14 000 Haushalte betroffen:Stromausfall legt halb Dachau lahm

Lesezeit: 3 min

Nach einem Defekt im Wasserkraftwerk sind 14 000 private Haushalte und Firmen westlich der Bahnlinie für eine halbe Stunde von der Welt abgehängt.

Von Benjamin Emonts, Viktoria Großmann und Helmut Zeller, Dachau

Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) erwischte der Stromausfall beim Mittagessen im Feinkost-Laden Galini in der Altstadt. Aber es betraf nicht nur das Geschäft in der Augsburger Straße - in halb Dachau brach am Mittwoch die Stromversorgung zusammen. Punkt 13 Uhr ging nichts mehr: Ausgefallene Verkehrsampeln, stecken gebliebene Aufzüge, verschlossene Türen, stumme Telefone und schwarze Bildschirme in den Büros und Haushalten. Eine halbe Stunde waren ungefähr 14 000 Haushalte und Firmen von der Welt abgehängt. Betroffen war auch die Polizeiinspektion, die allerdings mit ihrem Notstromaggregat weiter arbeiten konnte. Die Ursache der Störung: Ein Defekt im Wasserkraftwerk Dachau, eine von zwei Schwerpunktstationen der Stadtwerke.

Ziemlich genau um 13 Uhr gab es plötzlich einen lauten Krach im Wasserkraftwerk, wie Gerald Nübel, technischer Leiter der Stadtwerke, sagt. Die Mitarbeiter wussten gleich Bescheid: Es war zu einem Überschlag in einem Generatorfeld gekommen. Nübel zufolge ist das ein eher ungewöhnlicher Defekt, da in so einem Fall der Schutzmechanismus reagieren hätte müssen. Tat er aber nicht. Weite Teile des Stadtgebiets - Amperklinikum, Altstadt, Untere Stadt, Udlding, Mitterndorf, ganz Dachau-Süd - waren lahmgelegt. Alle Stadtviertel westlich der Bahnlinie, wie Nübel sagt. Auf der anderen Seite, in Dachau-Ost etwa, merkten die Bewohner nichts. Nach einer halben Stunde gingen die Lichter wieder an. "Der Bereitschaftsdienst, fünf Mitarbeiter, haben sehr gute Arbeit geleistet", lobt Gerald Nübel.

Den Dachauern reichte schon die halbe Stunde vollauf. In den Geldinstituten wie der Raiffeisen-Volksbank fielen sämtliche Kontoauszugsdrucker und Geldautomaten aus. Sie mussten erst minutenlang wieder hochgefahren werden. Auch die Türen zu den Serviceschaltern öffneten sich erst später wieder. Apotheken konnten keine Medikamente ausgeben, weil diese automatisch auf Knopfdruck aus einem Regal gezogen werden und über eine Schiene nach vorn transportiert werden. Eine Dachauerin stand ratlos auf dem Gehsteig der Münchner Straße. Sie wollte gerade ein Medikament für ihren erkrankten Mann holen. "Was soll ich jetzt nur tun?" Immerhin: Elektronische Schiebetüren bleiben offen stehen, wenn der Strom ausfällt. Niemand wurde eingesperrt. Im Haushaltswarengeschäft Auer in der Altstadt schoben Verkäufer die Türen wegen der Kälte mühsam von Hand zu.

Das Notstromaggregat springt sofort an

In der Polizeiinspektion in der Eduard-Ziegler-Straße gingen Lichter und Bildschirme ebenfalls aus - aber nur für eine "halbe Sekunde", schätzt Pressesprecher Björn Scheid. Bei Stromausfällen schaltet sich sofort ein Notstromaggregat ein. Denn am Strom hängen die gesamte EDV, der Polizeifunk und nicht zuletzt die Telefone, über die alle Notrufe eingehen. "Das sind Arbeitsmittel, die rund um die Uhr zur Verfügung stehen müssen."

Verkehrsunfälle haben sich nicht ereignet. Da kann man nur von Glück sprechen, weil auch die Verkehrsampeln nicht mehr funktionierten. In der Münchner Straße tasteten die Autofahrer sich vorsichtig in die stark frequentierte Kreuzung mit der Bahnhofsstraße hinein. Patienten, Pflegepersonal und Ärzte im Amperklinikum in Dachau waren nicht betroffen: Der Stromausfall währte nur den Bruchteil einer Sekunde, wie Pressesprecherin Romana Bronner sagt. Im Notfall versorgten die Stadtwerke das Krankenhaus anderweitig mit Strom, so Bronner.

Die Stadtwerke klären noch, warum der Schutzmechanismus versagt hat und wie es überhaupt zu dem Überschlag im Mittelspannungsfeld kommen konnte. Eine Antwort geben die automatisch aufgezeichneten Schutzprotokolle. Dabei hatten die Dachauer noch Glück: Bei einem Leitungsschaden, etwa einem Kabel in der Erde, hätte die Reparatur viel länger gedauert. So aber genügte es, den beschädigten Stromkreis abzukoppeln. Außerdem haben die Stadtwerke die Stromversorgung auf zwei Netze verteilt, sonst wäre auch noch ganz Dachau lahmgelegt worden.

Für griechische Verhältnisse nur ein kurzer Blackout

Im Juli 2016 waren Teile der Altstadt gleich für etwa eine Stunde vom Stromnetz abgeschnitten. Ein starkes Gewitter und heftiger Regen gingen am späten Nachmittag über Dachau hinweg, und dann schlug ein Blitz in eine Trafo-Station in der Altstadt ein.

"In Griechenland dauert ein Stromausfall 24 Stunden", lacht der Besitzer des Feinkost-Ladens Galini. Oberbürgermeister Hartmann musste nicht auf sein Mittagsessen verzichten. Der Teller war gerade leer gegessen, als der Strom ausfiel. Zahlen mussten er und die vier Amtsleiter in seiner Begleitung auch: Die Ladenkasse öffnete sich zwar nicht mehr automatisch, aber der Inhaber stemmte sie mühsam von Hand auf.

© SZ vom 02.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: