Süddeutsche Zeitung

Günding bei Dachau:Warum eine Feuerwehr Schrottautos sucht

  • Für die Rescue Challenge sucht die Freiwillige Feuerwehr Günding dringend Schrottautos, damit Feuerwehrteams aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg ihr Können in der Unfallrettung von Verletzten zeigen können.
  • Das Großereignis findet seit 2006 in Deutschland statt, dieses Jahr erstmals in Bayern.
  • Weil es derzeit offenbar auch für das verbeulteste Auto noch Käufer gibt, bittet der Kommandant deshalb Bürger, ihren alten Wagen zu spenden.

Von Robert Stocker

Diesen Termin haben die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Günding gewiss schon rot in ihrem Kalender markiert: Vom 15. bis 17. Mai geht in Günding die "Rescue Challenge 2015" über die Bühne. Feuerwehrteams aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg werden dabei ihr Können in der technischen Unfallrettung und medizinischen Versorgung von Verletzten zeigen.

Doch den Gündingern brennt ein Problem auf den Nägeln: Um realistische Einsätze demonstrieren zu können, brauchen sie etwa 40 Schrottautos - und die sind offenbar schwer zu bekommen. "Selbst die Firmengelände von Schrotthändlern sind leer gefegt", klagt der Gündinger Kommandant Josef Grain.

Ursprung in Amerika

Veranstalter der Rescue Challenge, die ihren Ursprung in Amerika hat, ist die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Unfallrettungswesens. Das Großereignis findet seit 2006 in Deutschland statt, heuer erstmals in Bayern. Das Einsatzszenario ist ein Verkehrsunfall mit verletzten Personen. Die teilnehmenden Feuerwehrteams mit sechs Personen müssen bei der Rettung unterschiedliche Schwierigkeitsgrade meistern.

Die Unfallopfer sind keine Puppen, sondern Personen mit medizinischer Ausbildung. Eine Jury bewertet die Leistungen nach einem Punktesystem. Derzeit sind 16 Teams angemeldet, darunter auch Feuerwehrleute aus Luxemburg. Grain: "20 Teams hätten wir gern, und dann brauchen wir 40 bis 50 Autos."

"Absolute Flaute auf dem Markt"

Weil die Unfallfahrzeuge bei den Demonstrationen auch zerlegt werden müssen, suchen die Gündinger Feuerwehrmänner Schrottautos. Doch die sind extreme Mangelware. "Es herrscht eine absolute Flaute auf dem Markt", sagt Grain. Auch für das verbeulteste Auto scheint es noch Käufer zu geben. Seiner Ansicht nach spielt auch die Abwrackprämie eine Rolle. Privatleute, die zwischen Januar 2009 und Juni 2010 ihr mindestens neun Jahre altes Auto verschrotten ließen, erhielten dafür 2500 Euro.

Gleichzeitig mussten sie einen Neu- oder Jahreswagen erwerben und ihn bis Juni 2010 zulassen. Die staatliche Prämie sollte der damals krisengeschüttelten deutschen Autoindustrie wieder auf die Beine helfen. Weiteres Ziel der Regierung war es außerdem, Dreckschleudern aus dem Verkehr zu ziehen, um die Schadstoffbelastung in der Luft zu verringern.

"Offenbar haben damals viele ihr Auto verschrottet", sagt Grain. Die Gündinger Feuerwehr bittet deshalb Bürger, die noch einen alten Wagen haben, ihr Fahrzeug für die Rescue Challenge zu spenden. "Dafür übernehmen wir kostenlos die Entsorgung", verspricht der Feuerwehrkommandant.

Wer ein altes oder schrottreifes Auto abgeben will, soll sich bei der Freiwilligen Feuerwehr Günding e. V., Telefon 08131/569722 melden. Mail: info@feuerwehr-guending.de

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Quelle:
SZ vom 15.01.2015/kbl
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