"Hinterzimmergespräch" der CSU:Lektionen eines Altgedienten

Der frühere Kultusminister Hans Zehetmair stärkt dem an die Spitze drängenden CSU-Nachwuchs in Dachau den Rücken.

Helmut Zeller

Nicht dass es am Ende dem Dachauer Kulturreferenten Dominik Härtl (CSU) so ergeht wie dem "Zauberlehrling", doch jetzt strahlt er seinen Meister noch stolz und glücklich an. Gerade eben hat Hans Zehetmair, früherer bayerischer Kultusminister, mit Härtl zum Abschluss des ersten "Hinterzimmergesprächs" Goethes Ballade vorgetragen. Auf der ersten Veranstaltung der neuen Reihe, die den Menschen im Politiker vorstellen möchte, hat Stadtrat Härtl den Zauberstab schon ziemlich geschickt gehandhabt und Zehetmair in der Nachfolgedebatte der Partei den ungeduldig nach vorne drängenden CSU-Lehrlingen den Rücken gestärkt.

"Hinterzimmergespräch" der CSU: Hans Zehetmair, ehemaliger bayerischer Kultusminister und heutiger Vorsitzender der Hanns-Seidl-Stiftung in München plaudert aus einem politischen Leben und erteilt der Dachauer CSU eine Lektion.

Hans Zehetmair, ehemaliger bayerischer Kultusminister und heutiger Vorsitzender der Hanns-Seidl-Stiftung in München plaudert aus einem politischen Leben und erteilt der Dachauer CSU eine Lektion.

(Foto: Joergensen)

Auch wenn es Zufall war, wie Härtl später sagen wird, keiner wäre besser dafür geeignet gewesen als der Politiker aus Erding. In den sechziger Jahren hat der frühere Domgymnasiast Zehetmair die Alten des ziemlich müden Kreisverbands nach Hause geschickt und mit einer jungen Garde die Bayernpartei zerschlagen, die im Landkreis eine ihrer letzten Hochburgen hatte. "Das war für die alte Garde völlig überraschend und nicht von allen gewollt", zitiert Härtl eine Bemerkung seines Gasts aus jener Zeit. Das ist längst Vergangenheit, auch ist die CSU heute in Dachau eine völlig andere, aber ihre Hoheit über die Stammtische hat nach etlichen Wahlschlappen zu bröckeln begonnen.

In diese Situation fällt die Nachfolgedebatte der Kreis-CSU, die mit ihrem Nachwuchs nicht immer so pfleglich umgegangen ist. Zuletzt im Sommer, als die JU eine zeitliche Begrenzung von Parteiämtern und deren Unvereinbarkeit mit politischen Mandaten forderte. Die Initiative wurde gegen die Wand gefahren, auch mit Hilfe eines Jungen, des Landtagabgeordneten Bernhard Seidenath. Er wird im März den Vorsitz des Kreisverbandes übernehmen. Härtl formuliert an diesem Abend das Problem so: "Die Jungen werden von den Alteingesessenen mehr mit Skepsis betrachtet." Vielleicht liegt es ja auch daran, dass für Hansjörg Christmann nach 33 Jahren weit und breit kein Nachfolger im Amt des Landrats in Sicht ist. Zehetmair fordert, die jungen Leute zu fördern. "Ich will das Miteinander der Generationen, weder den Jugendwahn noch den Altersstarrsinn", sagt der heutige Vorsitzende der Hanns-Seidl-Stiftung und verweist auf seinen Kreisverband. Schon 2003 habe er den Vorsitz abgegeben. Junge CSU-Mitglieder hätten auch das Bürgermeisteramt in der Kreisstadt und das Landratsamt übernommen.

Besser hätte Zauberlehrling Härtl auch den Ort und die Kulisse nicht wählen können: Landrat Hansjörg Christmann, der Abgeordnete Seidenath, sein Vorgänger im Landtag, Blasius Thätter, und andere altgediente CSU-Mitglieder sitzen an Schulbänken der Wirtschaftsschule Scheibner und lauschen der Botschaft Zehetmairs, der mit Härtl vor der Tafel sitzt. Ein Wort des Meisters vor allem mag Seidenath noch länger beschäftigt haben, der 2014 eine Landratskandidatur ein halbes Jahr nach den Landtagswahlen nicht wagen will. Ihm, so Zehetmair, habe damals der Wechsel vom Parlament ins Landratsamt Erding und zurück in den Landtag, dann aber gleich als Minister, genutzt. Am Ende des Abends wird sich Härtl aus der Partei vorhalten lassen müssen, dass zwei, drei Dinge schon grenzwertig gewesen seien. Aber das muss ihn nicht erschrecken. Die Auftaktveranstaltung seiner "Hinterzimmergespräche" wurde von den 50 Besuchern gelobt. Wie versprochen lernten sie den Menschen Zehetmair, einen Junggebliebenen, kennen, der aber auch immer Politiker war und ist - und vielleicht deshalb zufällig der CSU diese Lektion gab.

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