Hidden Champion:Micro Nova eröffnet neuen Businesspark

1987 gründete Josef Karl in seiner Garage in Jetzendorf eine Software-Firma. Daraus hat sich in Vierkirchen einer der größten Arbeitgeber der Region entwickelt. In den neuen Komplex sollen 160 Beschäftigte einziehen, und das Unternehmen plant weitere Investitionen

Von Thomas Altvater, Vierkirchen

Als Josef Karl, Gründer der Software-Firma Micro Nova, im Jahr 2002 auf der Weihnachtsfeier des Unternehmens voraussagte, in 15 Jahren würde man in ein neues, größeres Gebäude umziehen, glaubten ihm vermutlich nur wenige. Doch Karl hatte recht. 2017, exakt 15 Jahre später, legte der Vorstandsvorsitzende Orazio Ragonesi den Grundstein für den Neubau im Gewerbegebiet Vierkirchen. Vergangenen Freitag wurde das neue Gebäude, der Businesspark, offiziell eröffnet. Das Unternehmen setzt damit ein Zeichen für den Standort Vierkirchen.

Noch riecht man die Farbe der frisch gestrichenen Wände, an manchen Büros fehlen noch die Namenschilder, hier und da hängen Kabel von der Decke. In wenigen Wochen wird alles erledigt sein. 160 Menschen arbeiten dann im neuen Businesspark und gehen jeden Morgen durch den großen Empfangsbereich mit dem hell erleuchteten Firmenlogo, nehmen auf blauen Bürostühlen Platz und besprechen sich im großen Gemeinschaftsraum im dritten Stock. Die Architektur, die Einrichtung des Gebäudes spricht eine deutliche Sprache: Der Firma Micro Nova geht es gut.

"Jeder fragt uns, ob wir etwas mit der sogenannten Schummelsoftware zu tun haben", erzählt Ragonesi. Das Unternehmen verdient tatsächlich Geld mit Softwarelösungen, vor allem für die Automobilbranche. Auch die zuletzt stark kritisierten Anbieter Volkswagen und Audi gehören zu den Kunden der Dachauer Firma. Doch mit den Abgasmanipulationen hat Micro Nova nichts zu tun: Die Arbeit der Firma beginnt weit vorher, in der Frühphase der Entstehung eines Autos. "Wir entwickeln eine Testsoftware für die elektronischen Systeme im Fahrzeug", erklärt Ragonesi. Die Software werde eingesetzt, noch bevor das Auto überhaupt gebaut sei.

Hidden Champion: Die Micro-Nova-Vorstände Klaus Eder und Orazio Ragonesi vor dem neuen Firmengebäude.

Die Micro-Nova-Vorstände Klaus Eder und Orazio Ragonesi vor dem neuen Firmengebäude.

(Foto: Toni Heigl)

Dabei zirkulieren in den Netzwerken der Firma hochsensible Daten. Daten, über neue Autos, die noch nicht mal auf dem Markt sind. Daten, über neue Technologien im Mobilfunksektor, die gerade noch entwickelt werden. Immer wieder ist die Firma deshalb Ziel von Hackerangriffen. "Aber bisher haben wir immer alles abgewehrt", sagt Ragonesi. Innerhalb der Firma herrscht zudem strenge Verschwiegenheitspflicht. "Daten sind in unserem Geschäft nun mal das Kapital", erklärt Stefan Karl, der im Aufsichtsrat sitzt.

In der Geschichte der Firma spielten Daten schon immer eine Rolle. Vor 31 Jahren, 1987, gründete Josef Karl das Unternehmen in seiner Garage in Jetzendorf. Karl spezialisierte sich auf Software und Elektronik. Seit der Gründung ist die Firma eng mit dem Landkreis Dachau verbunden. Die ersten Mitarbeiter kamen aus Dachau und sind noch immer in der Firma beschäftigt. Auch das erste größere Firmengebäude baute Josef Karl 1994 in Vierkirchen. Vieles ist seitdem passiert. Die Branche hat sich rasant verändert, die Firma ist immer weiter gewachsen. Statt auf schnelle Gewinne setzte die Vierkirchener Firma aber auf eine nachhaltige Entwicklung. "Wir haben noch nie aus wirtschaftlichen Gründen einen Mitarbeiter entlassen", erklärt Ragonesi. Neben der Automobilbranche beliefert Micro Nova große Telekommunikationsunternehmen wie etwa Vodafone mit eigenen Konfigurationssystemen, die die Netze der verschiedenen Funktürme miteinander verbinden. Auch im Gesundheitssektor entwickelt die Firma spezielle Software. Falls ein Bereich wegbreche, sagt Stefan Karl, "dann haben wir noch immer etwas anderes."

Dass das Unternehmen in den vergangenen Jahren solide gewirtschaftet hat, macht sich schon lange bemerkbar. "Wir haben bisher noch nie einen Kredit aufgenommen und sind komplett eigenfinanziert", erklärt Stefan Karl. Eine Seltenheit im boomenden Technologiesektor. Für den Bau des neuen Gebäudes gründete die Firma eine eigene Gesellschaft. Das Grundstück des Businessparks gehörte dem Firmengründer Josef Karl bereits. Karl bezahlte einen Teil der Baukosten mit seinem Privatvermögen. Sieben Millionen Euro kostete der Neubau. Für Orazio Ragonesi und Stefan Karl ist klar, dass sich die Investition auf lange Sicht lohnen wird.

Vorstandsvorsitzender Orazio Ragonesi

"Wir haben noch nie aus wirtschaftlichen Gründen einen Mitarbeiter entlassen."

"Raum für Innovation" ist der Leitspruch hinter dem Projekt. Das Unternehmen wuchs in den vergangenen Jahren schnell. Micro Nova ist ein Profiteur der immer weiter fortschreitenden Digitalisierung. "Als ich 1999 zur Firma gekommen bin, hatten wir noch 30 Mitarbeiter", erzählt Ragonesi. Doch in den vergangenen Jahren ging dem Unternehmen der Platz aus. Im Gewerbegebiet mieteten sie Büroräume an, die Abteilungen waren auf mehrere Gebäude verteilt. "Für unsere Arbeit war das nicht optimal", sagt Ragonesi. Heute arbeiten 260 Menschen an neun Standorten, unter anderem in Tschechien, Ingolstadt, Wolfsburg und Kassel für die Firma. Micro Nova zählt damit zu den größten mittelständischen Arbeitgebern der Region.

Die Entscheidung, den Businesspark in Vierkirchen zu bauen, fiel ganz bewusst: Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde sei immer gut gewesen, es gebe eine gute Verkehrsanbindung, und ein Großteil der Beschäftigten komme aus dem Raum Dachau, sagt Ragonesi. "Für uns war es deshalb nie ein Thema, dass wir irgendwann alles einmal München verlagern würden.". Informatiker, Elektrotechniker, Physiker und Mathematiker arbeiten im neuen Businesspark nun gemeinsam an den Projekten der Firma. Kleine Büros und abgetrennte Räume findet man hier kaum noch. Stattdessen haben die Architekten auf Großraumbüros gesetzt. "Es ist gut, dass die Leute eine Nähe zueinander haben", sagt Stefan Karl. Das schaffe neue Ideen und fördere die Kreativität.

Der Businesspark zeigt dabei, wie stark die Firma in den vergangenen Jahren gewachsen ist. Und das soll - nach dem Wunsch von Ragonesi und Karl - auch in Zukunft so bleiben. Für einen möglichen dritten Gebäudekomplex haben die Architekten noch ein wenig Platz gelassen.

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