Hauptausschuss Karlsfeld:Gestank und vielleicht auch Giftstoffe

Ein Bürger beschwert sich über Klärschlamm. Bürgermeister Kolbe will mit dem Bauern jedoch nicht reden

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Den Anliegern westlich der Bahn in Karlsfeld stinkt's gewaltig - und zwar schon lange. Auf den Feldern am Lärchen- und Gündinger Weg gegenüber vom Kinderhaus Sonnenschein bringt offenbar ein Landwirt in regelmäßigen Abständen Klärschlamm aus. Johann Kristmann, der in der Ecke wohnt, hat dies schon des öfteren beklagt, doch bislang ohne Erfolg. Abgesehen vom bestialischen Gestank fürchtet er auch, dass Giftstoffe ins Grundwasser gelangen könnten.

Das Karlsfelder Trinkwasser sei nicht gefährdet, versicherte Geschäftsleiter Francesco Cataldo in der jüngsten Hauptausschusssitzung. Die Wasserwerke hätten mehrere Tiefbrunnen zur Wassergewinnung, die nicht mit "Wasser aus dem oberflächennahen Bereich in Kontakt" kommen. Ansonsten sei die Gemeinde nicht zuständig. Der Landwirt dürfe Klärschlamm ausbringen, wenn er diesen und den Boden in einem Labor hat untersuchen lassen. Die Ergebnisse erhält das Amt für Landwirtschaft, das, wenn die Grenzwerte eingehalten werden, das Landratsamt informiert. Die Freigabe erteilen diese beiden Behörden, nicht die Gemeinde. Der Schlamm sei auch nicht aus dem Karlsfelder Klärwerk, betonte Cataldo. Dort wird der Klärschlamm nämlich aufwendig von Mai bis Oktober mit Hilfe von der Sonne getrocknet bis er so sehr reduziert ist, dass er nach Geiselbullach zur Müllverbrennung gefahren werden kann.

"Bis vor wenigen Jahren haben einige Bundesländer, darunter Hessen, die Ausbringung von Klärschlamm als sinnvoll erachtet", sagte Wolfgang Offenbeck (CSU), der selbst einen Hof in der Rothschwaige betreibt. Diese Ansicht habe sich inzwischen verändert. Es gebe strenge Kriterien, die eingehalten werden müssten, unter anderem dürfe der Klärschlamm nur jedes dritte Jahr auf die Felder gespritzt werden und müsse innerhalb von vier Stunden in den Boden eingearbeitet werden. Warum der Kollege noch auf diese Weise dünge, könne Offenbeck nicht nachvollziehen. "Der bayerische Mühlenverband nimmt kein Getreide mehr von Feldern, die mit Klärschlamm behandelt wurden", so der Gemeinderat. "Auch viele andere Organisationen lehnen die Produkte, die mit Klärschlamm in Berührung waren, ab, der Landhandel zum Beispiel."

Laut Kristmann hatte der Landwirt ein Gutachten vom Dezember, den Schlamm habe er jedoch erst im April ausgebracht. "Das muss man wohl hinnehmen, solange es erlaubt ist", sagte Offenbeck. Adrian Heim (Bündnis) regte an, ob die Gemeinde den Landwirt nicht darüber informieren könne, dass seine Düngemethode "bei uns schlecht ankommt". Vielleicht könne man ihn ja auch bitten, künftig anders vorzugehen. Doch Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) lehnte dies kategorisch ab: "Das sehe ich nicht ein. Das ist nicht meine Aufgabe."

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