Hebertshausen:"Hier stinkt's"

Die Umweltbehörde im Landratsamt hat nun die Geruchsbelästigung der Anwohner an der Prittlbacher Ziegelei bestätigt. Ein Gutachten zeigt aber, dass sich das Unternehmen an die Grenzwerte hält.

Petra Schafflik

- "Unser Protest hat sich gelohnt", sagt Josef Veit. Im Frühjahr hat der Prittlbacher als Sprecher der Interessengemeinschaft "Uns stinkt´s" (IG) öffentlich aufmerksam gemacht auf eine massive Geruchsbelästigung, unter der die Anwohner in Prittlbach regelmäßig leiden. Ausgehen soll dieser Geruch nach Ansicht der Bürger von der Dachauer Ziegelei Hörl & Hartmann. Seit der damals im Gemeinderat vorgetragenen Kritik würden die Bürgerbeschwerden im Landratsamt endlich ernst genommen, sagt Veit. "Wir haben vor Ort festgestellt, dass es riecht", bestätigt Stefan Löwl, Leiter der Kreisumweltbehörde. Aber ein Rätsel bleibt ungelöst: Das Unternehmen halte wohl alle Grenzwerte ein. Das habe die erste Durchsicht eines Gutachtens ergeben.

Noch im Oktober will Löwl mit der Bürgerinitiative und dem Unternehmen klären, wie es weitergeht soll. Fest steht: "Geruchsbelästigungen zu messen, ist kompliziert." Seit die Interessengemeinschaft mit ihrem Protest an die Öffentlichkeit gegangen ist, "haben sich weitere Bürger auch aus Nachbargemeinden bei uns gemeldet", sagt Sprecher Josef Veit. Alle kennen den beißenden Gestank, der nach verbranntem Plastik riecht und manchmal so intensiv sei, "dass man sich nicht im Freien aufhalten kann". Erst kürzlich musste Veit den Kindergeburtstag der Tochter bei herrlichem Wetter abrupt ins Haus verlegen, "weil es im Garten nicht mehr auszuhalten war". Der Geruch rufe bei einigen Anwohnern auch gesundheitliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder eine Reizung der Atemwege hervor.

Die Interessengemeinschaft hofft jetzt auf eine Lösung des Problems: Durch die große Zahl der Betroffenen sei nun klar, "dass nicht nur einzelne eine besonders sensible Nase haben". Froh ist Veit über die prompte Reaktion des Landratsamts, wie er sagt. Zunächst hätten sich Mitarbeiter bei mehreren Ortsterminen persönlich von der Geruchsbelästigung überzeugt. "Fest steht jetzt, dass der Geruch von Hörl & Hartmann kommt", berichtet Veit. Dann hat die Behörde das Unternehmen verpflichtet, die Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte bei allen Schadstoffen zu belegen. "Wir nehmen die Sache sehr ernst", bestätigt Umweltamtsleiter Stefan Löwl. Das Gutachten eines externen Fachinstituts liege schon vor und wird von den Experten im Landratsamt gerade ausgewertet. "So wie es vorläufig aussieht, werden die Werte aber eingehalten", sagt Löwl. Genau das hatte Ziegelei-Geschäftsführer Anton Hörl bereits im März im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung ausdrücklich versichert.

Der Unternehmer hatte damals auch eingeräumt, dass trotzdem Anwohner bei bestimmten Wetterlagen gelegentlich Geruchsbelästigungen registrierten. Weil nämlich bei der Herstellung speziell wärmedämmender Ziegel Kohlenstoffe frei gesetzt würden, die zwar die Gesundheit nicht gefährdeten, "aber schlecht riechen", so Anton Hörl damals. Genau diese Vorgänge scheinen die ersten Untersuchungen nun zu bestätigen. Auch ein ungefährlicher Gestank kann für Anwohner eine Belastung sein. Doch wo beginnt die unzumutbare Belästigung? Welche Störung müssen Bürger dulden? Das regle die spezielle Geruchsimmissionsrichtlinie (GIRL), erläutert Behördensprecher Löwl. Die in dieser Vorschrift vorgegebenen Untersuchungen zur Geruchsbelästigung sind allerdings aufwendig. Denn ob ein Geruch als Beeinträchtigung wahrgenommen wird, hängt von vielen Parametern ab.

Nicht nur die reine Stoffkonzentration zählt, auch die subjektive Bewertung wonach und wie intensiv es riecht, kann entscheidend sein. Bei einem Gutachten würden deshalb in einem festgelegten Gebiet "Geruchsproben genommen und speziell geschulten Testpersonen zur Verfügung gestellt", erklärt Löwl das Verfahren. Ob ein derartiges Gutachten für Prittlbach in Frage kommt und wer die Kosten dafür trägt, darüber will der Leiter der Kreisumweltbehörde mit der Interessensgemeinschaft und dem betroffenen Unternehmen noch im Oktober beraten.

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