Hauptgeschäftsstraße in Dachau:Tafeln, flanieren und genießen

Fast 12 000 Dachauer besuchen das Fest auf der Münchner Straße. Ob die Lange Tafel im nächsten Jahr wieder stattfindet, ist fraglich

Von Julia Putzger, Dachau

Kinder mit und ohne Gummistiefel hüpfen durch die Pfützen, die sich durch den Regen am Vormittag in den Spurrinnen der Münchner Straße in Dachau gebildet haben. Aber der Wettergott meint es im Großen und Ganzen gut mit der Langen Tafel und ihren Besuchern. Erst am späten Nachmittag ziehen von Norden her dunkelgraue Wolken zum Dachauer Schlossberg. Den Spaß auf Dachaus längstem Straßenfest lässt sich davon aber so schnell niemand verderben. Bis zu 12 000 Menschen sind trotz des sehr durchwachsenen und eher kühlen Wetters in die Münchner Straße gekommen, schätzt Karin Märkl, die zweite Vorsitzende des Bundes der Selbständigen (BDS) Ortsverband Münchner Straße. Es sind weniger Besucher als im Vorjahr, aber da strahlte ja auch die Sonne vom Himmel.

In diesem Jahr gibt es wieder an den mehr als 80 Ständen viel zu entdecken. Jung und Alt können Verschiedenes ausprobieren oder auch mal naschen. Es ist ein schönes Fest. Auf dem Sparkassenplatz lassen sich Kinder schminken, andere vergnügen sich in der Hüpfburg. Auf der Kreuzung am Unteren Markt dreht das Weißbierkarussell samt Bedienung und Gästen fröhlich seine Runden. Clown Toni formt fleißig Giraffen, Schwäne und Dackel aus bunten Luftballons. Und die Hauptorganisatorin des Spektakels, die Vorsitzende des BDS-Ortsverbands Münchner Straße, Isabel Seeber, eilt zur Volksbankbühne, um das Gitarrenspiel ihres Sohnes nicht zu verpassen.

Doch über allem schwebt verhalten die Frage: Wie geht es im kommenden Jahr weiter? Geht es überhaupt weiter? Denn Seeber wird sich künftig nicht mehr als Hauptverantwortliche zur Verfügung stellen. Trotz der hohen Sicherheitsauflagen sei die Angst vor Anschlägen, wie es sie etwa in Berlin gab, sehr groß. Seeber müsste in einem solchen Fall persönlich haften. Das will sie nicht. Doch ein Aus für die Lange Tafel soll das keinesfalls bedeuten: "Wir arbeiten derzeit in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Stadt Dachau mit Hochdruck daran, eine Lösung zu finden, damit es auch in Zukunft eine Lange Tafel geben kann", versichert Seeber. Einigen könnte man sich dabei möglicherweise auf eine Zusammenarbeit mit einer Eventagentur, die dann die Haftung übernähme. Momentan hole man diesbezüglich Angebote ein.

Aus der Organisation der Langen Tafel ausklinken wollen sich Seeber, Märkl und ihr Team aber auch im Falle einer solchen Kooperation nicht. Denn ihnen ist es wichtig, dass das Straßenfest seinen Charme behält und offen für alle ist - also beispielsweise keinen Eintritt verlangt. "Hier ist vom Baby bis zum Senior jeder vertreten. Das ist ein Treffpunkt und Familienfest, das seine lockere Stimmung beibehalten soll", sagt Seeber.

An den Bierbänken werden jetzt die Regenschirme aufgespannt, um Crêpes und Pizza vor den Tropfen zu schützen. Ein Mann mit Zauberhut, auf dem kleine gelbe Sterne funkeln, lässt riesengroße Seifenblasen über die Köpfe der Besucher schweben, und am Stand des Dachauer Kreisverbandes des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) wird fleißig reanimiert. "Weil unser Kreisverband dieses Jahr sein 130. Bestehen feiert, hatten wir die Idee, auf der Langen Tafel 130 Minuten lang durchgehend eine Puppe zu reanimieren", erklärt Bereitschaftsleiter Dieter Ewanger die Aktion.

Neuerungen gab es heuer auch: Die Weihnachtsbeleuchtung glitzert ausnahmsweise schon im September in den Bäumen, die die Münchner Straße säumen.

Bevor die Organisatoren und Besucher schließlich in Begleitung der Bigband Dachau den Tag gemütlich ausklingen lassen, gibt es auf der Hauptbühne noch einiges zu erledigen: Die Volksbank übergibt zwei Autos, die aus ihrem Gewinnsparen-Programm finanziert wurden. Eins an die Gemeinde Jetzendorf und eins an das Caritaszentrum Markt Indersdorf.

Landrat Stefan Löwl ehrt bei dieser Gelegenheit die besten Radfahrer der Aktion Stadtradeln und Oberbürgermeister Florian Hartmann lost die Gewinner der Lange-Tafel-Bändchen aus. Wohltätig zeigen sich auch die "Chaoscityriders": Sie haben auf ihrer Fahrt durch Europas Nordenmehr als 31 000 Euro an Spendengeldern gesammelt. Jetzt überreichen sie das Geld: 10 436 Euro gehen an den Integrationskindergarten Himmelreich und dieselbe Summe bekommt auch die Greta-Fischer-Sonderschule.

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