Bürgerbefragung:Haimhausener wünschen sich Treffpunkt mit Gastronomie

Bürgerbefragung: Seit Jahren liegt das Brauereigelände in Haimhausen brach. Die Euroboden GmbH will das Gelände neu entwickeln, auch nach den Wünschen der Bürger.

Seit Jahren liegt das Brauereigelände in Haimhausen brach. Die Euroboden GmbH will das Gelände neu entwickeln, auch nach den Wünschen der Bürger.

(Foto: Toni Heigl)

Bei der Bürgerbefragung zur Neugestalt des alten Brauereigeländes kommt ein bunter Strauß von Vorschlägen zusammen mit manch kuriosen Ideen.

Von Horst Kramer, Haimhausen

Erhält Haimhausen einen Streichelzoo auf dem Gelände der ehemaligen Schlossbrauerei? Oder wird dort demnächst ein Riesenrad aufgebaut? So lauteten zumindest zwei der Vorschläge für die künftige Nutzung des 27 000 Quadratmeter großen Areals im Herzen der Gemeinde. Eva-Maria Eichenseher von der Münchner Agentur Engel & Zimmermann ordnete sie unter der Rubrik "kreative Vorschläge" ein, die im Rahmen einer Bürgerbefragungsaktion entdeckt hatte. Auftraggeber war die Euroboden GmbH, die neuen Besitzer der alten Brauerei. Deren Geschäftsführer Stefan Höglmaier hatte sich im Januar im Gemeinderat vorgestellt und dabei einen starken Eindruck bei den Ratsmitgliedern und Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU) hinterlassen.

Schon damals betonte der Chef der Bauträgerfirma, wie wichtig ihm die Anliegen der Bevölkerung seien. Klar, dass er mit so einer Aussage im Gremium offene Türen einlief. Höglmaier wiederholte sie auch dieses Mal. Dass es dennoch zu Konflikten kommen könnte, zeigte sich später.

Ein Areal mit Erholungs- und sozialem Wert

Doch zuerst die Zahlen: Eichenseher und ihr Team hatten 2400 Papierfragebögen verschickt, zudem waren die Fragen auf der Homepage herunterladbar. 306 Personen schickten ihre Antworten zurück, davon nur 139 online - was auf eine stärkere Beteiligung der älteren Generation hindeutet. Tatsächlich haben 28,5 Prozent der Antwortenden das sechzigste Lebensjahr überschritten, 35 Prozent entstammen der Altersgruppe zwischen 46 und 60 Jahren, 29,5 Prozent sind zwischen 31 und 45 Jahren alt. Nur sieben Prozent der Befragten sind somit jünger; eine sehr niedrige Zahl, wie auch CSU-Fraktionschef Thomas Mittermair fand. Felbermeier zeigte sich überrascht über die relativ geringe Beteiligung, immerhin leben rund 6000 Menschen in Haimhausen, rund fünf Prozent zeigten Interesse an dem Projekt, das sich für jeden Bewohner auswirken könnte. Felbermeier verwies auf die Bürgerbefragung zum Baugebiet am Amperberg, an der sich 440 Bürger beteiligt hatten, obwohl die Auswirkungen für die Allgemeinheit deutlich geringer ist.

Eichenseher wollte die Beteiligungsquote nicht in den Vordergrund stellen; sie deutete die Rücklaufquote als ein Resultat der vielen offenen Fragen, die nicht einfach mit einem Kreuzchen beantwortet werden konnten. Stattdessen hob die gelernte Soziologin die Qualität der Antworten hervor. Manche Teilnehmer hätten sogar noch zusätzliche Seiten beigelegt, um ihre Wünsche zu spezifizieren, so die Expertin.

Die meisten Bürger (74 Prozent) wünschen sich ein Areal mit Erholungs- und sozialem Wert, ein Treffpunkt für kulturelle Veranstaltungen, Feste oder Vereinsfeiern. Felbermeier fragte nach dem ehedem so beliebten Brauereifest. Laut Eichenseher habe es dazu nur wenige Nennungen gegeben. Mag sein, dass sie den Terminus mangels Ortskenntnis nicht auf dem Schirm hatte. Fast genauso oft votierten die Befragten für ein gastronomisches Angebot (70 Prozent), etwa ein Café (60 Nennungen), einen Biergarten (23) oder eine Kneipe/Pub/Bar (12 Nennungen). Der Wunsch nach Sportflächen oder Sportgeräten war relativ gering (19,4 Prozent); im Vergleich zu 71,5 Prozent, denen Blühflächen wichtig sind, oder 67,2 Prozent, die auf Begegnungsstätten hoffen. Auch Spielplätze stehen mit 36 Prozent deutlich höher in der Gunst der Haimhausener als öffentlicher Hobbysport.

Einige Fragen drehten sich um mögliche Wohnformen. Angesichts der Altersstruktur sind rund 100 Nennungen für barrierefreies Wohnen nicht überraschend. Dass hingegen 230 Personen "Mehrgenerationenhäuser" - also mehr als die Hälfte - als Wunsch formulieren hingegen schon. Was "Familienwohnen" mit immerhin 180 Nennungen bedeuten sollte, blieb unklar; vermutlich verstanden sie viele als Synonym für eine ganz normale Mehr-Zimmer-Wohnung.

Ein "bunter Strauß" an Ergebnissen

Interessant war ein Dissens zwischen Eichenseher und ihrem Auftraggeber Höglmaier. Es ging dabei um alternative Mobilität: 25,5 Prozent hatten auf die Frage "Würden Sie Ihr Mobilitätsverhalten ändern?", etwa bei Angeboten wie Car-Sharing. Rund 24,6 Prozent kreuzten ein "Ja" an, 51,6 Prozent hingegen "Nein". Eichenseher schloss daraus, dass neue Mobilitätsformen zu vernachlässigen seien. Obwohl sich bei einer anderen Frage 66 Prozent der Befragten für eine verkehrsfreies Areal ausgesprochen haben ("sehr wichtig" und "eher wichtig"). Höglmaier widersprach der Kommunikationsspezialistin deutlich: Er fand es bemerkenswert, dass sich 77 Personen (die genannten 25,5 Prozent) mit einem "klaren Ja" geantwortet hätten, zumal weitere 23,9 Prozent noch unentschlossen seien (Antwortoption "Ich weiß nicht"), mithin Angebote wie Car-Sharing nicht rundheraus ablehnten. Höglmaier möchte alternative Mobilitätsoptionen auf jeden Fall "im Blick behalten".

Felbermeier fasste die Ergebnisse als "bunten Strauß" zusammen. Das Gremium müsse jetzt erst einmal die Antworten auswerten, eventuell zusammen mit einem externen Fachmann, um dann dem Euroboden-Team die Wünsche der Gemeinde zukommen zu lassen. "Euroboden kann ja nicht einfach ins Grüne planen", schloss der Rathauschef. Eine klare Botschaft an den Gast.

Klar dass Höglmaier antwortete, wenn auch sehr diplomatisch - denn die Kommune hat die Planungshoheit, auch wenn Euroboden der Besitzer und Bauherr ist. Seine Firma würde gerne mit einem "abstrakten Wunschzettel" der Gemeinde arbeiten, formulierte Höglmaier vorsichtig. Ungern hingegen mit einem Plan, auf dem in "Baukästen" eingezeichnet sei, "wo was passiert". Gerade in diesem Bereich liege die Stärke seines Teams. Dann fiel das Schlüsselwort: Seine Firma betreibe "ein hohes Investment, nicht nur im Städtebaulichen, sondern viel tiefer". Felbermeier griff den Satz nicht auf, wich stattdessen aus: Man könne durchaus ein "Stück weit parallel fahren", man werde sich sicherlich noch oft sehen. Das Projekt verspricht spannend zu werden. Auch ohne Streichelzoo und Riesenrad.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: