Waldbestattungen:Hier entsteht der erste Bestattungswald der Region

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In diesem Mischwald auf dem Höhenrücken des Unterweilbacher Berges soll der Naturfriedhof entstehen. Unter ausgewählten Bäumen könnten jeweils zwölf Urnen ins Erdreich eingelassen werden. (Foto: Niels P. Jørgensen)

In einem Forst am Unterweilbacher Berg soll der erste Bestattungswald der Region entstehen. 2021 könnten dort die ersten Menschen beerdigt werden.

Von Petra Schafflik, Hebertshausen/Röhrmoos

Auf alten Friedhöfen gibt es sie noch: Traditionsreiche Familiengräber, in denen mehrere Generationen bestattet wurden und in denen kürzlich erst verstorbene Angehörige gemeinsam mit ihren Vorfahren aus zurückliegenden Jahrhunderten ruhen. Doch die Zeiten ändern sich. Und damit auch die Vorstellung der Menschen, wo sie einmal ihre letzte Ruhestätte finden wollen.

Ein Wandel, der auch im Landkreis konkret sichtbar wird: Urnengräber und Urnenwände sind auf den Friedhöfen längst selbstverständlich, mancherorts werden wie im Dachauer Waldfriedhof besondere Bestattungsbäume ausgewiesen. Doch nicht wenige Menschen wünschen sich eine letzte Ruhestätte außerhalb eines konventionellen Friedhofs, möchten in der freien Landschaft zur Ruhe gebettet werden, mitten im Wald, unter der schützenden Krone eines uralten Baums.

Mit dem Bestattungswald Unterweilbach entsteht ein Novum in der Region

Weil das Interesse an einer Bestattung in der Natur auch im Landkreis zunimmt, wird Waldbesitzer Clemens von Trebra-Lindenau jetzt auf dem Höhenrücken des Unterweilbacher Berges so einen besonderen Friedhof mitten im lichten Mischwald anlegen. Die Gemeinderäte von Hebertshausen und Röhrmoos, auf deren Flur das Waldstück jeweils in Teilen liegt, haben jetzt das notwendige Bebauungsplanverfahren gestartet. Mit dem Bestattungswald Unterweilbach entsteht ein Novum in der Region, denn Naturfriedhöfe gibt es nur wenige in Bayern.

Clemens von Trebra-Lindenau will den Naturfriedhof in seinem Mischwald anlegen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Spaziergänger haben Clemens von Trebra auf den Gedanken gebracht, sein Waldstück für Bestattungen zu widmen. "Immer wieder bin ich darauf angesprochen worden", sagt der Waldbesitzer, der auch für die CSU im Hebertshausener Gemeinderat sitzt. Menschen interessieren sich für eine Waldbestattung, weil sie die Vorstellung einer letzten Ruhe in freier Natur einfach schön finden. Andere denken daran, dass ihre weit entfernt lebenden Angehörigen mit der Pflege eines konventionellen Grabs überfordert sein könnten. Eine Ruhestätte im Wald dagegen ist ein Ort des Gedenkens, der ohne Pflege auskommt. Diesen Trend erkannt haben durchaus bereits einige Unternehmen wie die Firmen Friedwald oder Ruheforst, die ihr Konzept deutschlandweit im Franchise-System an Waldbesitzer anbieten.

"Für mich ist das totales Neuland"

Clemens von Trebra hat sich Anregungen geholt, "schließlich ist das für mich totales Neuland". Überzeugt hat ihn ein Modell, wie es in der Ruhestätte "Waldruh Sankt Katharinen" am Bodensee bereits seit längerem umgesetzt ist. Nach diesem Vorbild soll auch der Naturfriedhof Unterweilbach angelegt werden. Das bedeutet, dass unter ausgewählten, alten Ruhebäumen jeweils zwölf Urnen ins Erdreich eingelassen werden können. Ganze "Familienbäume" lassen sich reservieren, aber auch einzelne oder mehrere Grabstellen unter einem ausgewählten Stamm sind möglich. Anonyme Bestattungen soll es nicht geben, eine Namensplakette erinnert an die Verstorbenen und lässt Angehörige einen konkreten Ort der Erinnerung finden. Aber eben nicht in einer Parkanlage, sondern mitten im natürlichen Wald. Der Forst wird nur gepflegt, wie es etwa im Sinne der Verkehrssicherheitspflicht sinnvoll und nötig ist, erklärt von Trebra. Auch die Infrastruktur werde zurückhaltend gestaltet, Parkplätze geschottert, Wege mit Hackschnitzeln belegt, die für einen Friedhof vorgeschriebene Einfriedung wird als hölzerner Handlauf ums Gelände laufen. Einzige Bauwerke auf dem besonderen Friedhof werden eine Holzkapelle und Ruhebänke sein. Der Bestattungswald wird zunächst auf einer Fläche von knapp fünf Hektar angelegt, insgesamt sind bis zu 20 Hektar vorgesehen für den Friedhof, der Stück für Stück erweitert werden kann, je nachdem, wie viele Menschen sich eine letzte Ruhe in der Natur wünschen.

Wenn der Bestattungswald auf der Anhöhe bei Unterweilbach entsteht, dann sei das auch den weitsichtigen Gemeinderäten in Röhrmoos wie Hebertshausen zu verdanken, betont von Trebra. Die hatten parallel mit gleichlautenden Grundsatzbeschlüssen das Vorhaben bereits 2017 gebilligt. Diese Zustimmung der Kommunalpolitik ist keine Selbstverständlichkeit, in Erdweg und Haimhausen sind ähnliche Vorhaben vor einigen Jahren abgelehnt worden. Seit der positiven Entscheidung für das Unterweilbacher Projekt wurden die komplexen Verträge zwischen Waldbesitzer und Gemeinden ausgearbeitet. Da nämlich Friedhöfe in Deutschland nicht privat betrieben werden dürfen, wird von Trebra als "Verwaltungshelfer" der Kommunen diese hoheitliche Aufgabe übernehmen. Nun, da diese Grundlagen stehen, startet ein reguläres Bauleitverfahren, wie es für jedes Bauprojekt üblich ist. Da jedoch bis auf die Kapelle nichts errichtet wird, erwartet von Trebra keine größeren Komplikationen. Voraussichtlich 2021 könnten die ersten Waldbestattungen im Unterweilbacher Forst möglich sein.

© SZ vom 04.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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