Neue Holzschleiferei Hebertshausen:"Ein richtig tolles Quartier"

Neue Holzschleiferei Hebertshausen: Bei der Bürgerbeteiligung gab es auch ein Modell des Viertels "Neue Holzschleiferei" zu sehen.

Bei der Bürgerbeteiligung gab es auch ein Modell des Viertels "Neue Holzschleiferei" zu sehen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Nach der erfolgreichen Bürgerbeteiligung soll es jetzt sogar ein Info-Mobil geben. Derweil gehen die Planungen zum neuen Viertel weiter. Zündstoff könnte die geringe Zahl der vorgesehenen Parkplätze bieten.

Von Alexandra Vettori, Hebertshausen

Was unterscheidet Hebertshausen von Dachau und Schwabhausen? Nach Meinung von Bürgermeister Richard Reischl (CSU) ist es die vorbildliche Bürgerbeteiligung bei der Planung eines großen Bauprojekts. Ein solches steht in Dachau bekanntlich auf dem MD-Gelände an, in Schwabhausen ist es ein neues Gewerbegebiet im Ortsteil Stetten. Und bei beiden hagelt es Kritik aus der Bürgerschaft. In Hebertshausen dagegen, wo das Gelände der Alten Holzschleiferei überplant wird, herrscht geradezu Aufbruchstimmung.

Zwei Postkartenaktionen, eine Ideenwerkstatt, Workshops, Gesprächsrunden mit karitativen Einrichtungen und Schulen und ein Abend mit Suppe, all das hat vergangenes Jahr stattgefunden, professionell angeleitet vom Architekturbüro Nonconform, das auch partizipative Planungsprozesse anbietet. Rund 750 Ideen habe man gesammelt, berichtete Melina Hölzl von Nonconform bei der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Was die Planer extrahiert haben an zentralen Bürgerwünschen für das 26 Hektar große Areal, sind differenzierter Wohnraum, Nachhaltigkeit, kurze Wege, Treffpunkte und weiter eine Bürgerbeteiligung. Bei der Nutzung selbst sind es fünf Kernelemente, ganz oben steht ein Bereich mit dem Arbeitstitel "Bibliothek für alles".

Viele wünschen sich Gemeinschaft

Denn ins neue Viertel zieht nicht nur die derzeit im Rathauskeller situierte Gemeindebücherei. Vielmehr spielt der Wunsch nach sozialem Teilen eine große Rolle, Coworking Spaces, gemeinsame Werkstätten, "ein Raum, den sich Bürger aneignen können", wie es Melina Hölzl formulierte. Ebenfalls oft genannt war ein Dorfladen, zum Beispiel betrieben als bäuerliche Kooperation. Auch lebendige Freiräume unter freiem Himmel sind ein Anliegen aller Altersgruppen.

Damit der "Drive, der jetzt erzeugt worden ist", in den langen Jahren des Planungs- und Entstehungsprozesses der Neuen Holzschleiferei nicht verpufft, riet Melina Hölzl dem Gemeinderat zu einer fest installierten Person, bei der die Fäden zusammenlaufen. "Idealerweise jemand, der fach- und ortskundig ist", wie sie anfügte. Damit auch bisher eher uninteressierte Gemeindeteile von Hebertshausen dem Projekt nähergeführt werden, soll ein H-Mobil kommen. Das Infomobil wird bei diversen Anlässen den neuesten Stand präsentieren.

Dass auch die Planungen selbst voranschreiten, darüber informierte Architekt Hinrich Böttcher vom Büro Emrich, Grassinger. Der Entwurf des Münchner Architektur- und Stadtplanungsbüros und des Landschaftsarchitekten Horst Kübert war 2021 als Sieger aus dem Ideenwettbewerb hervorgegangen. Auch Böttcher lobte die Bürgerbeteiligung, "das war echt grandios, was da alles zurückkam". Das decke sich mit der Lust der Planer, "ein richtig tolles Quartier zu bauen".

Um dem Wunsch nach verschiedenen Wohnformen entgegenzukommen, habe man die Gebäude vereinfacht und verrückt, so kann auch die alte Eiche im Westen stehen bleiben. Im Norden entsteht der Mobilitäts-Hub, ein Parkhaus mit Leihmöglichkeiten von Rädern und Autos, wo auch die Energiezentrale untergebracht ist.

Stand jetzt fehlen 174 Parkplätze

Südlich schließt sich ein "Kulturplatz" an, um den sich die "Bibliothek für alles", ein Pflegestützpunkt und Betreutes Wohnen gruppieren. Noch weiter im Süden sind Wohnungen geplant, ein Kinderhaus ist im Nordwesten vorgesehen. Dass es sich um ein Auto-reduziertes Viertel handeln soll, gilt als ausgemacht. Allerdings fehlen nach derzeitigem Stellplatzschlüssel satte 174 Parkplätze.

Wie man das auffangen könnte, da erhofft man sich Aufschluss von dem Mobilitätskonzept, das nun erstellt wird. CSU-Gemeinderat Clemens von Trebra-Lindenau hatte Zweifel, zumal ja auch Besucherstellplätze nötig seien: "Wir sind eine Flächengemeinde, und ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass jemand aus dem Hackermoos mit dem Radl kommt."

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