Gymnasium Markt Indersdorf:Zu den Sternen

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In einer bewegenden Trauerfeier erinnern Schüler und Kollegen an den Mathe- und Physiklehrer Manfred Dudda, der kurz vor den Sommerferien starb

Von Thomas Hürner, Markt Indersdorf

Das Rednerpult steht einsam in der Aula, dahinter hängt ein dunkles Transparent, das den nächtlichen Himmel darstellen soll. Wolken sind keine zu erkennen, nur ein paar leuchtende Sterne, unter denen einige Bilder angebracht wurden, die einen Lehrer mit seinen Schülern zeigen. Kein gewöhnlicher Lehrer, darüber sind sich alle einig, die am Freitagvormittag den Weg in das Gymnasium Markt Indersdorf gefunden haben, um Abschied von Manfred Dudda zu nehmen, von "Manni", wie ihn heute auch die jüngsten unter ihnen nennen.

Manfred Dudda war am letzten Schultag vor den Sommerferien zusammengebrochen, bei Aufräumarbeiten in der Aula. Jenem Ort, an dem er traditionell die Abiturienten gut gerüstet in einen neuen Lebensabschnitt entließ, wo er sogar schon im Rahmen eines Schulprojekts einen Kontakt mit der internationalen Raumstation ISS hergestellt hatte. "Lasst uns hoffen, dass er auf seinem Weg zu den Sternen auch Gott begegnet", wünschte sich Schulleiter Thomas Höhenleitner, der als erster das Wort an die Trauergäste richtete, darunter auch Manfred Duddas Frau, einige Eltern und zahlreiche ehemalige Schüler.

In der Aula sind Erinnerungen an gemeinsame Technik- und Astronomieprojekte aufgebaut. (Foto: Niels P. Joergensen)

Er habe lange nach Worten und Erklärungen gesucht, sagt der Schulleiter, um sich diesen plötzlichen Tod im Alter von nur 61 Jahren begreiflich zu machen. Eingefallen seien ihm dann als erstes die berühmten Zeilen des Dichters Rainer Maria Rilke aus seinem Werk "Schlußstück", die er sodann vortrug. Auch im Kondolenzbuch der Schule hatte Höhenleitner einige Sätze gefunden, die viel über die Bedeutung verraten, die der ehemalige Oberstufenbetreuer am Markt Indersdorfer Gymnasium noch auf lange Zeit haben wird: "Das Schönste, das ein Mensch hinterlassen kann, ist das Lächeln der Menschen, die an ihn denken."

Tatsächlich wich bei den Anwesenden die Trauer in einigen Momenten einem Lächeln. Zahlreiche Schüler traten nach vorne, erzählten Geschichten und Anekdoten über die gemeinsame Zeit, erinnerten an einen engagierten Lehrer, der auf das Leben vorbereiten wollte, und der bei aller Ernsthaftigkeit des Lebens nie vergaß, dass Freude und Kameradschaft genauso dazugehören wie Fleiß und Ehrgeiz.

Manfred Dudda, in Stuttgart geboren, kam 2001 als Lehrer erster Stunde an das neue Gymnasium Markt Indersdorf, er war dort unter anderem verantwortlich für den Aufbau der Sammlung Physik, begleitete die Arbeitsgruppe Licht- und Tontechnik bei unzähligen Schulveranstaltungen und begeisterte zahlreiche Schüler für seine Leidenschaft: Die Astronomie, die unendlichen Weiten des Weltalls, die unbeantworteten Fragen zwischen Raum und Zeit. Immer wieder mahnte er auch zur Vorsicht mit den teuren Gerätschaften, erinnerte sich ein Schüler, aber das stets auch mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen. Überhaupt sei auf "Manni" immer Verlass gewesen, er habe immer ein offenes Ohr gehabt und Schüler auch mal nach Hause gefahren, wenn es nach einem langen Arbeitstag im Technik-Team spät geworden war. Schüler aus der Fachschaft Mathematik und Physik, die von Manfred Dudda lange Zeit betreut wurden, dankten ihm für seine Hingabe, seine Hilfe in jeder noch so schwierigen Situation.

Manfred Dudda starb nach einem Herzinfarkt. Er wurde 61 Jahre alt. (Foto: Niels P. Joergensen)

Wie sehr Manfred Dudda seine Schüler geprägt hat, wurde im vielleicht bewegendsten Augenblick der Zeremonie deutlich. Alina Kruse trat nach vorne, mit Tränen im Gesicht, in der Hand hielt sie ein kleines Kissen. Nein, das habe nichts mit Schlafen zu tun, sagte sie mit zarter, zerbrechlicher Stimme. Dieses Kissen soll ans Träumen erinnern, daran, dass man auch in finsteren Zeiten Mut haben sollte. Das sei bei ihr nicht immer so gewesen, erzählte die Abiturientin des vergangenen Jahres, es habe Phasen gegeben, in denen sie von Selbstzweifeln und Ängsten geplagt war. "Durch ihn habe ich wieder gelernt, an mich zu glauben, und in jeder seiner Handlungen hat man gemerkt, dass er an uns geglaubt hat." Alina Kruse hatte ausgesprochen, woran sich auch zahlreiche andere Schüler an diesem Tag erinnerten. In der Stille dieses Moments war Dankbarkeit zu hören. Zum Abschluss der Trauerfeier ließen die Schüler im Innenhof Luftballons in den Himmel steigen. "Ein letzter Gruß an die Sterne", wie Lehrerin Sabine Landzettel sagte.

Für Schulleiter Thomas Höhenleitner ist die Tatsache, dass so viele ehemalige Schüler von Manfred Dudda Abschied nehmen wollten, "die größte Ehre, die einem Lehrer überhaupt zuteil werden kann". Die Trauerfeier habe allen Anwesenden das Gefühl geben sollen, dass auch in schwierigen Augenblicken Gemeinschaft und Hoffnung besteht. Eben all das, was auch Manfred Dudda zu Lebzeiten immer wichtig war.

© SZ vom 15.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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