Grüne Welle für Busse:Per Funk flott durch dichten Verkehr
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Die Stadt will die Linienbusse mit neuer Technik schneller durch Dachau lotsen, um Verspätungen zu reduzieren
Von Petra Schafflik, Dachau
Wer den Bus nimmt, möchte pünktlich ankommen. Ein Wunsch, der in der Stadt oft genug nicht in Erfüllung geht. "Wir haben Linien mit 70 Prozent Verspätungen", weiß Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Gerade in den Hauptverkehrszeiten werden Fahrpläne oft nicht eingehalten. Bisher zumindest. Das soll sich ändern: Der Umwelt- und Verkehrsausschuss will eine spezielle Funktechnik anschaffen, die die Linienbusse schneller durch den Verkehr lotsen kann. Ziel ist, den öffentlichen Nahverkehr auf einer "Grünen Welle" ohne langes Warten an den Ampeln rasch durch die Stadt zu leiten. Damit diese Busbeschleunigung nicht zu mehr Staus beim Individualverkehr führt, werden auch Autos und Radler erfasst. Ein komplexes System, das sich die Stadt 800 000 Euro kosten lässt. In der Diskussion waren weder die Grundidee noch die Kosten umstritten. Vielmehr lautete die Frage: Bewährter Digitalfunk oder innovative Bluetooth-Erfassung?
Die Stadt hat das System bereits getestet. Es "funktioniert gut und ist innovativ", sagt Peter Strauch
Für die erwünschte Busbeschleunigung gibt es zwei Alternativen: In der klassischen Variante werden die Fahrzeuge an den Kreuzungen per Datenfunk erfasst. "Diese Technik hat jeder Bus bereits", erklärte Verkehrsingenieur Uwe Klar vom Essener Planungsbüro PVT den Stadträten. Nur Empfänger und Steuergeräte müssten in die Ampeln noch eingebaut werden. Als zweites Verfahren wäre die Bluetooth-Technik nutzbar. Dieses System erprobt die Stadt gerade an den Einmündungen von Schiller- und Hermann-Stockmann-Straße in die Münchner Straße. "Das funktioniert gut und ist innovativ", betonte CSU-Fraktionssprecher Peter Strauch. Stimmt, so der Experte. Aber mit diesem neuartigen Verfahren würde die Stadt Neuland betreten. Busse, die im Münchner Verkehrsverbund oder im Schulverkehr fahren, könnten dann nicht von der "Grünen Welle" profitieren. Denn Digitalfunk hat jeder Bus bereits an Bord, Bluetooth-Signalgeber müssten in jedes Fahrzeug eingebaut werden. Ob die vielen Busunternehmer, die im MVV- und Schulbusverkehr einzelne Fahrzeuge laufen haben, so eine Investition tätigen, nur um schneller durch Dachau zu kommen, ist fraglich.
Dieser Aspekt gab schließlich den Ausschlag: Denn eine "Insellösung" nur für städtische Linienbusse ist nicht das Ziel der Stadt. Zumal der Landkreis wächst, der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden soll und so künftig noch mehr Buslinien von außerhalb auch in Dachau Station machen werden. Die Stadträte votierten daher für eine Busbeschleunigung mit bewährtem Digitalfunk. Zusätzlich werden Autos und Radler erfasst, um alle Verkehrsströme insgesamt zu lenken. Dafür eignet sich ausschließlich die Bluetooth-Technik, die Signale vorbeifahrender Verkehrsteilnehmer automatisch auffängt. Ziel des gesamten Konzepts, so Verkehrsreferent Volker C. Koch (SPD), "ist eine effektive Busbeschleunigung, die der Individualverkehr gar nicht merkt."