Neue Schule:Neue Schule, mehr Verkehr

Neue Schule: Noch ist nichts zu sehen auf dem Acker, aber spätestens zum Schuljahr 2025/26 soll an der Indersdorfer Straße das fünfte Landkreisgymnasium entstehen.

Noch ist nichts zu sehen auf dem Acker, aber spätestens zum Schuljahr 2025/26 soll an der Indersdorfer Straße das fünfte Landkreisgymnasium entstehen.

(Foto: Toni Heigl)

Die verkehrliche Erschließung des fünften Landkreisgymnasiums in Röhrmoos nimmt Gestalt an: Die mit der S-Bahn kommenden Schulkinder sollen über einen verkehrsberuhigten Bereich geleitet werden. Strittig ist, ob es darüber hinaus eine Überführung der Indersdorfer Straße braucht.

Von Jacqueline Lang, Röhrmoos

Gut zwei Jahre ist es her, dass das Bayerische Kultusministerium ein Machtwort gesprochen und ein für alle mal entschieden hat, dass das fünfte Gymnasium in Röhrmoos und nicht - wie vom Landkreis favorisiert - in Bergkirchen entstehen soll. Die Bauarbeiten auf dem Gelände an der Indersdorfer Straße auf Höhe der Arzbacher Straße haben anders als jene in Karlsfeld, wo das vierte Gymnasium zeitgleich zum Schuljahr 2025/26 fertig werden muss, noch nicht begonnen. Die Planungen schreiten im Hintergrund aber auch in Röhrmoos unaufhörlich voran.

Während ein Plan, wie das neue Gymnasium einmal aussehen könnte, wohl erst im Herbst dieses Jahres vorgestellt wird, hat das Planegger Büro Wipfler-Plan Köpf bereits vor gut zwei Wochen mögliche Wege der verkehrlichen Erschließung im Gemeinderat präsentiert. Das Ergebnis der gut zweistündigen Debatte bedeutet für die Planenden nun noch einmal mehr Arbeit: Denn zwar haben die Gemeinderätinnen und -räte sich für eine der drei vorgestellten Varianten entschieden, sie forderten darüber hinaus aber noch die Untersuchung einer Überführung über die Indersdorfer Straße auf Höhe der Flurstraße.

Unnötige Baumfällungen will man vermeiden

Gegen die Stimme von Gemeinderat Georg Niederschweiberer (FW) hat sich eine Mehrheit im Gemeinderat in einem ersten Schritt dafür ausgesprochen, An der Leiten einen großräumig angelegten verkehrsberuhigten Bereich zu schaffen. Autofahrerinnen und -fahrer dürfen dort nur in Schrittgeschwindigkeit fahren, dafür will man auf eine Trennung zwischen Straße und Gehweg verzichten. Das habe den Vorteil, so Geschäftsleiter Patrick Westermair im Nachgang, dass man unnötige Baumfällungen vermeiden könne, der bestehende Verkehrsraum reiche bei dieser Variante aus.

Entschieden haben sich die Gremiumsmitglieder damit mehrheitlich gegen einen ausgebauten Gehweg entlang der Gleise sowie am P+R-Parkplatz in der Inzemooser Straße und gegen eine Verbreiterung von Fußweg und Straße im Bereich An der Leiten und Inzemooser Straße. Kosten wird das beschlossene Vorhaben die Gemeinde 636 000 Euro. Alle weiteren Kosten übernimmt im Wesentlichen der Landkreis, immerhin handelt es sich ja um ein Gymnasium für das gesamte Dachauer Land. Rund 2,2 Millionen Euro kostet dabei alleine die Umgestaltung der Arzbacher Straße.

Aus Sicht einiger Gemeinderätinnen und -räte, das geht aus einem der SZ Dachau vorliegenden Sitzungsprotokoll hervor, wäre aber durchaus noch mehr Unterstützung möglich: Arthur Stein etwa, der nicht nur für die Grünen im Gemeinderat sitzt, sondern auch stellvertretender Bürgermeister ist, stellte die Frage, was denn dagegen spreche, dass der Landkreis sich noch mehr beteilige - schließlich spare er sich doch durch die Kooperation mit der SpVgg Röhrmoos den Bau einer eigenen Turnhalle. Kreisbaumeister Georg Meier verwies auf die Gesetzeslage, die den Bau von Geh- und Radwegen im Verantwortungsbereich der Gemeinden sieht. Geschäftsleiter Westermair ergänzte auf Nachfrage dazu, dass es bei der Planung solcher Großprojekte ja "nicht wie auf einem Basar" zugehe, wo man das Feilschen anfangen könne.

Neue Schule: Zu klären ist nun noch, ob an der Kreuzung Indersdorfer Straße/Flurstraße eine Überführung errichtet werden soll oder ob die vorhandene Ampelschaltung reicht.

Zu klären ist nun noch, ob an der Kreuzung Indersdorfer Straße/Flurstraße eine Überführung errichtet werden soll oder ob die vorhandene Ampelschaltung reicht.

(Foto: Toni Heigl)

Aus Sicht des Gemeinderats ist mit der Entscheidung für den verkehrsberuhigten Bereich aber nicht abschließend geklärt, wie die Schülerinnen und Schüler, einmal an der Kreuzung Indersdorfer Straße und An der Leiten, beziehungsweise Flurstraße, über die vielbefahrene Kreisstraße kommen. Vor allem Gemeinderat Niederschweiberer kritisierte in der Sitzung, dass seitens der Planenden die "Hausaufgaben nicht gemacht" worden seien. Immerhin seien schon vor einem Jahr "Lösungen zur Querung unterhalb und oberhalb der Kreisstraße in Auftrag gegeben" worden.

Der Forderung Niederschweiberers, die Planung noch einmal zu überarbeiten und erneut vorzustellen, bevor eine Entscheidung getroffen wird, kamen die übrigen Gremiumsmitglieder nicht nach. Gleichwohl beauftragten sie das Planungsbüro, in einem neuen Schritt zu prüfen, ob an besagter Stelle neben der bestehenden Ampel nicht auch eine zusätzliche Überführung helfen könnte, die Schülerströme zu lenken. Dabei geht es vielen Gemeinderätinnen und -räten vor allem um die Sicherheit der Kinder.

Anwohner fürchten, der Verkehr könnte stark beeinträchtigt werden

Volker Nist, lange Jahre selbst FW-Gemeinderat und nach wie vor interessierter Bürger sowie wohnhaft in unmittelbarer Nähe des geplanten Gymnasiums, geht es aber noch um etwas anderes: um den "fließenden Verkehr", sprich Autos; denn Nist ist sich sicher: Ist das Gymnasium einmal in Betrieb, wird sich dort ein neuer "Verkehrsknotenpunkt" bilden. Mit einer Umfahrungsstraße, das habe das jüngst vorgestellte Gesamtverkehrskonzept des Landkreises einmal mehr verdeutlicht, sei ja in absehbarer Zeit nicht zu rechnen. Er sehe daher ein gewisses "Stresspotenzial", wenn er darüber nachdenke, dass zu gewissen Uhrzeiten einerseits viele Kinder die Straßen querten und gleichzeitig viele Autofahrerinnen und Autofahrer entweder in Richtung Großinzemoos oder Röhrmoos unterwegs seien. Er hätte sich, so sagte er am Telefon, eine Simulation gewünscht, die die Verkehrs- und Schülerströme veranschaulicht.

Nist kritisiert aber weniger die nun getroffenen Entscheidungen als vielmehr die bereits vor einem Jahr einstimmig getroffene Grundsatzentscheidung, das damals seitens der Landkreisverwaltung vorgestellte Erschließungskonzept zu billigen - obwohl viele der Fragen damals genauso ungeklärt gewesen seien, wie heute. Mit dem Unterschied, dass nun nicht mehr nur die Zeit fehle, sondern auch die Möglichkeit, das Vorhaben ganz grundsätzlich infrage zu stellen. Unter den gegebenen Umständen, so Nist, befürworte er die nun beschlossene Variante mit dem verkehrsberuhigten Bereich, hoffe aber gleichzeitig, dass zusätzlich auch die Überführung komme.

"Warten wir, bis etwas passiert und reagieren dann?"

Das Argument, die Schule werde ja nicht unter Volllast in Betrieb genommen, und man könne daher noch nachjustieren, wenn die Ampel alleine nicht ausreiche, will Nist nicht gelten lassen: Wenn man etwas baue, dann müsse man das Vorhaben doch gleich zu Ende denken, findet der Röhrmooser. Denn ob es gleich zu Beginn oder etwas zeitversetzt zu Staus komme, dürfe keinen Unterschied machen. Grünen-Gemeinderat Andreas Humbs stellte die Frage: "Warten wir, bis etwas passiert und reagieren dann?"

Freilich kommen längst nicht alle Schulkinder mit der S-Bahn, dem Bus oder werden mit dem Auto gebracht. Auch ein Ausbau der bestehenden Fahrradwege hat das Planungsbüro Wipfler-Plan Köpf deshalb beschäftigt: So gibt es Überlegungen, den Radweg an der Indersdorfer Straße von Großinzemoos kommend länger zu ziehen, sodass Radfahrerinnen und Radfahrer nicht zwei Straßen queren müssen, sondern nur noch eine. Die Gemeinde Röhrmoos würde das 127 000 Euro kosten. Fest eingeplant ist bereits eine sogenannte Querungshilfe am Rennweg im Bereich Hohlweg. Diese Kosten in Höhe von 193 000 Euro übernimmt ebenfalls der Landkreis.

Auch eine Tempo-30-Zone ist im Gespräch

Auch das Thema Tempo-30-Zone ist im Zuge der Diskussion um die Verkehrssituation am geplanten Röhrmooser Gymnasium aufgekommen. Fragt man beim Landratsamt nach, ob das theoretisch eine Option wäre, um das Unfallrisiko zu minimieren, sagt Kreisbaumeister Georg Meier, es sei schwer vorauszusagen, ob eine solche Zone angeordnet werde, da es an der besagten Stelle bereits eine Ampel gibt. Wichtiger sei aus seiner Sicht, dass die Ampel schnell auf Grün umschalte, "damit die Fußgänger das Signal abwarten und nicht bei Rot drüber gehen".

Pläne gibt es also schon jetzt einige, und mit den Vorschlägen, wie eine Überquerung aussehen könnte, werden noch einmal ein paar dazu kommen. Zumindest in diesem Punkt sind sich alle einig: Gedanken über Verkehrsströme kann man sich viele machen. Am Ende wird es darum gehen, dass die Erschließungskonzepte vor allem von den Schulkindern angenommen werden.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusMarode Gleise in Bayern
:Bahn verspricht "Generalsanierung" - und bittet um Geduld

Zugausfälle, gesperrte Strecken, fehlende Fahrgastinformationen: Der regionale Schienenverkehr in Bayern ist beklagenswert. Die Bahn will das ändern, hat aber noch nicht einmal ein Konzept dafür.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: