Süddeutsche Zeitung

Historisches Gebäude:Wohnen wie Maler Hölzel

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Die Stadt Dachau hat die Ziegler-Villa verkauft. Oberbürgermeister Florian Hartmann ist hörbar erfreut über den endlich gelungenen Verkauf

Seit neun Jahren steht die Ziegler-Villa an der Ludwig-Dill-Straße in Dachau leer. Nun könnte das unter Denkmalschutz stehende Künstlerhaus bald wieder mit Leben erfüllt werden. Die Stadt Dachau hat einen Käufer gefunden, der sich des Objekts annehmen möchte. Dabei handelt es sich laut Mitteilung der Stadt um "eine Grundstücksgemeinschaft aus München mit Dachauer Wurzeln", die, so wird betont, "bereits Erfahrungen mit Altbauten und denkmalgeschützten Objekten hat". Offenbar jedoch noch nicht in Dachau selbst.

Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) ist hörbar erfreut über den endlich gelungenen Verkauf. "Das ist eine sehr gute Nachricht", sagt er. Die Stadt konnte das zwischen 1896 und 1903 errichtete Gebäude aus eigenen Mitteln nicht erhalten. Schon vor Jahren wurde geschätzt, dass eine Sanierung mindestens 3,3 Millionen Euro kosten könnte. Ideen zu einer gewinnbringenden Nutzung mussten immer wieder verworfen werden. Weder für Ateliers noch für Unterrichtsräume oder einen Kindergarten kam das Haus in Frage. Denn für alle öffentlichen Nutzungen sind die Brandschutzvorschriften so umfassend, dass sie wiederum mit dem Denkmalschutz kollidieren. In ihrer zweiten Ausschreibung zum Verkauf wies die Stadt darauf ausdrücklich hin. Möglich ist unter den strengen Auflagen nur eine private Nutzung der Räume - zum Wohnen oder auch für ein privates Büro. Schon in Kürze, teilt die Stadt mit, solle mit der Sanierung begonnen werden. Die konkretere Ausschreibung hat der Stadt sogar genützt. "Wir haben fast dreimal so viele Angebote bekommen wie bei der ersten Ausschreibung 2015", sagt Hartmann. Den Kaufpreis will er nicht nennen. Die Stadträte haben in nicht öffentlicher Sitzung am Dienstag dem Verkauf zugestimmt.

Ihren Namen hat die Villa vom Brauereibesitzer Eduard Ziegler, der sie für den Maler Adolf Hölzel bauen ließ. Der umtriebige Künstler aber zog bald nach Stuttgart und Ziegler ließ sich selbst mit seiner Familie an der Amper nieder. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die US-Armee das Haus als Offizierscasino. Der bisher letzte Mieter war die private Wirtschaftsschule Scheibner. So schön es ist, wenn die Villa nun erhalten wird, einen Nachteil sieht Florian Hartmann: Die Öffentlichkeit wird die Zimmerfluchten und prächtig ausgemalten Deckengewölbe wohl nicht mehr zu Gesicht bekommen.

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Quelle:
SZ vom 28.04.2018 / vgr
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