Haimhausen:Epigonen der alten Helden

Band Haimhausen

Voll in Fahrt: Lucy Grave mit Peter Fischer (Gitarre), Helmut Eder (Gesang), Wolli Woljnik (Bass) und Drummer Georg Mederl rocken ab.

(Foto: Kulturkreis Haimhausen)

Die Hard Rock-Band Lucy Grave begeistert in der Kulturkreiskneipe ihre eingeschworene Fangemeinde.

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Egal, wo diese vier Mann starke Truppe aufschlägt: Da wackeln die Wände, da bleiben weder Beine noch die Hände ruhig. Genau so war es auch diesmal in der bis auf den letzten Platz gefüllten und natürlich ausverkauften Haimhausener Kulturkreiskneipe. Auf dem Programm: Der Auftritt der Unterschleißheimer und Freisinger Hard Rock-Formation Lucy Grave mit ihrem charismatischen Leadsänger Helmut Eder, der im Zivilleben Arzt mit Praxis in Unterschleißheim ist, unterstützt vom famosen Peter Fischer an der Gitarre, dem stoischen Wolfgang "Wolli" Wolejnik am Bass und der soliden Rhythmusmaschine Georg Mederl am Schlagzeug. Im Gepäck hatte Lucy Grave wie immer Songs ihrer Jugendhelden, die auch Helden ihres doch schon älteren Publikums sind. Die Band hat eine eingeschworene Fangemeinde, die von Auftritt zu Auftritt mitzieht, mitklatscht und tanzt. Gemeinsamer Musikgeschmack verbindet eben. Und natürlich die Songs, wie Rosalie von Bob Seeger beziehungsweise von Thin Lizzy. Ein Einstieg nach dem Geschmack des Publikums. Gefolgt von Doctor, doctor (UFO) und Neil Youngs Rockin' in a free world und Paper plane von Status quo, kraft- und druckvoll gespielt. Powercords kombiniert mit filigranen Soli.

Lucy Grave bekennen sich ganz bewusst dazu, eine Cover-Band zu sein: Songs der Scorpions, von Billy Idol, Thin Lizzy, Aerosmith, Golden Earring, Grand funk railroad oder Black Sabbath gehören zu ihrem Repertoire ebenso wie einige wenige Eigenkompositionen, für die "Wolli" Woljnik steht. Und wer über einen längeren Zeitraum sein Publikum bei Laune halten will, der braucht einen Running Gag, bei dem das Publikum auch gerne bereit ist, mitzuspielen. Helmut Eder hatte einen. "Wo is Ozzy?" Und weil der alte Rock-Haudegen natürlich nicht auftauchte, erledigte Lucy Grave das Kapitel Black Sabbath selbst. Mit "Paranoid". Es war ein Heimspiel, das Lucy Grave in der Nachbarschaft ablieferte und das nach Ansicht der meisten Zuhörer wie immer viel zu früh abgepfiffen wurde, dafür aber mit einer tiefen musikalischen Verneigung für den erst kürzlich verstorbenen Gitarristen Rick Parfitt von Status Quo. Auch einer ihrer musikalischen Helden.

Beginn als Schülerband

Wie bei so vielen Bands begann auch die Geschichte von Lucy Grave als Freisinger Schülerband irgendwann um das Jahr 1976. Der Peter kennt den Soundso. Der Soundso kennt wiederum den Soundso. Was liegt da näher, als eine Band zu gründen und Musik zu machen, bei der sprichwörtlich die Post abgeht. Wobei dem Höhenflug ein Absturz folgte. Nach einem katastrophalen Auftritt im legendären Lohhofer Café Corso, so ist überliefert, zerbrach die erste Formation der Band. Das Ende von Lucy Grave war dennoch nicht besiegelt. Weiter ging es mit Helmut Eder, der 1978 einstieg, mit Peter Fischer, Wolli und Georg Mederl sowie Frank Effenberg, der später allerdings ausstieg. Was aber hat "Lucy" mit dem Grab zu tun? Diese Frage lässt sich klären. Der Vater des Drummers war Bestatter in Lohhof. Geprobt wurde in einem Raum neben dem Sarglager. Das erklärt auch den Namen "Grave". Wobei bis heute die Herkunft von Lucy ungeklärt ist. Macht aber nix. Die Band erarbeitete sich in den Folgejahren in Lohhof und Umgebung einen soliden Ruf.

Die Fangemeinde wuchs; Lucy Grave war ein Garant für exquisiten Power-Cover-Rock. Irgendwann, Anfang der achtziger Jahre, holte das normale Leben die Bandmitglieder ein. Studium, Familie, Kinder, Bundeswehr forderten ihren Tribut. Pause. Es war mehr oder weniger Zufall, dass die Truppe nach langer Musikabstinenz im Jahr 2008 doch noch einmal zusammenfand und dann richtig Blut leckte - bis heute. Anlass war das 30. Jubiläum des Kloster-Open Airs in Oberschleißheim. Die Initiatoren wollten die Wiedervereinigung von Lucy Grave. "Einfach gigantisch, wie die Leute mitgemacht und Party gefeiert haben", sagt Helmut Eder nach zweieinhalb Stunden Netto-Gesang. Durchgeschwitzt und ziemlich zufrieden - mit dem Publikum, mit sich und mit der Band.

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