Herausforderungen der Zukunft:Dorf des 21. Jahrhunderts

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Altomünster will mit einem Münchner Planungsbüro ein Konzept für die Zukunftsentwicklung des Ortes erarbeiten

Von Horst Kramer, Altomünster

Höchstwahrscheinlich wird die Marktgemeinde ihr Integriertes Städtisches Entwicklungskonzept, kurz ISEK, mit dem Münchner Stadtplanungsbüro Dragomir angehen.

Das geht aus der jüngsten Sitzung des Gemeinderats hervor. Das Büro ist aus einem zweistufigen Bewerbungsverfahren als Sieger herausgegangen und stellte sich dem Gremium vor. Die Auftragsvergabe erfolgte im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung. Altomünsters Bürgermeister Michael Reiter (FWG), von der Dachauer SZ auf die Entscheidung angesprochen, verwies auf seine Verschwiegenheitspflicht. Doch da die Vorstellungsrunde vollkommen konfliktfrei verlief, ist von einem Vertrag zwischen der Kommune und dem Planungsbüro auszugehen.

Damit die Zusammenarbeit sicher zustande kommt, müsse allerdings die Regierung von Oberbayern erst noch der Beauftragung zustimmen, so der Rathauschef. Denn der Staat trägt einen Großteil der Kosten. Die Münchner Planer sind allerdings bestens bekannt, haben sie doch in den dreißig Jahren ihres Bestehens schon zahlreiche Projekte mit der Behörde erfolgreich abgewickelt, wie Sigrid Hacker, eine der Geschäftsführerinnen, dem Gremium erzählte. Sie trat zusammen mit Clara Berger auf, die als Projektleiterin fungieren soll. Beide wirkten kompetent und offen, sie hinterließen bei den Ratsmitglieder einen positiven Eindruck.

Das Büro des Dragomir-Teams beschäftigt derzeit 24 Mitarbeiter. Der Firmengründer Johannes Dragomir hat sich laut Hacker vor sechs Jahren in den Ruhestand verabschiedet und seine Anteile an die geschäftsführenden Gesellschafter Bettina Gerlach und Martin Birgel veräußert. Letzterer ist Architekt und wird ebenfalls zum Altomünsterer ISEK-Team dazustoßen. Er war bereits in Hebertshausen tätig. Denn die Bezeichnung des Konzepts mag sperrig wirken, im Landkreis Dachau jedoch ist ISEK bereits bestens bekannt. Kurz beschrieben ist das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept ein Programm der Bundesregierung zur Bündelung von Maßnahmen und Fördermitteln. Mit diesem Instrument nehmen Städte und Gemeinden eine aktive und steuernde Rolle ein, so steht es im bundesweiten Konzept. Für Kommunen ist es eine attraktive Option: Immerhin bis zu achtzig Prozent der förderfähigen Kosten zahlt der Staat.

Altomünster ist die dritte Kommune im Dachauer Land, die ihre Entwicklung mithilfe eines ISEK-Projekts für die Herausforderungen der Zukunft fit machen will. Die Nachbargemeinde Erdweg war Vorreiter. Sie hat zwischen 2016 und 2019 ein 97 Seiten starkes Papier erarbeitet, in dem sowohl Entwicklungsziele als auch Maßnahmen für den Hauptort Erdweg und seine Ortsteile detailliert beschrieben sind. Es folgte die Gemeinde Hebertshausen, die ihren 109-seitigen Masterplan vor anderthalb Jahren verabschiedete, 17 Monate nach dem Startschuss. Dabei geht es um Wohnungsbau, Nahversorgung, Infrastrukturprojekte, Verkehrsströme oder auch um eine Art Kulturzentrum in der Alten Holzschleiferei. Weitere Referenzen in der Region sind die Gemeinden Geisenfeld, Reichertshofen (beide Landkreis Pfaffenhofen/Ilm), Gröbenzell (Fürstenfeldbruck), Weßling (Starnberg) oder auch Schongau (Weilheim-Schongau).

Ähnlich wie es in Hebertshausen der Fall war, sieht man auch in Altomünster ein "verträgliches Wachstum" als eines der obersten Ziele für Kommunen im Umland der Landeshauptstadt. Berger skizzierte den Projektablauf. Besonders wichtig ist den Münchnern eine intensive Beteiligung der Bürgerschaft sowie enge Abstimmungen mit dem Gemeinderat und der Verwaltung. In Hebertshausen hatte es Bürgerbeteiligungsrunden gegeben, die sich Wirtshausgespräche nannten und gut von den Bürgern angenommen wurden.

Im vergangenen Herbst schon stand die Frage, wie substanzielle Bürgerbeteiligung in Corona-Zeiten organisiert werden könnte im Raum. "Darauf fehlt uns allen noch die Antwort", räumte Reiter damals ein. Ob es Mitmach-Workshops geben kann, weiß pandemiebedingt noch immer niemand. Das ist schade, denn die aktive Bürgerbeteiligung gilt als ein Standbein des ISEK Konzepts. Berger sprach vage von einer verstärkten Nutzung der Homepage sowie sozialer Medien. Ein Terminus wie "virtuelles Bürgerforum" fehlte ganz. Auch dass die letzten Neuigkeiten des Büros auf deren Internetseite mit dem Datum Februar 2018 versehen sind, gibt zu denken.

Bürgermeister Michael Reiter (FW) hofft, dass ein Konzept in einem Zeitraum von rund zwei Jahren erarbeitet werden kann. Trotz der Pandemie. Mit der Fortentwicklung der Dörfer und Weiler im Altoland würde man sich zudem erst in etwa zwei Jahren beschäftigen, stellte Reiter bereits vergangenen Herbst klar. Ein Konzept für das "Dorf des 21. Jahrhunderts" würde dann wohl 2025 oder 2026 auf dem Tisch liegen

© SZ vom 10.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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