Hebertshausen:Konflikt um Kindertagesstätte

In einem Bürgerantrag fordern 148 Hebertshausener von der Gemeinde eine Optimierung des Krippenangebots. Die Eltern kämpfen nicht nur für längere Öffnungszeiten und mehr Platz, sondern auch um eine zweite Einrichtung.

Petra Schafflik

Hebertshausen: Bürgermeister Michael Kreitmeir hatte "eine verbindliche Buchung" für längere Öffnungszeiten der Krippe gefordert, die Eltern kamen dazu ins Rathaus.

Bürgermeister Michael Kreitmeir hatte "eine verbindliche Buchung" für längere Öffnungszeiten der Krippe gefordert, die Eltern kamen dazu ins Rathaus.

(Foto: Toni Heigl)

Wenn vom 1. August an der neue Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz greift, sind Städte und Gemeinden auf Konflikte mit Familien vorbereitet. In Hebertshausen jedoch melden sich bereits jetzt unzufriedene Eltern zu Wort. In einem Bürgerantrag fordern 148 Hebertshausener für die örtliche Krippe längere Öffnungszeiten, eine Verbesserung des Raumangebots sowie einen Ausbau der Betreuungsplätze. Die aktuelle Situation sei "nicht bedarfsgerecht", sagt Anita Guttner, die mit weiteren Familien die Initiative gestartet hat.

Zunächst hatte der Gemeinderat in seiner Sitzung am vergangenen Dienstag den Bürgerantrag wegen eines Formfehlers abweisen und nur als Petition behandeln wollen. Ein Vorgehen, das SPD-Gemeinderätin Marianne Klaffki massiv kritisierte. Sich mit den inhaltlichen Forderungen trotz formaler Defizite zu befassen, "das wäre Ausdruck einer Wertschätzung der Bürger". In der Debatte sagte Bürgermeister Michael Kreitmeir (FW) dann zu, die Anliegen der Eltern ernst zu nehmen.

Aktuell gibt es in Hebertshausen 24 Betreuungsplätze für Kleinkinder in der Krippe Sankt Peter in Ampermoching. Träger der Einrichtung ist die Gemeinde. Die Kita, die in Souterrain und Hochparterre eines Wohnhauses liegt, ist derzeit von sieben bis 15 Uhr geöffnet. "Doch Eltern brauchen längere Betreuungszeiten", betont Anita Guttner. "Für die Mehrheit der Eltern, die in München berufstätig sind, reicht die Öffnungszeit nur unter Inkaufnahme erheblicher Einschränkungen aus." Auch der benachbarte Kindergarten, ebenfalls in Trägerschaft der Gemeinde, sei schließlich bis 16 Uhr geöffnet. Doch die Kritik der Eltern reicht weiter: Die Einrichtung sei "nicht optimal", erklärt Guttner. Für die Mitarbeiterinnen fehle ein Aufenthaltsraum, das Raumangebot für die Kinder sei zu begrenzt. So müssten die Kleinen momentan zeitweise auf den Flur ausweichen, etwa wenn einige Kinder mittags noch schlafen, während andere bereits wieder spielen wollen. Weiter fordern die Familien, noch mehr Krippenplätze in der Gemeinde zu schaffen. Eltern, die ihre Kinder für 2014 anmelden wollten, "landen auf der Warteliste und erhalten keinen zugesicherten Platz". Mit den Neubaugebieten im Ort werde der Bedarf weiter steigen.

Alle ihre Forderungen haben die Familien per Bürgerantrag formuliert, ein Mittel der Beteiligung, das laut bayerischer Gemeindeordnung den Gemeinderat verpflichtet, sich mit den Inhalten in öffentlicher Sitzung zu befassen. Dass die Eltern dieses Verfahren gewählt haben, statt das persönliche Gespräch zu suchen, darüber zeigte sich Bürgermeister Kreitmeir im Gemeinderat sichtlich irritiert. Doch sagte er zu, bei den Öffnungszeiten rasch zu reagieren. "Allerdings brauche ich eine verbindliche Buchung." Die eingereichte Liste von zwölf Familien, die eine Öffnung bis 16 Uhr wünschen, reiche ihm nicht. In dieser kleinlich wirkenden Reaktion spiegelt sich die Erfahrung der Gemeinde mit Angeboten wider, die zunächst von Eltern gefordert, dann aber nicht angenommen wurden. Wie etwa die 2009 mit viel Engagement eingerichtete gebundene Ganztagsklasse an der Schule, die schon 2010 mangels Interesse wieder aufgegeben werden musste.

Für die Krippe befürwortet Kreitmeir dezidiert längere Öffnungszeiten, weil sich die Einrichtung dann sogar "besser rechnet". Uneinig sind sich Eltern und Bürgermeister über die Umsetzung: Kreitmeir will die Krippe mit den aktuell sechs Mitarbeiterinnen länger öffnen, die Eltern wünschen sich zusätzliche Kräfte: Damit würde ein "dringend erforderlicher personeller Puffer für krankheits- und urlaubsbedingte Ausfälle geschaffen". Die Eltern sehen die Krippe personell am Limit. Der Bürgermeister betont dagegen, der sogenannte Anstellungsschlüssel werde eingehalten. Der Anstellungsschlüssel ist ein rechnerischer Wert, der ein angemessenes Zahlenverhältnis von Pädagogen zu Kindern sicherstellen soll. Tatsächlich sei diese Kennzahl in der Ampermochinger Einrichtung "sehr gut", bestätigt Magdalena Brummer von der Fachaufsicht im Landratsamt. Und de facto dürfe ein Träger sein Betreuungsangebot nur solange ausweiten, "wie es der Betreuungsschlüssel hergibt". Andernfalls muss neues Personal her oder aber auf längere Öffnung oder die Neuaufnahme von Kindern verzichtet werden. "Die Qualität im Auge zu behalten, ist wichtig."

Die Initiatoren des Bürgerantrags richten ihren Blick noch über die aktuelle Situation hinaus, fordern für Hebertshausen mehr Krippenplätze. Tatsächlich will die Gemeinde am bestehenden Standort eine dritte Gruppe für zehn Kinder einrichten, kündigte der Bürgermeister an. Voraussetzung sei, dass für den Mieter, der noch im Krippengebäude wohnt, ein Ersatzquartier gefunden werde. Doch die Eltern denken mit Blick in die ähnlich strukturierte Nachbargemeinde Haimhausen, wo gerade ein Kinderhaus mit 60 Krippenplätzen entsteht, auch für Hebertshausen eher an einen attraktiven Neubau. Auch SPD- Gemeinderätin Marianne Klaffki hält das aktuelle Konzept für zu kurz gesprungen. "Zusätzlich zur Kita in Ampermoching sollten wir über eine zweite Krippe im Hauptort Hebertshausen nachdenken."

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