Heilige Gräber:Brauch aus der Barockzeit

Heiliges Grab

Die bunten Glaskugeln sehen nicht nur schön aus, sie sorgen auch für stimmungsvolle Lichteffekte beim "Graberlschauen", einer barocken katholischen Tradition.

(Foto: Hutter-Museum)

Im Hutter-Museum kann man wieder "Graberl schaun"

Das Heilige Grab, das sich jetzt im Hutter-Museum befindet, wurde mehr als hundert Jahre lang an den Kartagen im Altarraum der Dorfkirche Sankt Georg in Großberghofen aufgebaut. 1860 hatte es Schreinermeister Pfeil aus Walkertshofen gefertigt. Man dunkelte das Innere des Gotteshauses mit hölzernen Fensterläden ab. Der Kirchenraum wurde nur von den kleinen Lichtern am Grab erhellt, die durch wassergefüllte Glaskugeln leuchteten und dadurch eine besondere Wirkung erzielten. Die Gläubigen versammelten sich am Karfreitag und Karsamstag zu einer ewigen Anbetung, bis zum Abend des Karsamstags in der dunklen Kirche. Während der Auferstehungsfeier wurde die Verdunkelung dann im richtigen liturgischen Moment entfernt. Das ermöglichte den Gläubigen, die Auferstehung Christi im hellen Tageslicht zu erleben. Es war damals für die Katholiken üblich, an den Kartagen die Kirchen der Umgebung zu besuchen, um die dort aufgebauten "Graberl" zu besuchen und anzuschauen. Erst durch die neue Liturgie des Vatikanischen Konzils wurde dieses Brauchtum beendet. Heute ist das "Heilige Grab" der Dorfkirche von Großberghofen ein wertvoller Bestandteil des Hutter-Museums. Auch in diesem Jahr wird die Tradition des "Graberlschauns" am Karfreitag im Hutter-Museum in Großberghofen möglich.

Der Brauch stammt aus der Barockzeit und diente der Veranschaulichung des Heilsgeschehens. Der Besuch der Heiligen Gräber gehört für viele Menschen zu den schönsten Kindheitserinnerungen. Der religiöse Brauch, in katholischen Kirchen ein Heiliges Grab zu errichten, geht auf das frühe Mittelalter zurück. Angeregt von den damals häufiger werdenden Pilgerfahrten nach Jerusalem schuf man vielerorts in einer Seitenkapelle oder Krypta Andachtsstätten zur "ewigen Anbetung", wobei die Gläubigen im Gebet Wache hielten bis zur Auferstehungsfeier. Glaskugeln wurden mit farbigem Wasser gefüllt; hinter ihnen Öllampen oder Kerzen angezündet. Dadurch entstand eine magische, theatralische Wirkung. Nach einer Aussage von Pfarrer Langenberger aus Dachau haben die Glaskugeln die gleiche Bedeutung wie die Ostereier: Sie beziehen sich auf den Regenbogen, der ein Symbol für den Bund Gottes mit den Menschen ist. Das Hutter-Museum ist am Karfreitag, 19. April, von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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