SZ-Serie: Wer samma?:"Tandern wird sich niemals fügen"

Lesezeit: 4 min

SZ-Serie: Wer samma?: Protestschilder gegen die Gebietsreform haben Tanderner im Dezember 1984 aufgestellt.

Protestschilder gegen die Gebietsreform haben Tanderner im Dezember 1984 aufgestellt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Nach der Gemeindegebietsreform in den Siebzigern boykottierte Tandern 20 Jahre lang die Verbindung mit Hilgertshausen, Wahlzettel wurden verbrannt, es herrschte eine echte Feindschaft zwischen den Dörfern, auf die ganz Deutschland fassungslos blickte. Und heute?

Von Alexandra Vettori, Hilgertshausen-Tandern

Tandern war das Extrembeispiel dafür, welche Emotionen die Gebietsreform im Landkreis Dachau in den 1970er Jahren geweckt hat. Ganz Bayern, ja ganz Deutschland, schaute damals fassungslos auf den kleinen Ort im Nordwesten von Dachau, wo sich die 800 Einwohner erbittert gegen die verordnete "Zwangsehe" mit Hilgertshausen wehrten, einem vier Kilometer entfernten Dorf mit 1000 Einwohnern. Jahrzehntelang herrschte Feindschaft. Bis zum Münchner Verfassungsgerichtshof zogen die Tanderner, wo ihre Klage 1986 abgelehnt wurde. Seit Beginn der 1980er Jahre boykottierten sie sämtliche Kommunal- und Bürgermeisterwahlen, Stimmzettel wurden demonstrativ verbrannt. "Tandern wird sich niemals fügen", so und so ähnlich stand es auf großen Schildern, die im Ort aufgehängt wurden.

SZ-Plus-Abonnenten lesen auch:
Psychische Erkrankungen
Wie sich eine Depression äußern kann
Kindermedizin
Warum mehr Kinderärzte noch nicht genug sind
Arbeit
Schluss mit dem Kaputtmachen!
GPT-4
Die Maschine schwingt sich zum Schöpfer auf
Zähne und Zeitgeist
Generation Beißschiene
Zur SZ-Startseite