept gibt man den Hopfen zu unterschiedlichen Zeitpunkten hinzu. Hierbei gilt: Je früher, desto bitterer.

Nach dem 60- bis 90-minütigen Kochprozess rührt man die Würze mit einem großen Kochlöffel mehrere Minuten in der gleichen Richtung um. "Diesen sogenannten Whirlpool sollte man 20 Minuten ruhen lassen, bevor man die Würze in den Gäreimer fließen lässt und die Hefe hinzu gibt", erklärt Englisch. Diese leitet den Gärungsprozess ein. "Es dauert ungefähr drei bis sieben Tage, bis die erste Gärung abgeschlossen ist", sagt Englisch. Dann füllt man die so entstandene "Speise" in Flaschen, die luftdicht verschlossen werden. "Der Kohlenstoff, der während der Gärung entsteht, sorgt am Ende für den Kohlensäuregehalt im Bier", erklärt der Münchner. Diese sogenannte Nachgärung benötige in der Regel drei bis vier Wochen. "Dann kann man das erste selbst gebraute Bier trinken", sagt Englisch.

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Quelle:
SZ vom 15.07.2016
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