Haimhausen:Kostenloser Kraftstoff

Die erste öffentliche Elektro-Tankstelle im Landkreis hat in Haimhausen ihren Betrieb aufgenommen - mit unschlagbar günstigem Spritpreis.

Rudi Kanamüller

- Das Münchner Oktoberfest ist zwar seit gut einer Woche zu Ende. In Haimhausen hieß es am vergangenen Samstag vor dem Rathaus aber trotzdem unter dem Beifall des geladenen Publikums: "Ozapft is." Allerdings floss hier kein Bier aus der Leitung, wie man nun vermuten könnte. Weit gefehlt: Aus dem etwa 190 Zentimeter hohen rechteckigen Kasten, auf dem groß das Tankstellen-Symbol mit einem Elektrostecker leuchtet, floss lupenreiner Ökostrom in einen schmucken, perlweißen Audi A1 E-Tron. Die erste öffentliche Elektro-Tankstelle im Landkreis Dachau hat damit ihren Betrieb aufgenommen.

Mit diesem Fahrzeug, das der Ingolstädter Autohersteller derzeit im Alltagsgebrauch testet, war zuvor Audi-Finanzvorstand Axel Strotbek entsprechend dem Anlass vorgefahren. Auch das ist kein Zufall. Denn Strotbek lebt seit gut vier Jahren in Haimhausen, wo er sich eigenen Aussagen zufolge nicht nur wohl fühlt, sondern "sauwohl". Bürgermeister Peter Felbermeier hörte es mit sichtlicher Genugtuung. Freude, Stolz, Genugtuung: Bürgermeister Felbermeier bezeichnete die Eröffnung der ersten E-Tanke vor dem Rathaus als "Sternstunde in der Gemeinde", die auf dem Gebiet alternativer Energien schon immer Vorreiter gewesen sei. Jetzt warte man auf die Reaktionen der Bevölkerung. Der erste Schritt, so Felbermeier, sei jedenfalls getan, um die E-Mobilität den Bürgern näher zu bringen.

Das Projekt E-Tankstelle haben die Haimhausener Elektrizitätswerke Haniel zusammen mit dem Kommunalunternehmen der Gemeinde realisiert und dafür rund 10 000 Euro investiert. Die Leistung der E-Tanke beträgt 32 Ampere, sagt Haniel-Kundenberater Peter Müller. "Es gibt eigentlich fast nichts Stärkeres." Den Öko-Strom aus der E-Tanke gibt es für etwa ein Jahr lang kostenlos. Allerdings kommen in den Genuss nur Privatpersonen, die sich dafür eine Chipkarte in der Gemeindeverwaltung aushändigen lassen müssen. Aufgeladen werden können gleichzeitig zwei Pkw. Für E-Bikes gibt es eigene Batterie-Ladeanschlüsse. Die Geschäftsführerin der E-Werke, Andrea Haniel, bezeichnete das Projekt als wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende in Deutschland. Und dabei, so Andrea Haniel, "sind wir in Haimhausen auf der Überholspur mit der Versorgung von Menschen und Autos mit sauberem Strom". Haniel kritisierte in diesem Zusammenhang, dass die Hauptlast der Abgaben für erneuerbare Energien hauptsächlich von den Kleinverbrauchern getragen werden müssten, während die Großindustrie oft außen vor bliebe.

Auf den positiven Effekt der "kleinen E-Auto-Messe", bei der sich Audi, BMW und Renault friedlich nebeneinander auf dem Rathausvorplatz präsentierten, wies Audi-Finanzvorstand Strotbek hin. Er bezeichnete die Haimhausener E-Tankstelle zwar als "wichtiges Symbol", nannte aber auch den Punkt, welcher die massenhafte Ausweitung der Elektromobilität derzeit noch einschränkt: die Batteriekapazität. Und hier müsse es, zumindest was Europa betreffe, ein Zusammenspiel zwischen Politik und Industrie geben, forderte der Audi-Manager. Denn einen "Quantensprung" auf dem Gebiet der Batterieentwicklung, sagte Strobek, werde es so schnell nicht geben. Außerdem gebe es hier in Europa eine starke Konkurrenz durch den leistungsfähigen Dieselkraftstoff. Audi selbst werde im kommenden Jahr einen neuen Plug-In-Hybrid auf den Markt bringen, der beides vereine: einen Elektroantrieb, der sich, je nach Bedarf, die Arbeit mit einem Verbrennungsmotor teilen kann. Und was die E-Tanke von Haimhausen betrifft, hatte Strotbek eine für Bürgermeister Felbermeier beruhigende Nachricht: "Keine Sorge, wir werden unsere Flotte hier nicht über Nacht kostenlos aufladen."

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