Hebertshausen ist nicht nur ein prima Wohnort für menschliche Zuzügler, sondern auch für gefiederte: Die Gemeinde verschenkt Nistkästen, voriges Jahr hat sie sogar extra drei für Eulen platziert. Jetzt meldet Bürgermeister Richard Reischl fünf Schleiereulenbabys. Sie seien, schreibt er auf Facebook, sehr wichtig für das Ökosystem, und dass ihn die Nachricht unglaublich freue.
Ob er sich damit Freunde in seiner Bürgerschaft macht, dürfte vom Standort der Eulen-Kinderstube abhängen. Die Autorin dieser Zeilen weiß nämlich, was es heißt, ganz in der Nähe zu wohnen. Irgendwann ist da bei Einbruch der Dunkelheit ein hohes, klagendes Fiepen, in kurzen Abständen, stundenlang. Und laut. So laut, dass sich immer wieder Anwohner nächtens auf die Socken machen, manche mit Taschenlampen, alle auf der Suche nach dem Tier in Not.
Ein wuschiges Vogeltier
Der an den Nerven zehrende Ton kommt von oben, aus einem Baum. Und es sind mehrere Quellen. Der Mann mit der Taschenlampe bringt Klarheit: Im Geäst sitzen männerfaustgroße wuschige Vogeltiere und stoßen, unbeeindruckt von der Blendattacke, Rufe aus. Daheim werden die Suchmaschinen angeworfen – es sind kleine Eulen. Und die, erfahren die neuen Hobbyornithologen, sind Nestflüchter. Sie verlassen es, können aber noch nicht fliegen, sondern kraxeln in ihren Brutbäumen umher. Und plärren, damit die mit Beute kommenden Eltern sie finden und füttern.
Von da an verfolgt die Nachbarschaft die Eulenbabys aufmerksam, leidet mit, als der große Regen kommt. Und ist ein bisschen froh, weil so die Fenster nachts zu bleiben. Und ist trotzdem erleichtert, wenn in den Regenpausen das „Fiiiiiiep“ wieder ertönt. Eines Nachts dann bleibt es leise: Die Eulenjungen haben fliegen gelernt, die Straße versinkt erleichtert in ihre frühere nächtliche Ruhe.
Lieber erst die Saatkrähen fragen
Bürgermeister Reischl will das Eulen-Nistprogramm ausweiten, und zwar an Hallen in freier Landschaft. Gut für ihn. Die Eulen sollten allerdings, bevor sie den Menschen zu nahe kommen, erst mal die Saatkrähen fragen. Denen droht inzwischen der Abschuss. Und das, obwohl sie wenigstens nachts den Schnabel halten. Eulen übrigens, ist zu lesen, nisten gern in alten Krähennestern. Manch ein Krähen-Hasser könnte sich die zurückwünschen, wenn das nächtliche Fiepen losgeht.