Gschlößl, Pöschl, Cavenati:Drei Solisten statt ein Trio

Gschlößl, Pöschl, Cavenati: Das Sousafon kennt man vor allen von alten Brass Bands aus New Orleans. Gerhard Gschlößl setzt es auch als Soloinstrument im Free Jazz ein.

Das Sousafon kennt man vor allen von alten Brass Bands aus New Orleans. Gerhard Gschlößl setzt es auch als Soloinstrument im Free Jazz ein.

(Foto: Toni Heigl)

Kunstvolles Aneinandervorbeispielen beim jazz e.V.

Von Toni Heigl, Dachau

In seiner Herbstreihe zelebriert der jazz e.V. die Form des Trios: Beim zweiten von vier Konzerten waren diesmal drei Musiker auf der Bühne der Dachauer Kulturschranne, die vor allem die freie Improvisation im Blick beziehungsweise im Ton hatten: Gerhard Gschlößl, Sunk Pöschl und der Italiener Alberto Cavenati.

Gerhard Gschlößl an der Posaune und am selten als Soloinstrument gespielten Sousafon, das vor allem als Bassinstrument der Brass Bands aus New Orleans bekannt ist, fühlt sich der neuen Szene zugehörig, die sich Musik unabhängig von stilistischen Zwängen verschrieben hat. Nach eigenem Bekunden spielt Gschlößl gerne frei von vorgegebenen Formen und improvisiert seine Rhythmen und Melodielinien. Der gebürtige Mainburgerspielte schon mit Jazz-Größen wie Albert Mangelsdorff, Sam Rivers oder Alexander von Schlippenbach, alle bestens bekannt aus der freien Szene. Auch Sunk Pöschl am Schlagzeug, Urgestein der Münchner Jazz-Szene, spielt in jüngster Zeit auch international wie etwa im Leonid Chizhik Trio oder im ICI Ensemble. Sein Spiel in Dachau war zurückgenommen, er setzte freie Akzente. Vor allem kamen bei ihm viele Perkussionsinstrumente wie Rasseln zum Einsatz, die der Italiener Alberto Cavenati an der Gitarre mit Klang-Collagen und frei pulsierenden Linien untermalte.

Die drei trafen sich spontan im Studio, um eine CD zu produzieren, die unter dem Titel "Bitte" erschienen ist. Mit dieser ungewöhnlichen Besetzung - das nächste Konzert des Samuel Blaser Trios am 18. November hat übrigens die gleiche Instrumentalbesetzung - entstanden zwar interessante Klangbilder und in der Kürze der Nummern eher Miniaturen, aber irgendwie fehlte der Puls des Miteinanders, wie man es vom Free Jazz her kennt, das gegenseitige Durchdringen der spontanen Einfälle. Es entstand eher der Eindruck des beifälligen Nebeneinanders, wobei sich in den Köpfen so manchen Zuhörers kein musikalisches Gesamtbild einstellen wollte. Ein Kuriosum nebenbei: Der Saal war zwar fast komplett reserviert, aber die Besucher blieben aus, wahrscheinlich wegen der Bauarbeiten an der S-Bahn-Stammstrecke. Dachau war abgehängt.

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