Hebertshausen:Die Erleuchtung

Hebertshausen

Das Hebertshausener Rathaus bei Nacht. Die Lampen sind noch nicht auf LED-Technik umgerüstet, das soll sich bald ändern. Archivfoto: Niels P. Jørgensen

Hebertshausen stellt nun doch schneller auf LED-Straßenbeleuchtung um. Damit leistet die Gemeinde nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz. Dank staatlicher Zuschüsse lohnt sich das für sie auch finanziell. Erst einmal muss sie den Bayernwerken aber 773 Straßenlaternen abkaufen.

Von Horst Kramer, Hebertshausen

Schon im Sommer diskutierte der Gemeinderat Hebertshausen über eine Komplettumstellung seiner Straßenbeleuchtung auf LED-Lichter. Bürgermeister Richard Reischl (CSU) trat damals auf die Bremse und verwies auf die leeren Kassen der Gemeinde. Nun erteilte das Gremium doch noch seine Zustimmung für das Projekt. Es umfasst nicht nur die Umstellung von 651 Leuchten auf LED-Technologie (168 Leuchten nutzen schon Leuchtdioden), sondern auch ein Kaufgeschäft und einen neuen Wartungsvertrag. Im kommenden Jahr muss die Gemeinde dafür rund 181 000 Euro einkalkulieren.

Die Sache ist technisch nicht ganz einfach, deswegen hatte die Gemeinde das Ingenieurbüro HPE aus Johanniskirchen (Landkreis Rottal-Inn) beauftragt, die Sachlage zu prüfen und auch die Beleuchtungssituation in Hebertshausen. Der HPE-Mitarbeiter Mathias Maier stellte dem Gemeinderat seine Ergebnisse und die Fördermöglichkeiten vor.

Er rechnete vor, dass die Sanierung der 651 Leuchten zu einer Energieeinsparung von zirka 117 000 Kilowattstunden im Jahr führe, die Stromrechnung sinke damit um fast 30 000 Euro pro Jahr. Der CO₂-Fußabdruck der Gemeinde reduziere sich zudem um 63 Tonnen jährlich.

Die geschätzten Investitionskosten von 313 000 Euro würden sich nach schon einem Jahr amortisieren, rechnete Maier dem staunenden Gremium vor. Die Pointe dabei ist eine neunzigprozentige Förderung aus staatlichen Töpfen. Dieses Kunststück ist HPE schon in Petershausen gelungen. Genau aus diesem Grunde hatte Reischl die Niederbayern mit der Analyse beauftragt.

Zur Erinnerung: Schon im Juni hatte der Bayernwerke-Repräsentant Josef Bestle - der auch diesmal anwesend war - für die Umstellung geworben und mit einer Förderung durch das Bundesumweltministerium (BMU) gelockt: 354 000 Euro hätte das Ganze gekostet, einschließlich der Erneuerung von nicht-förderfähigen Leuchten. Abzüglich 91 000 Euro an Staatszuschüssen. Allerdings hätte das Projekt noch in diesem Jahr umgesetzt werden müssen. Reischl und sein Gremium nahmen damals Abstand von dem Vorhaben. Zumal Bestle das Förderpaket, das HPE geschnürt hatte, nicht zu kennen schien. Vielleicht aber doch. Denn es beinhaltet einen Baustein, der möglicherweise nicht im Geschäftsinteresse der Bayernwerke liegen könnte. Dazu später mehr.

Die Niederbayern kombinieren Mittel des Freistaats (aus einem Programm mit dem Namen "KommKlimaFör", kurz für "Förderrichtlinien Kommunaler Klimaschutz"), das bis zu siebzig Prozent der förderfähigen Kosten abdeckt, allerdings bei 500 000 Euro gedeckelt ist, mit einem BMU-Topf (das vom Forschungsinstitut Jülich verwaltet wird), aus dem fünfzig Prozent der förderfähigen Kosten finanziert werden könnten. In Summe ergäben sich daraus verblüffende 120 Prozent an Staatszuschüssen - eine Konstellation, die den Bundes- und Landeshaushältern aufgefallen sein muss. Deswegen schnitten sie ihre gemeinsamen Anstrengungen bei 90 Prozent der förderfähigen Kosten ab.

Das klingt immer noch gut. Fast zu gut, um wahr zu sein. Und tatsächlich macht die Staatsregierung ihre Förderzusage von einer Bedingung abhängig: Die Gemeinde muss im Besitz all ihrer Straßenleuchten sein. Tatsächlich gehören jedoch 773 der insgesamt 819 Hebertshausener Leuchten den Bayernwerken. Reischl hatte daher die einhundertprozentige Tochter des Eon-Konzerns vorab gefragt, wie viel Geld sie für die Hebertshausener Leuchten haben wolle. Das Angebot beläuft sich auf rund 46 800 Euro netto (also knapp 55 700 Euro brutto)

Für die Gemeinde bedeutet das Gesamtkosten von rund 72 000 Euro - nach dem Doppelförder-Modell der HPE. Dazu kommen noch die Umrüstungskosten für nicht förderfähige Leuchten von rund 41 000 Euro und Honorare in Höhe von 50 000 Euro, insgesamt rund 163 000 Euro. Also Kosten, die deutlich unter dem Angebot der Bayernwerke aus dem Sommer liegen. Eigentlich eine klare Geschichte.

An dieser Stelle kommt die oben genannte dritte Komponente des Projekts zum Tragen: der Wartungsvertrag. Wenn die Bayernwerke Besitzer der Leuchten sind, rechnet sie die Wartung direkt mit der Gemeinde ab, nach vorher vereinbarten Konditionen. Vermutlich kein übermäßig einträgliches, aber ein sicheres Geschäft.

Ist jedoch die Gemeinde der Eigentümer, dann muss sie diese Leistung ausschreiben. Die Bayernwerke werden vermutlich immer ein Angebot abgeben. Aber es ist zumindest denkbar, dass auch andere Unternehmen sich für diesen Auftrag interessieren und der Gemeinde eine Offerte unterbreiten. Mit einem Preis, der eventuell deutlich unter demjenigen des Platzhirschen Bayernwerke liegt.

Dass ein Kommunalreferent, wie Bestle sich im Sommer vorgestellt hatte, diese Konstellation nicht kennt, ist eher unwahrscheinlich. Der Bürgermeister fragte den Bayernwerke-Repräsentanten daher: "Was kostet die Wartung, wenn Ihr Unternehmen nicht Besitzer der Leuchten ist?" Bestles wenig überraschende Antwort: "Genau dasselbe wie wenn uns die Leuchten gehören." Das aktuelle Angebot der Bayernwerke liegt bei rund 18 000 Euro (für insgesamt 819 Leuchten). Reischl hakte nach: "Bei wie vielen Landkreisgemeinde führt Ihr Haus die Wartung durch?" Bestle antwortete: "Bei allen." Ein Betrag, der auf die Projektkosten zu addieren ist, so dass unter dem Strich 181 000 Euro zu Buche stehen werden.

Die Folgekosten beschäftigten mehrere Ratsmitglieder, darunter Marianne Klaffki (SPD) und Florian Zigldrum (CSU). Bestle verwies dabei auf kostenfreie Garantieleistungen und den Wartungsvertrag. Michael Böswirth (CSU) wollte wissen, wer für defekte Lampen aufkommen müsse. "Die Gemeinde, wenn sie der Besitzer ist", stellte der Bayernwerke-Vertreter klar.

Nach kurzer Aussprache sprach sich das Gremium einstimmig für das HPE-Konzept aus.

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