Hilfe für Afrika:Die Medizinmänner

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Die Dachauer Pharmazeuten Maximilian Lernbecher und Andreas Wiegand unterstützen mit dem Verein "Apotheker Helfen" ein Krankenhaus in Tansania. Jetzt wollen sie dort eine Apotheke bauen

Von Jacqueline Lang, Dachau/Wasso

Tansania. Das sechstgrößte Land in Afrika dürfte den meisten wohl nur aufgrund der vorgelagerten Insel Sansibar ein Begriff sein. Die Insel ist seit Langem ein beliebtes Reiseziel in Afrika. Die Stadt Wasso hingegen, eine kleine Stadt etwa 950 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Daressalam, kennen wohl nur die Wenigsten. In dem in der Region Arusha gelegenen Dorf steht ein kleines Krankenhaus, das der gemeinnützige Verein "Apotheker helfen" mit Sitz in München bereits seit 2013 unterstützt. Von den deutschlandweit etwa 150 Mitgliedern leben zwei in Dachau: Schatzmeister Maximilian Lernbecher und Geschäftsführer Andreas Wiegand.

Angefangen habe die Zusammenarbeit zwischen dem Krankenhaus und dem Verein vor vier Jahren mit einer Arzneimittelspende, erzählt Wiegand. Im weiteren Verlauf sei dann der Kreißsaal besser ausgestattet, ein Narkosegerät angeschafft und durch fachliche Schulungen vor Ort das Wissen des pharmazeutischen Personals verbessert worden. 2018 möchte der Verein nun gemeinsam mit der Partnerorganisation "Pro Watschinger", ein Sozialprojekt des Oberösterreichischen Cartellverbands (OÖCV), dort eine eigenständige Apotheke bauen. Der Bau soll dazu beitragen, dass das Gebiet am Rande des Ngorongoro Naturschutzgebiets, langfristig medizinisch besser zu versorgen. Das Krankenhaus ist in mehreren hundert Kilometern Entfernung die einzige Anlaufstelle für die häufig noch als Nomaden lebenden Massai, die einen Großteil der örtlichen Bevölkerung ausmachen. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es zwar auch schon eine Ausgabestelle für Medikamente und Hygieneartikel, doch der Platz sei längst nicht ausreichend, sagt Geschäftsführer Wiegand.

"Mit unserer langfristigen Unterstützung wollen wir nicht nur für eine bessere akute Gesundheitsversorgung der Menschen in Wasso sorgen, sondern auch die Gesundheitsstrukturen dieser Region festigen", sagt Schatzmeister Lernbecher, dem die Obere Apotheke in der Dachauer Altstadt gehört. Als Apotheker sei ihm und seinen Kollegen bewusst, dass es nicht allein ausreiche, Medikamente vorrätig zu haben, sondern die richtige Anwendung sei entscheidend. "Wenn dieses Wissen nicht vorhanden ist, nützen letztlich auch Medikamentenvorräte wenig", sagt Lernbecher.

Ansprechpartner vor Ort ist der Wasserburger Priester und Arzt Thomas Brei.

Was vor nunmehr vier Jahren mit einer Arzneimittelspende begonnen habe, sei inzwischen "zu einer erfolgreichen und regelmäßigen Zusammenarbeit auf verschiedenen Gebieten" herangewachsen. Für alle Beteiligten ist es wichtig, vertrauensvolle Partner auf der jeweils anderen Seite zu wissen, und natürlich ist es von enormem Vorteil, die gleiche Sprache zu sprechen. Aktuell gibt es noch keinen ausgebildeten Apotheker, sondern nur eine pharmazeutische Assistenz vor Ort. Auch das soll sich 2018 mit dem Bau der Apotheke ändern. Man will hierbei vor allem auf regionales Personal setzen. So gibt es einen kenianischen Facharzt, und der pharmazeutische Assistent ist sogar ein tansanischer Massai. Das schafft Vertrauen bei den Patienten.

Neben dem Projekt in Wasso, Tansania, unterstützt der Verein Apotheker Helfen noch zahlreiche andere Hilfsprojekte auf der ganzen Welt. Der Verein setzt hierbei zwei Schwerpunkte: die humanitäre Soforthilfe und die Entwicklungszusammenarbeit, die langfristig angelegt ist. Wiegand, hat selbst von 2012 bis 2015 in Kenia als Apotheker gearbeitet und in den 1990er Jahren mehrere Jahre in Nairobi. Er weiß daher, wie dringend die Hilfe vor Ort benötigt wird. Gleichzeitig sagt er aber auch: "Man muss sehen, welche Lösungen vor Ort funktionieren und welche nicht. Alles genau so machen zu wollen, wie in Deutschland, funktioniert meistens nicht."

© SZ vom 10.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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