1250 Jahre Haimhausen:Ein Jahr voll kultureller Höhepunkte

1250 Jahre Haimhausen: Das Schloss Haimhausen hat in der Geschichte Haimhausens eine wichtige Rolle gespielt. Heute residiert hier eine Privatschule.

Das Schloss Haimhausen hat in der Geschichte Haimhausens eine wichtige Rolle gespielt. Heute residiert hier eine Privatschule.

(Foto: Toni Heigl)

Gefühlt das ganze Dorf macht mit, und so stehen Konzerte, Theater, Ausstellungen und natürlich ein Festakt auf dem Programm. Bei Letzerem wird sogar ein neues Buch zu Haimhausen präsentiert.

Von Alexandra Vettori, Haimhausen

Ein ganzes Jahr lang feiert Haimhausen heuer seine erste urkundliche Erwähnung vor 1250 Jahren, mit Musiktheater, klassischem Konzert im Schlosspark, Blasmusik, Kabarett, Kindernachmittag und natürlich einem Festakt, bei dem nicht nur Reden gehalten werden. Allerdings hat Corona im Programm schon Spuren hinterlassen: Die Theatergruppe Haimhausen hat ihr Stück abgesagt, es wäre ab 25. März gezeigt worden, und die Proben hätten in der Grundschule stattfinden sollen. "Da wollten wir aber nicht das Hygienekonzept gefährden", erklärte der Vorsitzende Helmut Hinterholzer. Auch die Schule hat ihr Schulfest abgesagt, es war für Ende April geplant und hätte ebenfalls im Zeichen des Jubiläums stehen sollen.

Natürlich ist Haimhausen schon viel länger besiedelt als seit 1250 Jahre, auch nicht erst seit dem keltischen Stamm der Ambronen, der sich noch heute im Namen des Flusses Amper findet. Doch am 18. August 772 taucht der Ort aus dem Dunkel der Geschichte auf, als "Heiminhusir". Da hat der Adelige Rihperht das Erbgut seiner Mutter Adalswind der Domkirche zu Freising übergeben, was schriftlich in einer Übergabeerklärung festgehalten wurde, die bis heute in den Freisinger Traditionen erhalten ist. Zu diesem Erbgut gehörte, neben anderen Orten der Umgebung, auch "Heiminhusir", samt Mägden, Knechten, Freigelassenen, Wiesen, Feldern und Wäldern.

Bei dem geplante Musiktheater "Das Geheimnis von Haimhausen" wirken rund 100 Helfer mit

1250 Jahre Haimhausen: Einen explosiven Musiktheater-Abend verspricht das Theaterensemble des Kulturkreises, wenn es das "Geheimnis von Haimhausen" lüftet.

Einen explosiven Musiktheater-Abend verspricht das Theaterensemble des Kulturkreises, wenn es das "Geheimnis von Haimhausen" lüftet.

(Foto: privat)

"Zwischen Fake und Fakten" beschreibt Marja-Leena Varpio, die Vorsitzende des Haimhauser Kulturkreises, das geplante Musiktheater mit dem Titel "Das Geheimnis von Haimhausen", zu dem der Kulturkreis ab Freitag, 24. Juni, einlädt. An die 100 Helfende und Mitwirkende werden dabei sein. Das Stück bezieht sich zwar auf die Historie der Gemeinde, spielt aber auf zwei Zeitebenen und lüftet schließlich auch das Geheimnis des plötzlichen wirtschaftlichen Aufstieg des Ortes nach dem Dreißigjährigen Krieg.

"Semiprofessionell" nennt Varpio die Produktion, denn das Theaterensemble, der Chor Stimmbruch und die Haimhauser Dorfmusik bestünden zwar aus Laien, doch mit Autor Carsten Golbeck, Regisseur Philipp Jescheck, Bühnenbildner Andreas Schiebel und den Musikern von Dr. Will & The Wizards habe man auch Profis im Boot. Für Varpio ist die neueste Produktion des Kulturkreises ein "Abenteuerspielplatz für Große". Auf jeden Fall verspricht sie ein Spektakel, das am 25., 29. und 30. Juni sowie am 1. und 2. Juli im Haniel'schen Stadl zur Aufführung kommt. Der Kartenvorverkauf startet Ende März. Wann und wo, wird rechtzeitig bekannt gegeben.

Lange gab es in Haimhausen nur Hausnummern, keine Straßennamen

1250 Jahre Haimhausen: Hans Schindlböck und Hiltrud Frühauf arbeiten auf Hochtouren an dem Buch zu Haimhauser Straßennamen. Bis August muss es fertig sein.

Hans Schindlböck und Hiltrud Frühauf arbeiten auf Hochtouren an dem Buch zu Haimhauser Straßennamen. Bis August muss es fertig sein.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Eine Chronik hat Haimhausen bereits, aufs Trefflichste erstellt von dem früheren Haimhauser Lehrer und Heimatforscher Markus Bogner. Deshalb hat sich der Arbeitskreis Ortsgeschichte auf die Bedeutung der Straßennamen konzentriert, als es darum ging, zum großen Jubiläum ein neues Buch über den Ort zu schreiben. Bis in die 1960er-Jahre hinein gab es in Haimhausen, wie in fast allen Gemeinden, nur Hausnummern, keine Straßennamen. Eine wichtige Quelle war deshalb das erste Haimhauser Straßenverzeichnis von 1977, in dem der damalige Bürgermeister die Bedeutung der acht bis zehn Straßen niederschrieb, die es damals gab. "Das war der Aufhänger für unser Straßennamenbuch", erzählt Hans Schindlböck vom Arbeitskreis Ortsgeschichte, nun sei man bei 94 Straßen. Kein Wunder, dass das Buch länger geworden ist als gedacht, dabei fehlen noch zwei bis drei Texte.

Das Team, zu dem auch Hiltrud Frühauf und Gabriele Donder-Langer gehören, hat sich tief in die Geschichte des Ortes gegraben, um die Bedeutung der Straßennamen heraus zu finden. "Das bewegt sich schon auf geschichtlich hohem Niveau. Wir haben intensiv recherchiert, deshalb gibt es auch Fußnoten ohne Ende. Die mussten wir in einem extra Anhang unterbringen", so Schindlböck. Da gibt es nicht nur Geschichten zu Flurnamen, sondern auch zu Künstlern, alten Häusern und Grafen. Schon im 13. Jahrhundert wird ein "Castrum" in Haimhausen erwähnt, seit des 16. Jahrhundert war Haimhausen eine Hofmark. Das heutige Schloss wurde 1660 erbaut, nachdem der vorige Bau einem Feuer zum Opfer fiel. Die Geschichte der Schlossherren in Dachau, die nicht nur Verwalter waren, teilt Schindlböck grob so ein: "Die ersten 200 Jahre waren die Viehbecks hier, dann 100 Jahre die Butlers und 100 Jahre die Haniels." Präsentiert wird das neue Buch zu Haimhausen beim Jubiläums-Festakt am Donnerstag, 18. August, im Goldenen Saal des Schlosses, in dem sich heute eine Privatschule befindet.

1250 Jahre Haimhausen: Einige der Gemälde stehen schon fest, die das Team des Heimatmuseums, Elke Niedermair (l.) und Dörthe von Haniel, bei der Jubiläumsausstellung zeigen wird.

Einige der Gemälde stehen schon fest, die das Team des Heimatmuseums, Elke Niedermair (l.) und Dörthe von Haniel, bei der Jubiläumsausstellung zeigen wird.

(Foto: Toni Heigl)

Das Team des Haimhauser Heimatmuseums sieht der Eröffnung der Jubiläums-Ausstellung noch ganz entspannt entgegen. "Wir sind erst im Oktober an der Reihe, vorher ist ja genug anderes", sagt Dörthe von Haniel vom Team des Heimatmuseums. Für die Jubiläumsausstellung haben sie und Elke Niedermair sich etwas Besonderes ausgedacht: "Wir suchen Haimhauser Motive im Depot und stellen daneben Fotos von heute. Das gelingt nicht bei jedem Motiv, aber doch bei vielen." Dazu gibt es zu jedem Künstler eine Kurzbiografie.

Haimhausen war, wie Dachau, im 19. und 20. Jahrhundert eine Künstlerkolonie

Die Auswahl an Gemälden ist groß, denn Haimhausen war, wie Dachau, im 19. und 20. Jahrhundert eine Künstlerkolonie. Gründer war Bernhard Buttersack, ein Landschaftsmaler der Münchner Schule. 1889 zog es ihn der Landschaft und des Lichts wegen ins Dachauer Moos, er wohnte erst in Oberschleißheim, ab 1893 dann in Haimhausen. Dort ließ er sich ein Haus mit Atelier bauen und eröffnete eine Malschule. Die Künstler, erzählt Dörthe von Haniel, hätten natürlich für Aufregung gesorgt in dem kleinen Bauerndorf, "das war faszinierend, der Lebenswandel der Maler, aber die Leute hatten auch ihre Freude dran, nicht nur, weil die Miete ein kleines Zubrot war".

Auch Werke von Buttersacks Schülerinnen und Schülern werden bei der Jubiläumsausstellung zu sehen sein, ebenso wie von Max Bergmann, der dem späten deutschen Impressionismus zugerechnet wird. "Das sind Tierdarstellungen, da müssen wir dann einen Traktor danebenstellen", sagt Dörte von Haniel mit einem Lächeln. Dazu sollen noch zeitgenössische Maler kommen, etwa eine Skulptur von Wolfgang Sand, der seit 1986 sein Atelier in Haimhausen hat.

Zu den Feierlichkeiten haben sich auch Delegationen aus den Partnergemeinden angekündigt

1250 Jahre Haimhausen: Der Vorstand des Krieger- und Soldatenvereins (v.l.) bestehend aus Martin Hachinger, Thomas Erlebach und Martin Kranz plant die Feier zum 150. Geburtstag bereits.

Der Vorstand des Krieger- und Soldatenvereins (v.l.) bestehend aus Martin Hachinger, Thomas Erlebach und Martin Kranz plant die Feier zum 150. Geburtstag bereits.

(Foto: privat)

Von Mittwoch, 25. Mai, bis Sonntag, 29. Mai, finden, von Corona-Unwägbarkeiten abgesehen, die Festtage zum 1250-jährigen Bestehen von Haimhausen statt, dazu haben sich auch Delegationen aus den Partnergemeinden angekündigt. Außerdem sind im Festzelt zwei Kabarett-Abende geplant, mit Luise Kinseher (Donnerstag, 26. Mai) und Django Asül (Samstag, 28. Mai). Daran schließt sich nahtlos die Geburtstagsfeier des Krieger- und Soldatenvereins Haimhausen an, der am Sonntag, 29. Mai, sein 150-jähriges Bestehen feiert. Das hätte eigentlich schon im Vorjahr stattfinden sollen, wegen Corona wurde die Festivität aber um ein Jahr verschoben. Dutzende von Abordnungen bayerischer Soldaten-, Reservisten - und sonstiger Vereine in Formation werden dann einen Zug durch das geschmückte Dorf veranstalten, nach Salutschüssen um 7 Uhr morgens, Weißwurstfrühstück und vor dem finalen Feldgottesdienst vor dem Schloss.

Am Samstag, 23. Juli, treffen sich Klassik-Fans dann im Schlosspark zum Open-Air, bevor am 10. und 11. September die örtliche Kulturkneipe zur "Haimhausen ART" an verschiedene Orte in der Gemeinde lädt. "Immer diese Jugend" lautet der Titel einer Veranstaltung, zu der das örtliche Jugendzentrum am 14. Oktober einlädt. Im November findet ein großer Chorabend statt. Mit dem Haimhauser Weihnachtsmarkt klingt das Jubiläumsjahr dann aus.

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