Neues Kommunalunternehmen:Hebertshausen setzt auf eigene Energieproduktion

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Heftig umstritten, doch sinnvoll in Sachen Versorgungssicherheit beim Strom: die Windkraft. (Foto: Toni Heigl)

Hebertshausen hat jetzt einen Eigenbetrieb Energie, der Strom und Wärme produzieren soll. Pläne für Photovoltaik gibt es schon, auch den Bau eines Windrads hält der Bürgermeister für unverzichtbar.

Von Alexandra Vettori, Hebertshausen

Noch steht nicht fest, wie das erste Projekt des neuen Energiebetriebs der Gemeinde Hebertshausen aussieht, doch Bürgermeister Richard Reischl (CSU) hat schon Vorstellungen davon, wohin es gehen soll in den nächsten zehn, 15 Jahren: "Sehr zeitnah" sollen alle kommunalen Gebäude Photovoltaikanlagen (PV) auf die Dächer bekommen, dazu ein Freiflächenprojekt neben der Kläranlage entstehen. Wind, Biogas werden genutzt und ein Nahwärmenetz aufgebaut.

Bei seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause hat der Gemeinderat einstimmig die Gründung des Kommunalunternehmens Energie Hebertshausen (KEH) beschlossen und mit einem Startkapital von 100 000 Euro ausgestattet. Fernes Ziel ist, die Gemeinde unabhängig oder zumindest unabhängiger von importierter Energie zu machen. "Dann ist uns wurscht, ob der Putin, wenn es ihn noch gibt, am Gashahn dreht", so Reischl.

Im Aufsichtsrat sitzen auch drei externe Fachleute

Wer Geschäftsführer des Betriebs wird, kann der Bürgermeister jetzt nach den Ferien noch nicht sagen, er betont aber: "Gespräche mit einem sehr guten Bewerber laufen." Er hofft, dass die Personalien des Aufsichtsrats bis spätestens November geklärt sind. Bis dahin können alle drei Fraktionen je ein Gemeinderatsmitglied benennen, bis dahin stehen auch die drei externen Fachleute fest. Schon fix sind Thomas Böswirth, Ingenieur für Energietechnik aus Schwabhausen, und Max Götz aus Markt Indersdorf, Experte für die energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Bürgermeister Reischl, der selbst als Vorstandsvorsitzender fungiert, wünscht sich dazu noch einen Windkraft-Experten.

Erste Aufgabe des neuen Geschäftsführers wird es sein, ein Energiekonzept für Hebertshausen und seine Ortsteile zu erstellen. Der Standort für die erste Freiflächen-Photovoltaikanlage steht bereits fest: Sie kommt auf ein gemeindeeigenes Grundstück neben der Kläranlage, die der größte Stromschlucker der Gemeinde ist. Im Konzept enthalten sein werden auch Potenzialflächen für weitere PV-Anlagen und auch ein Windrad. "Ich bin der festen Überzeugung, dass wir an einem Windrad nicht vorbei kommen. Wir brauchen einfach einen guten Mix. Aber niemals, solange ich Bürgermeister bin, mit einem externen Investor", betont Reischl. Er stellt sich eine Genossenschaft vor, "bei der die Bürger Mitinhaber sind". Und selbstverständlich werde die Standortsuche komplett transparent verlaufen, mit frühzeitiger Information.

Wärme aus Strom

Der Hebertshausener Bürgermeister ist gelernter Elektriker, er weiß, wovon er spricht, wenn er containergroße Batterien beschreibt, in denen die regenerativ erzeugte Energie gespeichert wird: "In den nächsten fünf bis 20 Jahren erzeugen wir so viel Strom, dass der in Wärme umgewandelt werden kann." Das wird viel Geld kosten, dürfte sich aber auszahlen: in Versorgungssicherheit, Preisgarantien und regionaler Wertschöpfung. Auch für die Gemeinde, die als Energieerzeuger eine verlässlichere Einkommensquelle bekäme als die unsicheren Einkommens- und Gewerbesteuern.

Dass das emotional aufgeladene Thema Windkraft auch in Hebertshausen schwierig werden könnte, ist Bürgermeister Reischl bewusst, genau deshalb sollen Landwirte und Bevölkerung eingebunden werden, nicht nur informell, sondern auch finanziell. Vor zehn Jahren habe es noch viele Klagen über das Windrad im Nachbarort Pellheim gegeben, inzwischen, argumentiert Reischl, sähen alle, "dass es gar nicht mal so ein Unheil ist".

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