Mitten in Ampermoching:Führerlos auf Fledermaus-Schau

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Hintergrundinfos gab es keine bei der jüngsten Führung der Gebietsbetreuung Ampertal, aber Fledermäuse haben die Teilnehmenden gesehen.
Hintergrundinfos gab es keine bei der jüngsten Führung der Gebietsbetreuung Ampertal, aber Fledermäuse haben die Teilnehmenden gesehen. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Die Exkursion an der Amper ist ausgebucht, doch die Dozentin kommt nicht. Also zieht die Gruppe allein los und erfährt zwar nicht viel über Fledermäuse, erlebt aber, wie wunderbar eine selbstverwaltete Gemeinschaft sein kann.

Von Alexandra Vettori, Hebertshausen

Erwartungsvoll steht die kleine Gruppe auf dem Parkplatz am Klärwerk Ampermoching, es ist 19.30 Uhr. Fragende Blicke schweifen umher, dann die ersten Fragen: „Sind Sie die Dozentin?“ Nein, alle sind Teilnehmende der Fledermaus-Exkursion, die die Volkshochschule Dachau Land und die Gebietsbetreuung Ampertal bei der diesjährigen Bayern Tour-Natur am Donnerstag angeboten haben.

Eine viertel Stunde später ist die Gebietsbetreuerin immer noch nicht da. Am Handy meldet sich nur der Anrufbeantworter, und natürlich ist abends auch bei der VHS niemand erreichbar, abgesehen davon, dass die Einrichtung in Sommerpause ist. Die Anmeldung erfolgte online, eine Frau erzählt, es sei auf der Homepage gestanden, dass der Kurs ausgebucht ist, „das bedeutet keine Absage“, meint sie hoffnungsvoll.

Plötzlich sind sie da, jagen nach Mückentier

Wieder eine viertel Stunde später, langsam senkt sich die Dämmerung herab, wird allen klar, man bleibt unter sich. Ein Ehepaar, aus Feldkirchen angereist, steigt ins Auto, der Rest, neun Frauen, ein Kind und ein Hund, beschließt, alleine loszuziehen. Immerhin war der SZ-Fotograf schon früher bei einer Fledermaus-Exkursion hier, er kann ungefähr den Weg zum Hotspot weisen, bevor auch er von dannen fährt.

Munter plaudernd zieht die führungslose Schar in die Abenddämmerung Richtung Amper. Eine Dame erzählt von den Fledermäusen, die täglich auf ihren Balkon kommen, „deshalb wollte ich jetzt mal Genaueres über diese Tiere erfahren“. Eine andere erzählt von dem Sperber, der immer vor ihrem Haus sitzt.

Wunderbare Naturimpressionen in Gemeinschaft

Die „spannenden Hintergrundinformationen zur Lebensweise der faszinierenden Nachtgeschöpfe“, die das Programm versprach, gibt es zwar nicht, dafür wunderbare Naturimpressionen in Gemeinschaft. Die Frauen tauschen sich aus über die Wohltat der Nähe zu Natur und Wildtieren, die harmonisierende Wirkung, gerade in diesen überhitzten Zeiten. Das Kind schließt Freundschaft mit dem Hund, man lacht und schreitet im Gänsemarsch den schmalen Pfad am Fluss entlang.

Und ja, alle lernen etwas über Fledermäuse, plötzlich sind sie da, wie aus dem Nichts, jagen über die Amper nach Mückentier, umflattern neugierig die ungewohnten Besucher. Wie hätte der Bat-Detektor gepiept, das vom Programm versprochene Gerät, das die Ultraschalllaute von Fledermäusen für Menschen hörbar macht! Doch gerade auch die Lautlosigkeit der Flugkünstler beeindruckt.

Zurück am Parkplatz, es ist dunkel geworden, verabschieden sich alle herzlich und in aufgekratzter Stimmung, fast als käme eine Schulklasse vom heimlichen Ausflug ohne Lehrer zurück. Von der unverhofften Lektion in Gruppengefühl mit Selbstwirksamkeits-Erfahrung werden alle noch lang zehren. Vielleicht sollten Erwachsenenbildungs-Konzept-Entwickler mal in diese Richtung denken, könnte ein Renner werden, und man spart sich die Dozenten. Die Teilnahmegebühr wird die VHS diesmal hoffentlich nicht abbuchen.

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