Schuster Karton:Insolvenz schockiert Belegschaft

Feinpappenwerk

Stille Leere über Schuster-Karton in Hebertshausen: Die 115 Mitarbeiter sind zur internen Betriebsversammlung gerufen worden.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

"Wir haben nichts geahnt", sagen die Mitarbeiter von Schuster Karton. Über ein Unternehmen zwischen Hoffen und Bangen.

Von Wolfgang Eitler, Hebertshausen

Folgt man den Ausführungen der Gewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie, welche auch Mitarbeiter der Papierindustrie vertritt, dann muss die Insolvenz von Schuster Karton in Hebertshausen verwundern. Denn in der mehr als 100-seitigen Branchenstudie der Gewerkschaft heißt es: "Während der Bedarf an Transportverpackungen aus Papier, Pappe und Karton vom wachsenden Welthandel und dem steigenden Online-Handel profitiert und steigt, nimmt der Bedarf an grafischen Papieren für Magazine, Bücher und den Zeitungsdruck aufgrund der zunehmenden Substitution von Printmedien durch Internet und E-Books, deutlich ab."

Wie konnte es also dazu kommen, dass Schuster Karton in Hebertshausen in finanzielle Schwierigkeiten geriet? Geschäftsführer Claus Palm sagte der Süddeutschen Zeitung am Montag, dass es seinem Unternehmen anscheinend nicht gelungen sei, Produkte in der "richtigen Menge und in der richtigen Qualität" anzubieten. Außerdem sei es dem Unternehmen in den vergangenen Jahren nie wirklich gut ergangen. "Uns blieb keine andere Möglichkeit. Freiwillig haben wir den Schritt nicht gemacht." Wie bereits berichtet, war Claus Palm beim Insolvenzgericht des Amtsgerichts München Ende März vorstellig geworden und hatte den Antrag auf Insolvenz gestellt. Dem wurde am Freitag, 1. April, entsprochen.

Durchschlagender Erfolg blieb aus

Betriebsratsvorsitzender Werner Kraus ist ratlos. "Der Insolvenzantrag kam für uns, also die Belegschaft, überraschend." Auch er wisse, dass Schuster-Karton in der Vergangenheit kämpfen musste und dass dem Unternehmen der durchschlagende Erfolg versagt geblieben ist. Aber die Gründe dafür, "weiß von uns keiner so genau". Dass aber das Stadium der Zahlungsunfähigkeit erreicht worden sei, war dann doch ein Schock: "Weil wir davon nichts geahnt haben."

Werner Kraus ist von Beruf Elektriker und leitet den Betriebsrat von Schuster Karton nebenamtlich. Er hätte nichts einzuwenden gehabt, wenn die SZ bei der Betriebsversammlung am Dienstagnachmittag anwesend gewesen wäre. Aber ein bedrückter wirkender Geschäftsführer Claus Palm bat um Verständnis dafür, dass die Veranstaltung betriebsintern abgehalten wird: "Die Leute haben es doch schon schwer genug." Ein Mitarbeiter antwortete auf die Frage, wie es ihm geht, sarkastisch: "Gut, die Sonne scheint."

Geschäftsbetrieb wird fortgeführt

Nach Auskunft von Patrick Sutter, dem Sprecher des Insolvenzverwalters, der Pluta Rechtsanwalts GmbH in München, lag der Umsatz des Unternehmens im vergangenen Geschäftsjahr bei knapp 20 Millionen Euro. Aber das Unternehmen "musste aufgrund von Liquiditätsproblemen Insolvenz anmelden", sagte Sutter weiter. Es gebe bereits ein von der Geschäftsführung erarbeitetes Sanierungskonzept. "Dieses wird der vorläufige Insolvenzverwalter prüfen." Auch erste Investorengespräche, die bereits von Seiten der Geschäftsführer geführt worden seien, werde der Verwalter fortsetzen. Patrick Sutter sagte weiter: "Eine wichtige Entscheidung wurde getroffen: Der Geschäftsbetrieb wird nahtlos fortgeführt."

Zu einer Ursachenanalyse sieht sich Insolvenzverwalter Stephan Ammann so kurz nach seiner Bestellung durch das Amtsgericht München am 1. April nicht in der Lage. Sein Sprecher Patrick Sutter sagte nur: "Herr Ammann hat das Ziel, die Arbeitsplätze zu erhalten." Er habe mit dem Betriebsrat bereits erste Gespräche geführt: "Für weitere Details ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch zu früh." Betriebsratsvorsitzender Werner Kraus gibt sich betont optimistisch: "Jetzt hoffen wir, dass wir das Beste daraus machen können."

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