Hochwasserkatastrophe:Hilfe für Flutopfer

Hochwasserkatastrophe: Schüler und Eltern beladen einen Lkw mit Tischen und Stühlen der Grund- und Mittelschule Haimhausen.

Schüler und Eltern beladen einen Lkw mit Tischen und Stühlen der Grund- und Mittelschule Haimhausen.

(Foto: Toni Heigl)

Die Grund- und Mittelschule Haimhausen spendet Tische und Stühle für Bildungseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen

Von Johannes Rockstuhl, Haimhausen

Dienstagnachmittag, mitten in den Sommerferien. An der Grund- und Mittelschule Haimhausen toben Schülerinnen und Schüler auf dem Schulgelände. Ein riesiger Lastwagen und übereinandergestapelte Tische und Stühle versperren den Haupteingang. Mit bester Laune helfen Kinder und Erwachsene, die Schulmöbel in einen Lkw der Firma Heinz zu laden. Mehrere Klassenzimmer der Haimhausener Schule bekommen neue Möbel, sodass die alten nicht mehr benötigt werden. Ursprünglich war geplant, die Stühle und Tische zu verschrotten. Doch Erika Obal hatte eine bessere Idee. Obal, Mutter einer Schülerin und gebürtig aus Nordrhein-Westfalen, hat sich dafür eingesetzt, die Möbel stattdessen nach NRW zu schicken, um dort Schulen zu helfen, die vom starken Hochwasser betroffen sind und die Möbel dringend benötigen. "Wir nehmen alles", meinte die Stadt Eschweiler, als Obal nachgefragt hatte, ob denn Bedarf an Möbeln da sei. Die Möbel werden an eine zentrale Station NRW geschickt und dort an Schulen weitergeleitet. So soll ein Teil der Möbel auch an eine Grundschule in Aachen gehen.

Nicht nur in Haimhausen, sondern im ganzen Landkreis Dachau erklären sich Menschen bereit, unkompliziert zu helfen. In der Städteregion Aachen sind die Aufräumarbeiten noch in vollem Gange und unzählige Häuser müssen schnellstmöglich wieder bewohnbar gemacht werden. Es fehlt jedoch an Bautrocknern. Das Landratsamt Dachau bat die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises sowie ortsansässige Firmen um Mithilfe. Viele Firmen, aber auch zahlreiche Privatpersonen sind dem Aufruf gefolgt und stellen Bautrockner bis mindestens Mitte September zur Verfügung und helfen so mit, dass betroffene Bewohnerinnen und Bewohner in der Region Aachen bald wieder in ihr Zuhause können. Landrat Stefan Löwl (CSU) ist beeindruckt: "Wir haben auf Mithilfe gehofft und sind nun hocherfreut, wie viel Hilfsbereitschaft und Engagement den Menschen im Katastrophengebiet entgegengebracht wird", sagt er. Am Mittwoch wurden in Markt Indersdorf insgesamt 29 Geräte für die Städteregion Aachen auf ein Logistikfahrzeug der Feuerwehr verladen und sind am Donnerstag mit dem Hilfeleistungskontigent des Landkreises in die Region aufgebrochen. Das THW Dachau ist bereits seit gut zwei Wochen in Rheinland-Pfalz im Einsatz.

"Das hat wahnsinnig wehgetan", sagt Obal, "als ich die Bilder der Überschwemmung gesehen habe." Also beschloss sie zu helfen, hat sich vor den Laptop gehockt, eine kurze Internetsuche unternommen, wie sie die Möbel am besten quer durchs Land transportieren kann und ist auf die Firma Heinz gestoßen. Diese fanden die Idee großartig. "Das hat genau ein Telefonat gedauert! Die waren sofort dabei." Dabei hat das mittelständisches Familienunternehmen aus Moosburg im Landkreis Freising keinerlei finanzielle Entschädigung verlangt, sondern war dazu bereit, kostenlos zu helfen, wo es helfen kann. Die Heinz Logistik GmbH & Co. KG hat einen Sitz in Wang bei Moosburg und in Unterschleißheim. Von dort transportieren die Mitarbeiter alle möglichen Waren in die ganze Welt.

Neben den Mitarbeitern der Firma Heinz helfen noch drei Bauhof-Mitarbeiter der Gemeinde Haimhausen und Eltern, Freunde und Schülerinnen und Schüler, den Eingang der Schule leer und den Lastwagen voll zu kriegen. Der Aufruf nach helfenden Händen fand dabei hauptsächlich über Whatsappgruppen von Schülerinnen und Schülern statt. Trotz Sommerferien und Regenvorhersage sind viele gekommen.

"Ich bin der Firma Heinz auf ewig dankbar", so Obal. Trotz freudiger und ausgelassener Stimmung ist vor allem bei Obal eine emotionale Ergriffenheit für so viel Tatendrang und Unterstützung spürbar. Ihre Tochter und sie fahren anschließend mit in den Norden, um vor Ort weiter zu helfen, sowie Freunde und Familie zu treffen. Erika Obal kann die großzügige Hilfe so vieler Menschen noch immer kaum glauben. Das Wetter hat ebenfalls mitgespielt, sodass die Aktion nach zwei Stunden zu Ende ist. Als Belohnung hat der Hausmeister der Schule für alle Helfer Leberkässemmeln vorbereitet.

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