Gute Nachricht für Familien:Stadtrat rudert zurück

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Alle Fraktionen korrigieren das neue Tarifsystem für den Besuch von Bädern: Der Eintritt für Kinder ist jetzt wieder frei

Von Petra Schafflik, Dachau

Eine gute Nachricht für Familien: Kleinkinder bis zum Alter von sechs Jahren können künftig im Dachauer Freibad wieder kostenlos planschen, auch der Eintritt ins Hallenbad wird für sie frei. Eine entsprechende Änderung der Gebühren hat der Stadtrat jetzt einstimmig beschlossen. Die Politik reagiert mit dieser Entscheidung auf den geballten Unmut der Bürger. Denn für einen Besuch im beliebten Familienbad mussten Eltern in dieser Sommersaison erstmals Eintritt auch für die Allerjüngsten bezahlen, da seit diesem Jahr neue Tarife gelten. Mit der kuriosen Folge, dass Schulkinder und Jugendliche über die Jugendfreizeitcard günstiger ins Bad kamen, als ihre jüngeren Geschwister.

"Das hat bei Familien zu einem Aufschrei geführt", sagte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) im Stadtrat. Der Rathauschef hat sich deshalb für ein Zurück zum freien Eintritt für die kleinen Badegäste eingesetzt. Diesem Vorschlag zugunsten junger Familien stimmten die Stadträte einstimmig zu. Der nun beschlossene Tarif ist noch familienfreundlicher als die alte Regelung. Denn im Hallenbad mussten Familien früher schon für Kleinkinder bezahlen, nur das Freibad war frei. Künftig kommen die Jüngsten jetzt kostenlos in beide Bäder. Wichtig sei, dass schon die Kleinen früh einen Beziehung zum Element Wasser fänden und dann auch möglichst bald schwimmen lernten, erklärte Volker C. Koch (SPD). "Das ist im Bad ungefährlicher als an einem See." Und nachdem die Jugendfreizeitcard, die Rabatte im Bad gewährt, nicht sinnvoll auf die Kleinen ausgeweitet werden kann, unterstützten jetzt alle Fraktionen Hartmanns Initiative. "Wir lernen dazu und stimmen dafür", sagte Wolfgang Reichelt (CSU).

Tatsächlich hat sich der Nachbesserungsbedarf erst durch das neue Tarifsystem ergeben, das seit Januar einheitlich für die Dachauer Bäder gilt. Mit der überarbeiteten Gebührentafel sind die zuvor lange nicht angepassten Eintrittspreise gestiegen. Gleichzeitig wollten die Stadtwerke als Betreiber der Bäder die Tarifstruktur einheitlicher gestalten, weniger Ausnahmen zulassen. Deswegen gab es bei den Beratungen im November 2016 durchaus Diskussionen im Werkausschuss um den Tarif für Kleinkinder. OB Hartmann wollte wie auch seine SPD-Fraktion den freien Eintritt beibehalten. "Weil die Stadtwerke sehr viel in den Kinderbereich investieren, war ich für den Eintritt", erklärte jetzt im Stadtrat Ingrid Sedlbauer (ÜB). Allerdings hatten die Stadträte damals geplant, Eltern nicht über Gebühr zu belasten, indem auch die Jüngsten Zugang zur Jugendfreizeitcard erhalten sollten. Diese Karte gewährt für pauschal 21 Euro im Jahr freien Eintritt in Bäder und städtische Kunsteisbahn. Doch die Systematik dieser Karte für sechs- bis 18-Jährige lasse sich nicht sinnvoll auf jüngere Kinder ausweiten, erklärte der Oberbürgermeister. Weil dann wieder das Tarifsystem der Eisbahn durcheinandergerate. Deshalb wollte Hartmann wieder freien Eintritt für die Jüngsten.

Die neue Regelung für Kinder bis sechs Jahren gilt ab Dienstag, 11. Juli. Die Stadtwerke benötigen einen kleinen Zeitvorlauf, um die Kassensysteme umzustellen. Wer am Wochenende mit Kleinkind ins Bad möchte, muss also ein letztes Mal in des sauren Apfel beißen und zahlen. Doch Familien, die Dauerkarten für ihre Kleinkinder haben, profitieren von einer "kundenfreundlichen Lösung", die Stadtwerkechef Robert Haimerl ankündigte.

Wie die genau aussieht, erklärt Bäderchefin Barbara Kern: Bei Zehnerkarten werden noch nicht verbrauchte Eintritte ausbezahlt, Saison- oder Jahreskarten, die Eltern für ihre Zwerge gekauft haben, werden vollständig erstattet. Eine anteilige Auszahlung wäre zu aufwendig, so Kern. Familien müssen sich für eine Rückerstattung nur an der Kasse melden und die Karten vorlegen. Allerdings bittet Kern dringend, "einen Altersnachweis für das Kind mitzubringen". Denn die Kleinen erhalten dann eine neue Chipkarte, mit der sie ohne langes Anstehen durchs Drehkreuz kommen. Einen großen Ansturm erwarten die Stadtwerke nicht. "Wegen der gestiegenen Preise haben wir in diesem Jahr weniger Saisonkarten verkauft als bisher."

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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