Süddeutsche Zeitung

Historisches Gebäude:Es bleibt nur der Abriss

Lesezeit: 2 min

Der Hebertshausener Gemeinderat spricht sich mit deutlicher Mehrheit gegen eine Sanierung der 160 Jahre alten Holzschleiferei aus

Von Horst Kramer, Hebertshausen

Das Ende der Alten Holzschleiferei hatte sich schon in der September-Sitzung des Hebertshausener Gemeinderats angedeutet, nun ist es beschlossene Sache: Die 160 Jahre alte ehemalige Fabrik am Ortseingang von Deutenhofen wird abgerissen. Das Gremium sprach sich mit einer Mehrheit von 13 zu fünf Stimmen gegen eine Sanierung des geschichtsträchtigen Gebäudekomplexes aus. Für den Erhalt votierten Marianne Klaffki, Caroline Heinz (beide SPD) sowie Clemens von Trebra-Lindenau, Johannes Böswirth und Michael Böswirth (alle CSU). Die FBB-Fraktion sprach sich geschlossen für den Abriss aus wie auch große Teile der CSU-Fraktion.

"Es war eine lange und kontroverse Diskussion", berichtet Bürgermeister Richard Reischl (CSU), der ebenfalls für den Abriss gestimmt hatte. "Ich war hin- und hergerissen", sagte er der SZ Dachau. Den Ausschlag hätten für ihn schließlich die hohen Kosten sowie die unklaren Nutzungsmöglichkeiten des Gebäudes gegeben. Eine Architekt hatte beim Treffen des Gremiums im September von Kosten von rund 2,5 Millionen Euro gesprochen, die nötig seien, um das durch Wasser und Wind schwer geschädigte Bauwerk wieder auf Vordermann zu bringen. "Daraus könnten ganz schnell fünf oder sechs Millionen Euro werden", meint Reischl, der dabei auf seine Kompetenz in Bausachen verweist - er ist Elektrotechnikermeister. Zudem könnten Anforderungen der Gemeinde an das Areal - wie barrierefreies Wohnen, Veranstaltungsräume oder auch ein Café - in dem mehrstöckigen Gebäude nicht realisiert werden. Gründe, die auch von den Vertretern eines Abrisses genannt wurden.

Die Befürworter eines Erhalts hatten auf die historische Bedeutung des Fabrikgebäudes und die Vorbildfunktion der Gemeinde in Sachen Ortshistorie hingewiesen. Professor Christian Schiebel von der Regierung von Oberbayern hielt zudem laut Bürgermeister Richard Reischl ein "flammendes Plädoyer" für den Bau, der 1864 vom Unternehmer und MD-Papier-Gründer Gustav Medicus an die Stelle einer traditionsreichen Mühle gesetzt worden war. Immerhin sollen einige historische Gerätschaften aus dem Bau gerettet und ausgestellt werden, etwa ein Flaschenzug.

Einstimmig sprach sich der Gemeinderat dafür aus, einen Ideenwettbewerb für die Entwicklung des Areals rund um und hinter der Holzschleiferei zu starten. Im Abschlussbericht des staatlich geförderten Hebertshausener ISEK-Projektes wurde für das Gelände eine "Mischnutzung aus Wohnen und Dienstleistung/Gewerbe und Kultur" definiert. Zudem soll der Mühlbach in diesem Bereich offen gelegt werden und "als identitätsstiftendes Element in die Gestaltung der Freiflächen" miteinbezogen werden. Der Gemeinderat beschloss nun den Wettbewerbsrahmen und benannte eine Fachjury. Bis zu 15 Fachbüros sollen dazu angeschrieben werden, die vier besten Konzepte werden prämiert und präsentiert. Schon im März des kommenden Jahres sollen die Entscheidungen fallen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5075058
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 17.10.2020
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.