Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Hebertshausen:Lust auf mehr

Hebertshausens CSU-Bürgermeister Richard Reischl ist konkurrenzlos. Er baut auf ein kooperatives Team im Gemeinderat. Im Wahlkampf präsentieren alle Gruppierungen zwar eigene Ziele, doch an der guten Zusammenarbeit soll sich auch künftig nichts ändern.

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

In Hebertshausen steht ein Ergebnis der Kommunalwahl schon fest: Bürgermeister der 5900-Einwohner-Gemeinde bleibt auch in den kommenden sechs Jahren der amtierende Rathauschef Richard Reischl. Der CSU-Politiker ist der einzige Bewerber, einen Gegenkandidaten gibt es nicht. Anders als noch 2014, als sich Reischl mit soliden 60 Prozent bereits im ersten Wahlgang durchsetzen konnte gegen die beiden Gegenkandidatinnen Eva-Maria Kutscherauer-Schall vom Freien Bürgerblock (FBB) und Marianne Klaffki (SPD), nachdem sich der damalige Amtsinhaber Michael Kreitmeir (FBB) aus Altersgründen zurückgezogen hatte. Mit demselben Elan, mit dem der 43-jährige Reischl damals das Hebertshausener Rathaus erobert hat, brachte er anschließend wichtige Vorhaben auf den Weg. Alles gemeinsam mit einem engagierten, über die Fraktionen hinweg kooperativ arbeitenden Gemeinderat. Jetzt im Wahlkampf präsentieren die Kommunalpolitiker von CSU, FBB und SPD natürlich eigene Ziele und Schwerpunkte, schließlich gilt es, Wähler zu überzeugen und vielleicht den einen oder anderen Ratssitz mehr für die eigene Gruppierung zu erringen. Doch an der guten Zusammenarbeit soll sich künftig nichts ändern. Auch weiterhin, so ist es von allen Seiten zu hören, wollen alle mit Blick auf das Wohl der Gemeinde an einem Strang ziehen. Und auch Rathauschef Reischl erklärt explizit: "Ich habe wahnsinnige Lust, dass es in der jetzigen Konstellation weitergeht."

Tatsächlich kann Reischl eine überzeugende Bilanz vorlegen. So wurde in den vergangen sechs Jahren in die soziale Infrastruktur investiert mit neuem Kinderhaus, Erweiterung der Kinderkrippe und Jugendzentrum. Ein Ärztehaus ist in Planung, ein Glasfasernetz wurde gerade verlegt, ein Kommunalunternehmen für künftige gemeindliche Wohnprojekte gegründet. Vor allem sind mit einem städtebaulichen integrativen Entwicklungskonzept wichtige Grundlagen gelegt für das zentrale Vorhaben der Gemeinde, das auch den neuen Gemeinderat noch intensiv beschäftigen und das Gesicht der Gemeinde auf Jahrzehnte prägen wird. Nämlich die Entwicklung einer 22 Hektar großen, zentralen Fläche mitten im Ort.

Erfolge, die sich Rathauschef Reischl gar nicht alleine ans Revers heftet, da einen gewichtigen Anteil daran der Gemeinderat hat, in dem stets über die Parteigrenzen hinweg nach Lösungen gesucht wird. Als Voraussetzung für dieses Miteinander hat es sich als geschickter Schachzug erwiesen, dass Reischl als neu gewählter Bürgermeister 2014 das Amt des zweiten Bürgermeisters dem Freien Bürgerblock angeboten hat. Ein Novum in Hebertshausen, wo traditionell die Stellvertreter immer aus der Mehrheitsfraktion kamen. Aus dem formalen Akt, bei dem FBB-Fraktionssprecher Martin Gasteiger zum zweiten Bürgermeister gewählt wurde, entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit an der Rathausspitze. An einem typischen Arbeitstag "schlage ich vormittags auf der Baustelle Schlitze und nachmittags vollziehe ich im Rathaus eine Trauung", sagt der beruflich als Elektromeister tätige Gasteiger lachend. Mit dem Einblick in die Gemeindeverwaltung sei es dann möglich gewesen, Ideen und Anliegen des Freien Bürgerblocks unkompliziert einfließen zu lassen. Diese Kooperation wirkt auf das Arbeitsklima im Rat. Und auch die SPD setzt mit Fraktionssprecherin Marianne Klaffki nicht auf Konfrontation, sondern wirkt mit durchaus eigenen Akzenten konstruktiv mit. Die Gemeinde hat von diesem Miteinander profitiert, da sind sich die Akteure einig. Nur im Wahlkampf fällt es nun schwer, sich abzugrenzen. Zumal sich alle für ähnliche Ziele einsetzen, wie mehr bezahlbaren Wohnraum, Wohnformen für Senioren, Unterstützung der Vereine und die Sicherung des Schulstandorts.

Wobei es doch bei jeder Partei auch besondere Steckenpferde gibt. So wünscht sich der Freie Bürgerblock einen Badesee, die SPD würde gerne eine Berufsoberschule im Ort sehen. Und im CSU-Programm steht auf Wunsch von Rathauschef Reischl eine eigene Hebertshausener Blaskapelle. Warum? "Weil ich schon immer mal einen Maibaum stehlen und dann zurückbringen wollte - begleitet von meiner eigenen Blaskapelle." Entsprechend einer bayerischen Tradition.

Bei so viel Harmonie werden die politischen Akteure die Auszählung der Wahlzettel entspannt beobachten. Denkbar ist, dass bei der stark an Persönlichkeiten orientierten Wahl der eine oder andere Sitz wandert, hin zur vom Erfolg ihres Bürgermeisters getragenen CSU-Fraktion. Oder auch zurück zum Freien Bürgerblock, der in der Vergangenheit in Hebertshausen stets stark war. Unsicher ist, wie sich die SPD schlägt, bei der mit Franz Schmidt und Sportreferent Harald Schönwetter zwei langjährige Gemeinderäte nicht mehr antreten. Doch auch wenn das eine oder andere neue Gesicht einziehen wird, grundlegende Veränderungen werden ausbleiben. Denn anders als in vielen Kreisgemeinden treten in Hebertshausen neue, weitere Gruppierungen wie etwa die Grünen nicht an.

Interessant wird, ob es dem über alle Generationen bei den Hebertshausenern beliebten Richard Reischl gelingt, als Stimmenkönig im Landkreis aus der Wahl hervorzugehen. Und vielleicht sogar die Topwerte zu übertreffen, die der nun scheidende Simon Landmann als Bürgermeister von Bergkirchen 2008 und 2014 mit je 96 Prozent vorgelegt hat. Auch für Reischl eine Herausforderung.

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Quelle:
SZ vom 03.03.2020
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