Helios-Amper-Klinikum mit neuem Geschäftsführer:Überlastete Pflegekräfte fürchten Sparkurs

Helios Amper Klinik

Gerd Koslowski (rechts) soll den Konflikt mit den überlasteten Pflegern und Schwestern befrieden. Doch viele bezweifeln, dass dies gut für sie ausgeht.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Nachricht über den neuen Geschäftsführer löst im Helios-Amper-Klinikum große Sorge aus, berichtet der Leiter der Notaufnahme. Mitarbeiter rechnen mit weiterer Arbeitsbelastung

Von Christiane Bracht, Dachau

Einen Tag, nachdem Gerd Koslowski sich den Mitarbeitern vorgestellt hat, ist der neue Geschäftsführer der Helios-Amper-Kliniken in Dachau und Markt Indersdorf auf den Fluren und Stationen Gesprächsthema Nummer eins. "Die Mitarbeiter sind entsetzt", sagt Thomas Günnel, der Leiter der Notaufnahme. Vor allem Schwestern und Pfleger fürchten, dass die Chancen auf eine Arbeitsentlastung, die sie sich so dringend wünschen und wofür sie auch seit Monaten kämpfen, nun geringer werden. "Die Gesundheitsbranche ist klein", erklärt Günnel. Und von Großhadern sei bekannt, dass man dort "ein Fest gefeiert hat, als Koslowski weg war".

Rigider Sparkurs

In den Münchner Universitätskliniken hatte der 47-Jährige sich jedenfalls wegen seines rigiden Sparkurses einen Namen gemacht. Nach neun Jahren hatte er viele Kritiker, Ärzte und Professoren sollen auf eine Trennung von Koslowski gedrängt haben. Offiziell war 2016 trennten sich dann LMU-Kliniken und der Geschäftsführer im gegenseitigen Einvernehmen. Nun soll Koslowski in Dachau die Situation mit den Pflegern befrieden. Manch einer hat das Gefühl, diese Personalie setze ein ähnliches Signal wie die Aktion von Helios im Dezember, mit einem hoch spezialisierten Anwalt das Gericht anzurufen, um den drohenden dreitägigen Streik niederzuschlagen.

Doch nicht alle sehen die Neubesetzung so negativ: Verdi-Gewerkschaftssekretär Christian Reischl, der an der Seite der Pfleger für mehr Personal und damit eine Entlastung der Arbeitnehmer kämpft, findet es "gut, einen erfahrenen Krankenhausmanager zu haben, der auch noch zeitnah anfängt". Er kenne Koslowski aus früheren Tarifverhandlungen mit der LMU und wisse ihn einzuschätzen, sagt Reischl. In Großhadern habe der damalige kaufmännische Leiter für die Pflege 60 Stellen mehr eingerichtet und bei den Ärzten 20 gestrichen. "Da hat er eigenes Profil gezeigt", sagt Reischl anerkennend. Im Übrigen müsse man sagen, dass die Situation in Dachau nicht eskaliert wäre, wenn die Amper-Klinik personell so gut ausgestattet wäre wie Großhadern oder die Innenstadt-Kliniken.

Der ärztliche Direktor Horst-Günter Rau tritt in den Ruhestand

Landrat Stefan Löwl (CSU), der zugleich stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Dachauer Krankenhauses ist, sieht es so: "Die Universitätskliniken waren anders strukturierte Häuser, die in die neue Welt geführt werden mussten. In Dachau ist das anders. Hier sind diese Veränderungen schon vor Jahren erfolgt", erklärt Löwl. "Koslowski ist nicht eingekauft, um zu sparen, sondern um den Konflikt zu befrieden." Klar solle er das Haus wirtschaftlich führen und expandieren, aber er solle auch die Situation in der Pflege verbessern und das Vertrauen in das Krankenhaus sowohl für die Beschäftigten als auch für die Patienten wieder herstellen. "Er hat auf mich einen kompetenten und authentischen Eindruck gemacht", sagt Löwl. Zweifel hätten beim Vorstellungsgespräch einige hinsichtlich seiner Art gehabt. Koslowski wird ein rüder Umgangston nachgesagt. Doch der Neue habe überzeugen können und sei am Ende einstimmig akzeptiert worden, auch von den drei Arbeitnehmervertretern, sagt der Landrat. "Hoffnungsvoll" zeigt sich Löwl auch insoweit, als er sich nun mehr Kontinuität auf der Position des Geschäftsführers verspricht. Der häufige Wechsel in der Vergangenheit war vielen schlecht aufgestoßen.

Koslowski wird heuer neben dem Konflikt in der Pflege noch ein weiteres Problem lösen müssen. Denn der ärztliche Direktor Horst-Günter Rau wird in Ruhestand gehen. Die Nachbesetzung hat sicher Konsequenzen für die Zukunft. "Man wird sich mit den Kollegen in München und Pasing abstimmen müssen, wie sich die Region künftig positioniert", sagte Koslowski bei der Pressekonferenz zu seinem Antritt.

Derweil versuchen bereits andere Krankenhäuser in München und Umgebung Dachauer Pfleger abzuwerben. Einige Pfleger haben die Amper-Kliniken bereits verlassen, aber viele hoffen noch auf ein gutes Ende der Tarifverhandlungen. Mit dem Wechsel vom Haustarifvertrag zum Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst wollen sich die Mitarbeiter nicht abspeisen lassen, auch wenn dies in finanzieller Hinsicht eine positive Wende ist. Es soll weiter über Entlastungen im Klinikalltag verhandelt werden. "Wir wollen den Druck im Februar erhöhen", kündigt Reischl an. Unterstützung haben die Pfleger von der Bürgerinitiative "für bessere Pflege", die ihnen mit Aktionen zur Seite stehen will.

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