Halbzeit im Amt:Das Team ist der Star

Bürgermeister Franz Obesser versteht sich als Mannschaftsspieler, dem die konstruktive Zusammenarbeit im Gemeinderat wichtig ist. Er hat in seinen ersten drei Jahren im Indersdorfer Rathaus einen neuen Stil eingeführt - und Veranstaltungen, die beim Bürger Anklang finden

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Nein, amtsmüde ist Franz Obesser nach gut drei Jahren auf dem Chefsessel wirklich nicht. Im Gegenteil: Der 47-jährige Bürgermeister von Markt Indersdorf hat noch viele Projekte vor. Er schätzt den Job als Gemeindechef, weil er an der Schaltstelle im Rathaus einiges bewegen kann und gern den Kontakt mit Menschen pflegt. "Meine Tür im Rathaus ist für die Bürger immer offen", sagt Obesser. Die Hälfte seiner ersten Amtszeit ist abgelaufen. In drei Jahren, 2020, steht die nächste Kommunalwahl an. Dann wird die Indersdorfer CSU voraussichtlich den heute 47-Jährigen erneut ins Rennen um das Bürgermeisteramt schicken. "Wenn gesundheitlich und familiär alles passt, werde ich wohl wieder kandidieren", kündigt Obesser an.

In seinen neuen Job hat er sich nach drei Jahren gut eingefunden. Das sieht nicht nur sein Parteifreund und Gemeinderatskollege Olaf Schellenberger so. Mit zweieinhalb Schlägen zapfte Franz Obesser vor einigen Wochen das erste Fass bei der Bierprobe fürs Volksfest an. Beim Anzapfen im Volksfestzelt waren es drei. "Man glaubt, der Franz hat nie etwas anderes als Bürgermeister gemacht", lobt Gemeinderat Schellenberger. Dabei war der Diplom-Ingenieur Obesser noch vor gut drei Jahren bei Autoliv angestellt und viel in der Weltgeschichte unterwegs. Heute die Vereinigten Staaten, morgen China. Oft hielt er sich Tage lang im Ausland auf. Als Bürgermeister von Indersdorf braucht er den Reisepass nicht mehr so häufig wie früher. Doch wie bei Autoliv sieht er sich auch jetzt als Dienstleister, der Umgang mit vielen Menschen hat. Obesser schätzt das Feedback der Bürger.

Bürgermeister Obesser

"Meine Tür ist für die Bürger immer offen": Seit drei Jahren sitzt Franz Obesser auf dem Chefsessel im Rathaus Markt Indersdorf.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Dass die Kommunalpolitik eines Tages zu seinem Metier werden würde, wäre vor einigen Jahren für ihn unvorstellbar gewesen. Vor neun Jahren zog Obesser erstmals in den Gemeinderat ein, kurz darauf wurde er CSU-Mitglied. Sechs Jahre später fragten ihn seine Parteikollegen, ob er sich eine Kandidatur für das Bürgermeisteramt in Indersdorf vorstellen könne. Obesser erbat sich eine kurze Bedenkzeit und sagte dann zu. Er gewann die Bürgermeisterwahl überraschend klar - gegen Hubert Böck von der SPD und den ehemaligen Parteifreund Hermann Eschenbecher, der aus persönlichen Gründen von der CSU zu den Freien Wählern gewechselt war. Der damals 44-Jährige aus Senkenschlag beerbte Josef Kreitmeir (Freie Wähler), der 18 Jahre lang Bürgermeister in Indersdorf war und auf eine weitere Amtszeit verzichtete.

Obesser sieht sich als Mannschaftsspieler und nicht als Star, der allein im Rampenlicht stehen will. Das gilt sowohl für das Zusammenspiel im Gemeinderat als auch für die tägliche Arbeit in der Verwaltung. Schon im Kommunalwahlkampf 2014 präsentierte er die CSU-Kandidaten als "Team Obesser", mit dem er in den Wettkampf um das Bürgermeisteramt zog. Mit dem Versprechen, die Bürger mit- und ernst zu nehmen, warb er um die Wähler. Die Atmosphäre im Gemeinderat sei sehr konstruktiv, die Zusammenarbeit funktioniere über alle Gruppierungen hinweg. Auch das Team der Verwaltung sei perfekt eingespielt und arbeite sehr gut mit ihm zusammen. "Wir tauschen uns regelmäßig in Klausuren aus", betont der Bürgermeister. So wie unlängst zum Thema Umbau des Marktplatzes. Bei dem Treffen wurden alle Gemeinderatsmitglieder über den neuesten Stand informiert.

Gigabit Start

In dieser Zeit hat er einige Projekte auf den Weg gebracht oder fertiggestellt - wie das Glasfasernetz in der Gemeinde, dessen Betrieb Heimatminister Markus Söder gestartet hat.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Umgestaltung der Ortsmitte bewegt die Gemeinde seit langer Zeit. Schon vor Jahren lagen dafür Pläne in der Schublade; unter Bürgermeister Josef Kreitmeir wurden sie aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt. Es fehlten damals schlicht die Mittel dafür. Inzwischen hat sich die Lage verändert. Die Gemeinde verkaufte das Holdenried-Gelände neben dem Rathaus an einen privaten Investor, der dort Wohnungen, Geschäftsräume und eine Tiefgarage baute. Der Erlös wird in den Umbau des Marktplatzes fließen. Auch die Anlieger müssen sich über die Straßenausbaubeiträge an den Kosten beteiligen. Obesser und der Gemeinderat treiben mit der Verwaltung das Projekt voran. Ein erstes Gespräch mit den Anliegern gab es schon, ein zweites Treffen soll es noch vor der Sommerpause im Rathaus geben. Dabei geht es natürlich um die Kostenbeteiligung, aber auch um Ideen und Wünsche der Anlieger. Transparenz und Bürgerdialog stünden im Fokus der Neugestaltung, sagt der Gemeindechef. Deshalb sollen auch alle Indersdorfer Bürger mitreden können. Die Gemeinde plant eine große Informationsveranstaltung, auf der die gesamte Bevölkerung Vorschläge für den Umbau machen kann. Welche Ideen umgesetzt werden können, muss sich noch zeigen. Der neue Marktplatz soll ausreichend Parkplätze bieten und für Fußgänger sicherer werden. Er soll aber auch ein Platz mit Aufenthaltsqualität sein. Das Ortszentrum als Visitenkarte für die Gemeinde.

Ein anderes großes Projekt ist nach den ersten drei Jahren unter Obessers Führung bereits fertiggestellt: Der Breitbandausbau in der Gemeinde ist abgeschlossen. Markt Indersdorf hat jetzt ein flächendeckendes schnelles Internet. Die Glasfaserkabel wurden bis vor die Haustür verlegt, auch im Außenbereich und in entlegenen Weilern. 73 Prozent aller Haushalte verfügen über einen schnellen Zugang ans weltweite Netz. Eine Anschlussquote, auf die der Bürgermeister mit Stolz verweist. "Das zeigt die Geschlossenheit in der Gemeinde", sagt Obesser. Zehn Millionen Euro Schulden hat die Gemeinde für das Projekt aufgenommen. Mit dieser Summe wurde der Leitungsbau finanziert; durch die Pachteinnahmen vom Netzbetreiber fließt das Geld über lange Sicht wieder in die Gemeindekasse zurück. Der neue Flächennutzungsplan wurde ausgelegt, der Kreisverkehr am Gewerbegebiet fertiggestellt.

Ein weiteres großes Projekt ist die Südostumfahrung, die den Ortsteil Kloster und Karpfhofen vom Durchgangsverkehr entlasten soll. Obesser führte Empfänge für Neu- und Jungbürger ein. Außerdem werden jetzt verdiente Bürger geehrt, die sich durch ehrenamtliches Engagement auszeichnen. Der neue Bürgermeister hat schon einiges auf den Weg gebracht, doch beim Straßenbau gibt es noch viel zu tun. Wie gesagt: Obesser hat noch einiges vor.

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