Mobilität:Der Wille zur Veränderung ist da

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Grünes Licht für Radfahrer soll es im übertragenen Sinn zunehmend auch in Hebertshausen geben. (Foto: Marius Becker/dpa)

Hebertshausen will mit einem Mobilitätskonzept mehr Leute motivieren, vom Auto auf Rad und Öffentlichen Verkehr umzusteigen. An guten Ideen dafür mangelt es nicht, wohl aber am Platz und am Geld.

Von Alexandra Vettori, Hebertshausen

Wer auf dem Land kein Auto hat, hat es schwer – doch in Hebertshausen soll das anders werden. Ein Mobilitätskonzept wird den Weg weisen, auf dass immer mehr Menschen lieber auf das Rad oder die eigenen Füße umsteigen. Im Neubaugebiet „Neue Holzschleiferei“ kann man die Ideal-Umsetzung wohl schon in einigen Jahren bestaunen.

Bei seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat jedenfalls das Mobilitätskonzept der Büros Stattbau München und team red Deutschland einstimmig angenommen. Das neue Viertel auf dem Gelände der einstigen Holzschleiferei wird entsprechend geplant werden, mit Gemeinschafts-Parkhaus, Mobilitäts-Hub und einem deutlich reduzierten Stellplatzschlüssel. 206 Pkw-Stellplätze sollen für rund 140 Wohnungen, Läden und Gastronomie reichen.

Skeptiker schätzen, dass als Folge benachbarte Straßen zugeparkt werden. Die Planer aber glauben, dass ihr Konzept aufgeht. Zu ihrem Aufgabengebiet gehörte aber nicht nur die Holzschleiferei. Sie haben sich auch den übrigen Ort und die Ortsteile angeschaut und viel Verbesserungsbedarf gefunden, etwa häufig fehlende Gehsteige. Immerhin: Wo es rechtlich möglich ist, gilt in Hebertshausen schon überall Tempo 30.

Verkehr und Klagen darüber werden mehr

Klagen über den Durchgangsverkehr, zugeparkte Straßen und zu hohes Tempo gibt es trotzdem. Und die Probleme werden drängender, denn mehr Einwohner bedeuten mehr Autos. Hier könnten Piktogramme mit Fußgängern und rote Fahrradstreifen auf den Fahrbahnen die Aufmerksamkeit der Autofahrer erhöhen. „Man sollte auch mal was versuchen“, ermutigte Christian Bittner von Stattbau München, der das Konzept im Gemeinderat vortrug. Provisorische Querungshilfen zum Beispiel: Bewährten sie sich, könne man sie fest installieren.

Auch ein attraktiverer Öffentlicher Nahverkehr hilft beim Umsteigen, auch wenn die Gemeinde hier wenig Einflussmöglichkeiten hat. An Ideen mangelt es dem Konzept aber mit Sicherheit nicht: Wlan in Bussen, ein Rufbus, der maximal 30 Minuten nach der Anmeldung kommt, ein autonomer Busverkehr zwischen Holzschleiferei und S-Bahnhof, eine Fußgänger- und Radlerbrücke am Amperwehr.

„Das ist doch heiße Luft, die wir hier verbreiten“

Derlei ambitionierte Vorschläge kamen freilich nicht überall gut an: „Das ist doch heiße Luft, die wir hier verbreiten“, monierte Clemens von Trebra-Lindenau (CSU). Selbst wenn Hebertshausen sein Mobilitätskonzept so umsetzen könnte, „um uns herum ist alles außer der S-Bahn eine einzige Katastrophe. Ich würde zu niemandem sagen, du brauchst kein Auto in Hebertshausen.“ Mindestens mittelfristig werde sich das auch nicht ändern, weil der Landkreis kein Geld habe und die Gemeinde auch nicht.

Ganz so kampflos geschlagen geben wollte sich Bürgermeister Richard Reischl (CSU) aber nicht: „Das ist für Leute, die etwas ändern wollen. Und es soll auch niemand gezwungen werden.“ Zwar habe die Gemeinde Planungshoheit nur für eigene Straßen, doch sei die Zusammenarbeit mit dem Straßenbauamt, etwa bei einer künftigen Abbiegespur zur Holzschleiferei an der Staatsstraße 2339, „sehr kooperativ“. Abgesehen davon, so Reischl, „hat die Gemeinde auch eine Verpflichtung, eine veränderte Mobilität zu fördern“.

Dass die meisten Empfehlungen in der Realität an Platzmangel oder anderen Widrigkeiten scheitern dürften, räumte auch der Bürgermeister ein: „Aber wir können aus den Vorschlägen auswählen, wenn es sich ergibt und sinnhaft ist.“ Die Verkehrsplaner zapfen derweil Fördertöpfe an, gut 30 infrage kommende haben sie schon eruiert.

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