Historisches Erbe:Entscheidung über das Ludl-Ensemble

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Er wirkt wie eine Reminiszenz an frühere Zeiten: der Ludlhof mit Sommerhaus. Bald wird vermutlich auch er aus dem Straßenbild verschwunden sein. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Karlsfelder Gemeinderat wird in einer Sondersitzung am 17. Januar wichtige Eckpunkte für das knapp vier Hektar große Ludl-Areal festlegen, unter anderem wird es um den Erhalt von Hof und Sommerhaus gehen

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Soll das alte Sommerhaus bleiben? Und was ist mit dem Ludlhof? Er ist zweifelsohne das letzte Stück "altes Karlsfeld". Seit Jahren freilich gammelt er im Dreck der extrem befahrenen Münchner Straße vor sich hin. Soll er nun endgültig abgerissen werden und Platz für moderne Bebauung machen oder will man ihn erhalten? "Das Ensemble ist für viele ein Stück Identität", gab Cima-Berater Christian Hörmann zu bedenken. "Davon gibt es nur noch wenig in Karlsfeld."

Die Meinungen darüber gehen weit auseinander, unter den Bürgern ebenso wie im Gemeinderat. Andreas Froschmayer (CSU) kanzelte die Idee das Alte so zu erhalten, wie es ist, in der jüngsten Sitzung als "Weihnachtswünsche" ab. Stefan Theil (CSU) konnte sich schon in der vorangegangenen Sitzung nicht vorstellen, wie der alte Hof oder auch das Sommerhaus mit moderner Architektur zusammenpassen könnte und stand damit keineswegs allein da. Doch es gibt auch andere Stimmen. Etwa die Idee die alten Gebäude für eine besondere Art der Identifikation mit der Gemeinde zu nutzen. Zum Beispiel indem man im alten Hof Karlsfelder Bier braut. Oder das Sommerhaus als Café beziehungsweise als Restaurant mit Biergarten nutzt. Im Stadl könne man Hochzeiten feiern, warf jemand in der Bürgerrunde ein. Über die Weihnachtszeit werden sich die Gemeinderäte intensiv Gedanken darüber machen müssen. Denn Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) drängt auf eine Entscheidung. "In der Sondersitzung am 17. Januar muss das entschieden werden", betonte er mehrfach. Sicher ist bisher lediglich, dass die Ludl-Kapelle bleibt. Sie steht unter Denkmalschutz. Die Karlsfelder wünschen sich allerdings, dass man künftig in sie hinein gehen kann. Derzeit ist das nicht möglich. Die Kapelle ist im Privatbesitz.

Architekt Klaus Kehrbaum stand der Idee, die historischen Gebäude zu erhalten, keineswegs ablehnend gegenüber. "Es ist möglich", signalisierte er bereits Mitte Oktober als der Wunsch von den Bürgern kam. Die Bausubstanz des Hofs sei nicht so schlecht. "Als Seele wäre es sogar toll." Auch die Investoren hätten grundsätzlich nichts gegen den Erhalt, erklärte er nun.

"Es gibt nicht die Lösung, sondern verschiedene Denkalternativen", sagte Hörmann jetzt. Und das zeichnete sich auch schon Mitte Oktober ab. Kehrbaum brachte damals die Idee ins Spiel, das Sommerhaus Stein für Stein, Holzlatte für Holzlatte abzutragen und woanders hinzustellen, wo es vielleicht besser ins Konzept passt. Abseits von der verkehrsreichen Straße komme das Sommerhaus nicht nur besser zur Geltung, erklärte er. Es lasse auch mehr Optionen für die Regelung des Verkehrs offen. So könne man problemlos eine Abbiegespur anlegen, wenn das Haus an einer anderer Stelle aufgebaut wird. Kehrbaum brachte auch die Idee ins Spiel, die historischen Gebäude anzuheben. Sie liegen nämlich tiefer als alles andere. Das kommt seiner Planung insoweit entgegen, als Kehrbaum das gesamte Gelände um bis zu zwei Meter anheben will, um nicht mit dem Grundwasser ins Gehege zu kommen. Es soll nämlich eine Tiefgarage angelegt werden, damit die Autos von der Oberfläche verschwinden und Plätze gestaltet werden können. Die Kapelle kann allerdings nicht angehoben werden. Darauf wird das Landesamt für Denkmalpflege bestehen.

Kehrbaum hatte auch die Idee eine Vitrine um die Kapelle zu bauen. Ein Gedanke, der offenbar manch einen Karlsfelder sehr beeindruckte. Andreas Froschmayer griff dies in der jüngsten Gemeinderatssitzung wieder auf: Man könne Teile des Sommerhauses in einen modernen Bau integrieren, ähnlich wie man es in Berlin mit dem Hotel Adlon gemacht habe. Vielleicht so, dass es wie ein Zeitfenster aussehe, also mit einer Verglasung. Bernd Rath (Bündnis für Karlsfeld) warnte davor, voreilige Entschlüsse zu fassen. Natürlich bezog er sich dabei nicht nur auf die historischen Gebäude, sondern auf die gesamte Planung. Man habe keine Gutachten zur Hand, wenn man im Januar die Grundzüge der Planung verbindlich festlege. "Es gibt das Angebot des Investors, das Sommerhaus abzutragen und einzulagern", beruhigte Christian Hörmann von der Cima einige Gemeinderäte. Dann könne man es immer noch woanders hinbauen, wenn man will.

In der Sondersitzung am 17. Januar soll auch eine Entscheidung über die Höhe fallen, sowie die Verbindungsachsen und wie man die Gebiete diesseits und jenseits der Münchner Straße miteinander verknüpfen will.

© SZ vom 19.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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