Haimhausen:Wo die Reichen zu Hause sind

Haimhausen bleibt auf seinem Einheimischenmodell sitzen, denn viele Bürger kommen nicht unter ein Jahreseinkommen von 80 000 Euro.

Matthias Pöls

Die Bürger der Gemeinde Haimhausen verdienen zu viel, um Grundstücke über das Einheimischenmodell erwerben zu können. Insgesamt 16 Parzellen hatte der Gemeinderat im Haimhausener Ortsteil Ottershausen im Baugebiet "Mooswiesen" bereits im Mai 2011 für das soziale Projekt ausgewiesen. Doch jetzt, zum frühstmöglichen Baubeginn im Januar 2012, sind immer noch vier der Grundstücke nicht reserviert. Während zehn frei verkäufliche Grundstücke im gleichen Baugebiet zu einem weitaus höheren Preis der Gemeinde förmlich aus den Händen gerissen worden sind.

Haimhausen: Kein Platz für die Einheimischen? Die Bavarian International School zieht reiche Eltern und ihre Sprösslinge aus dem ganzen Raum des Münchner Nordosten nach Haimhausen, nicht nur wegen des prunkvollen Schlosses in dem die Schule residiert. So bleibt die Gemeinde auch wegen der vielen gutverdiendenen Neuzugezogenen auf einem Teil ihrer Parzellen aus dem Einheimischenmodell sitzen.

Kein Platz für die Einheimischen? Die Bavarian International School zieht reiche Eltern und ihre Sprösslinge aus dem ganzen Raum des Münchner Nordosten nach Haimhausen, nicht nur wegen des prunkvollen Schlosses in dem die Schule residiert. So bleibt die Gemeinde auch wegen der vielen gutverdiendenen Neuzugezogenen auf einem Teil ihrer Parzellen aus dem Einheimischenmodell sitzen.

(Foto: Toni Heigl)

Wir sind ohnehin schon relativ großzügig mit unseren Kriterien", sagte Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU). Wer in der Gemeinde Haimhausen über das Einheimischenmodell ein Grundstück erwerben will, darf nicht über ein Einkommen von mehr als 80 000 Euro pro Jahr verfügen, während in manch anderer Gemeinde des Landkreises Dachau maximal 60 000 Euro angesetzt werden. Doch genau daran scheitert es wohl. Von den insgesamt etwa 28 Bewerbern, "haben wir mehr als zehn Personen abgelehnt, die sechsstellig verdienen", sagte Felbermeier. Daher wurde zuletzt sogar darüber debattiert die Einkommensgrenze auf 100 000 Euro zu erhöhen. Aber wer so viel Geld zur Verfügung hat, könne sich auch ein Grundstück zum normalen Marktpreis kaufen. Das betreffe etwa die Menschen, die bei den umliegenden High-Tech-Firmen, oder beim größten Arbeitgeber der Gemeinde, der Bavarian International School, arbeiten. "Diese Leute verdienen einfach zu viel."

Dabei soll das Modell dazu dienen, dass "Einheimischen, wie etwa normalen Handwerkern, der Hausbau ermöglicht wird", so Felbermeier. Und dass den in Haimhausen aufgewachsenen Bürgern die Möglichkeit bleibt, im Ort zu wohnen. Trotz des sozialen Preises von 220 Euro pro Quadratmeter sei nicht jeder erreichbar. Für die Gemeinde ist das Projekt ein finanzielles Nullsummenspiel. Doch selbst wenn das Einkommenskriterium erfüllt sei, kommen nicht alle Bewerber in Frage. Diese müssen mindestens fünf Jahre in Haimhausen wohnen oder zehn Jahre im Ort arbeiten. Erfüllen die Bewerber diese Kriterien, erhielten diejenigen den Vorzug, die in einem nach einem Punktesystem ermittelten Ranking ganz oben stehen. Dabei spielen das Alter und der Familienstand eine Rolle. Doch die passenden Haimhausener finden sich nicht.

Auf der anderen Seite steht die Gemeinde unter einem "wahnsinnigem Zuzugsdrang". Obwohl der Grundstückspreis pro Quadratmeter in etwa bei vergleichsweise stattlichen 450 Euro liegt. Ständig gebe es Anfragen nach Grundstücken, Häusern und Wohnungen an das Bauamt. Es ziehe vor allem Menschen aus dem Raum des Münchner Nordostens nach Haimhausen.

Nach den Gründen befragt, gerät Bürgermeister Felbermeier schnell ins Schwärmen: Das Gesamtpaket Haimhausen habe eine unglaubliche Attraktivität und Vielfalt. Es liege an der tollen Landschaft mit den Amperauen und dem regionalem Grünzug; an der Vereinsvielfalt und dem Kulturkreis Haimhausen, der weit über das Dachauer Land hinaus bekannt ist; an einer der besten Kinderbetreuungen; an der Nähe zum Flughafen und der schnellen Anbindungen zur Autobahn, sowie einem guten S-Bahn Anschluss und dazu den gesellschaftlichen Aspekten, wie etwa einem Neubürgerempfang mit vielen Amts- und Würdenträgern, bei dem jeder neu Zugezogene herzlich begrüßt werde. (Kommentar)

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