Haimhausen:Bollwerk für die Ewigkeit

Denkmalgeschützte, aber marode Mauer um die Grabstätten der Kirche Ottershausen erhält massiven Betonmantel - für mehr als eine halbe Million Euro. Verschwendung sagen die einen, Sicherheit geht vor die anderen.

Von Rudi Kanamüller

Die Steine des Anstoßes sind unsichtbar - und werden vermutlich auch nie mehr Tageslicht sehen. Sie sind nämlich einbetoniert und gehören zur "historischen Ziegelmauer" um den Friedhof der Kirche in Ottershausen, die nach Ansicht der Kirchenverwaltung Haimhausen, des Ordinariats und des Denkmalschutzes unbedingt erhalten werden sollte. Gemeinde und Pfarrei jedenfalls sind froh darüber, dass die baufällige Mauer nun gesichert ist. Nicht so aber der Amperpettenbacher Bürger Norbert Riedel. Für ihn ist es "die reinste Geldverschwendung".

Die Sanierung der alten Friedhofsmauer in Ottershausen ist in der Gemeinde Haimhausen ein Dauerbrenner. Und das Ergebnis erfreut nicht alle. Denn jetzt sei die Ziegelmauer eben zubetoniert. Norbert Riedel sagt: "Für solch eine Geldverschwendung - die Kosten sollen mittlerweile bei 600 000 Euro liegen - habe ich kein Verständnis." Er fragt deshalb, was man mit dem Geld nicht alles hätte anfangen können? Und wie es sein könne, dass ausgerechnet die Kirche soviel Geld für eine Betonmauer um den Friedhof der Kirche in Ottershausen "rausschmeißt"? Der katholische Kindergarten in Haimhausen werde auch gerade saniert und erweitert. Dort, so Riedel, wäre das Geld sinnvoller angebracht.

Kritik übt der Amperpettenbacher in diesem Zusammenhang auch an der Gemeinde. Denn die Kommune habe einen Zuschuss zugesagt, der durch die Kosten ständig steige. "Das alles für eine Ziegelmauer, von der nichts mehr zu sehen ist." Nach Ansicht von Norbert Riedel müsste man die "Macher dieses Unfugs anzeigen und zur Rechenschaft ziehen".

In der Gemeinde Haimhausen selbst äußert man sich zurückhaltend und spricht im Zusammenhang mit der einbetonierten Friedhofsmauer von einem "Jahrhundertbauwerk", das vermutlich auch die dazu gehörende Kirche überdauern werde. Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU) jedenfalls ist "sehr zufrieden", dass sich draußen in Ottershausen etwas getan hat. Denn im Gegensatz zur ramponierten Ziegelmauer "ist das jetzt eine eindeutige Verbesserung". Die Substanz der alten Mauer, die jahrelang von einem Privatmann hin und wieder ausgebessert wurde, sei immer schlechter geworden. Außerdem, sagt der Bürgermeister, sei das Projekt vorher öffentlich vorgestellt worden. Felbermeier: "Wir haben alles gewusst."

Was die Zuschüsse betrifft, so stehe die Kommune zu ihrem Wort. Außerdem sei durch die neue Einfassung des Friedhofs der Ottershauser Dorfanager aufgewertet worden. Den Zuschuss der politischen Gemeinde beziffert Kämmerer Peter Haslbeck auf 45 000 Euro. Die Kirche wollte ursprünglich 60 000 Euro. Vermutlich, so Gemeindekämmerer Haslbeck, hätte man die Sanierung günstiger haben können, wären da nicht die "besonderen Anforderungen des Denkmalschutzes" gewesen.

Seit 2006 ist der Architekt Ricco Johanson mit der Sanierung der Friedhofsmauser betraut, sagt Pastoralassistent Bernhard Skrabal, der in der Pfarrei für das Projekt zuständig ist. Johanson sollte eine optimale Lösung für die Sanierung zwischen "fachlichen, denkmalpflegerischen und finanziellen Anforderungen" finden. Das sei freilich leichter gesagt, als getan worden. Denn bei Untersuchungen habe sich herausgestellt, dass sich die Sanierung der alten Mauer zu einer "immensen Herausforderung" auswachsen werde. Auch finanziell. Denn die jetzige Lösung koste mehr als 500 000 Euro, so Skrabal. Das Hauptargument für die Beton-Lösung sei schlicht die "statische Sicherheit" des Bauwerks gewesen. Skrabal: "Man muss sich wundern, dass das Ganze so lange gehalten hat."

Dass die neue Friedhofseinfassung "sehr wuchtig" rüberkomme, dessen sei man sich bewusst. Allerdings werde sich das im Laufe der Zeit bessern, wenn die Mauer eingegrünt sei. Was nun die finanzielle Seite angehe, korrigiert Skrabal die Kritiker, dürfe man die unterschiedlichen Geldtöpfe nicht verwechseln. Skrabal: "Der Denkmalschutz bezahlt mir nun mal nicht den Kindergarten."

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